Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Rupert wartete einen Augenblick, bis er sicher war, dass ihre ganze Aufmerksamkeit den Gegnern zugewandt war, und zog sich dann an der Barrikade hoch. Er glaubte zwar nicht, dass König John ihn zurückhalten würde, aber er wollte kein Risiko eingehen. Die Leichenstapel gerieten unter seinem Gewicht ins Rutschen, und er duckte sich alarmiert in die Schatten. Die meisten Dämonen schienen sich darauf zu konzentrieren, die Barriere zu durchbrechen. Ihnen kam gar nicht in den Sinn, dass jemand versuchen könnte, das Hindernis in der Gegenrichtung zu überwinden. Bald verlagerte sich der Kampf weg von Rupert, und er konnte unbemerkt auf der anderen Seite der Barriere hinabspringen. Ein heißer Schmerz schoss ihm durch den Arm. Er zuckte zusammen und stieß einen gedämpften Fluch aus. Dann war er am Boden und rannte mit dem Schwert in der Rechten auf Julia zu.
Julia rückte keine Handbreit von dem schützenden Stamm weg, während sie Wolfsbann im Halbkreis von einer Seite zur anderen schwang. Ringsum verfaulten die Leichname der Dämonen, aber das schreckte die Angreifer nicht ab. Fieberhaft hieb sie auf die grinsenden Geschöpfe ein, die sie mit Zähnen und Klauen bedrohten. Sie wusste, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie zu schwach oder zu langsam wurde, um sich zu wehren, und dann würde die Horde über sie herfallen. Sie hoffte, der Tod käme schnell, auch wenn sie das Gegenteil befürchtete. Ihre Klinge verharrte, als ihre Konzentration nachließ, und schon tauchte ein Dämon unter dem Schwert durch und versuchte, ihr an den Hals zu fahren. Sie zerschlug ihn mit einem Rückhandhieb, der ihre Deckung weit öffnete. Die Dämonen drängten näher.
Rupert stürmte heran und hieb eine Gasse durch die Horde der verblüfften Angreifer, bis er neben Julia stand. Lange sah man nichts außer den beiden Schwertern, die auf die Feinde niedersausten. Blut spritzte nach allen Seiten, dann wichen die Dämonen so plötzlich zurück, dass Rupert und Julia allein vor dem morschen Baumstamm standen. Langsam senkten sie die Waffen und sahen sich argwöhnisch um. In der Dunkelheit wimmelte es von bizarren Schemen, aber alles deutete darauf hin, dass sich die Dämonen in den Düsterwald zurückzogen. Die wenigen Überlebenden des Heeres lugten ungläubig über die Barrikade, dachten aber nicht daran, die Fliehenden zu verfolgen.
„So leicht geben die sonst nicht auf“, stieß Rupert hervor. Er stand da, ermattet auf sein Schwert gestützt und nach Luft ringend. „Die haben etwas vor.“
„Vermutlich.“ Julias Knie gaben nach, und sie konnte sich gerade noch setzen. Augenblicke später hatte sich Rupert zu ihr gesellt. Er warf einen skeptischen Blick auf Wolfsbann.
„Ist das Ding gut – als Schwert, meine ich?“
„Ich habe schlechtere gesehen.“
Rupert starrte mürrisch auf die Leichname, die überall verstreut lagen und nach Fäulnis und Moder stanken. Er wandte sich Julia zu und hob sardonisch eine Braue. „Weißt du, Mädel, es muss eine leichtere Art geben, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.“
Julia verzog nur die Mundwinkel; sie war zu schwach, um ordentlich loszulachen. Rupert musterte sie genauer und runzelte die Stirn.
„Du bist verletzt, Mädel.“, sagte er mit rauer Stimme.
„Du auch“, entgegnete Julia, „und doch bist du mir zu Hilfe gekommen und hast mir das Leben gerettet.“
„Du hättest das Gleiche für mich getan.“
„Wie schlimm ist der Arm?“
„Schlimm genug. Wie fühlst du dich?“
„Ich habe mich schon besser gefühlt.“
Rupert legte ihr den gesunden Arm um die Schultern, und sie lehnte sich an seine Brust. Schweigend saßen sie da und genossen, dass geteilte Schmerzen halbe Schmerzen waren. Rupert wusste, er musste Julia eigentlich zurück zum Heer bringen, solange die Dämonen sie in Ruhe ließen, aber er fand nicht die Kraft dazu.
„Zumindest“, sagte Julia, „kann ich meiner Sammlung ein paar neue Narben hinzufügen.“
„Mist.“ Julia kuschelte sich an seine Brust. „Diese Schlacht läuft nicht gut, oder?“
„Bis jetzt ist sie eine Katastrophe. Die meisten unserer Leute sind tot oder schwer verletzt. Ohne die Unterstützung des Erzmagiers sind wir nur lebende Zielscheiben. Es ist ein Wunder, dass überhaupt jemand überlebt hat .“
„Rupert ... h örst du das?“
„Was?“
„Da draußen ist etwas Gewaltiges, und es kommt auf uns zu.“
Rupert sah in die Nacht hinaus und rappelte sich auf, das Schwert in der Hand. Julia kam auch mühsam
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