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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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und das Einhorn niederprasselten. Seine kolossalen Schwingen trugen den Drachen zu der hochgeklappten Zugbrücke und hielten ihn im Gleichgewicht, während die messerscharfen Klauen auf die dicken Holzbohlen einhieben und sie wie Papier zerfetzten. Der Posten im Torhaus erlitt einen kurzen, aber deutlich hörbaren hysterischen Anfall und ergriff dann schreiend die Flucht. Der Drache schlug mit den Flügeln und warf sein ganzes Gewicht gegen die Winde, mit deren Hilfe die Brücke hochgezogen wurde. Licht schillerte auf seinen Smaragdschuppen, als sich gewaltige Muskeln anspannten und schwollen. Plötzlich rasselten die Ketten, und Rupert, Julia und das Einhorn traten zurück, als die Zugbrücke sich über den Burggraben senkte und am anderen Ende aufschlug. Rupert und Julia applaudierten, und der Drache gesellte sich im Gleitflug zu ihnen.
    „Gute Idee“, sagte das Einhorn. „Jetzt werden sie uns wahrscheinlich ihr ganzes verdammtes Heer entgegenschicken.“
    Rupert führte seine Gruppe über die Zugbrücke, die unter dem Gewicht des Drachen ächzte. Etwas rührte sich im Burggraben, und Julia warf einen skeptischen Blick auf die Blasen, die aus der dunklen Brühe aufstiegen.
    „Haltet ihr etwa Krokodile im Burggraben?“
    „Nicht mehr“, meinte Rupert geistesabwesend, den Blick fest auf das große Portal am anderen Ende des Bergfrieds gerichtet. „Früher schon, aber dann kam irgend so ein Ding, das Ordnung im Graben schuf und sie alle fraß.“
    „Was war es denn?“
    „Wir sind nicht sicher“, sagte Rupert. „Aber das spielt eigentlich auch keine Rolle; wenn es Krokodile fressen kann, dann ist es sicher in der Lage, einen Burggraben zu bewachen.“
    Die gewaltigen Eichenportalflügel schwangen langsam vor ihnen auf, und Rupert führte seine Gefährten vom Bergfried in den Hof der Burg. Unmittelbar hinter dem inneren Tor blieb er stirnrunzelnd stehen. Selbst zu dieser späten Tageszeit hätten Händler ihre Waren feilbieten müssen, umringt von feilschendem Marktvolk. Zauberkünstler und Zigeunerinnen hätten da sein müssen, Messerschleifer und Kesselflicker, Bettler und Priester. Wachen hätten an den Toren und Bogenschützen auf den Wehrgängen stehen müssen. Stattdessen breitete sich der große Platz still und leer vor ihm aus. Weder Kohlepfannen noch Fackeln erhellten das trübe Grau, und die Schatten wirkten beängstigend dunkel. Als Rupert langsam auf den Hof trat, hallten seine Schritte unnatürlich laut.
    „Wo zum Henker sind die Burgbewohner?“ Die hochragenden Mauern warfen Ruperts Worte hohl zurück, und es gab keine Antwort.
    „Ich habe schon lustigere Friedhöfe gesehen“, brummte Julia.
    „Wenn ich etwas bemerke, das auch nur entfernte Ähnlichkeit mit einem Pestkreuz hat, kehre ich auf der Stelle um.“ Das Einhorn rollte ängstlich die Augen. „Hier stimmt etwas nicht, das habe ich im Urin.“
    „Oh, halt die Klappe“, fauchte Rupert. „Wenn eine Seuche ausgebrochen wäre, wäre das Tor verschlossen geblieben, Drache hin oder her.“
    „Ich gehe davon aus, dass es hier sonst nicht so … friedlich ist“, sagte der Drache.
    „Nein, üblicherweise nicht“, sagte Rupert gepresst. Er blieb am Fuß der langen Treppe zur Haupteingangshalle stehen und starrte finster das abweisende Portal an. „Das Reich befindet sich anscheinend in einer Notlage. Sie scheint so bedrohlich zu sein, dass man die Verteidiger der Burg abgezogen und die Residenz von der Außenwelt abgeriegelt hat.“ Er starrte zu den unbemannten Zinnen und Wehrgängen hinauf und erzitterte plötzlich. „Aber was für eine Bedrohung …“
    „Der Düsterwald“, sagte eine leise Stimme.
    Rupert wirbelte herum, das Schwert in der Hand, als plötzlich der Schein von Fackeln den Hof erhellte. Am oberen Ende der Treppe stand eine hochgewachsene, breitschultrige Gestalt in blitzendem Kettenpanzer, die sich gegen das halb geöffnete Hauptportal abhob. Das Licht schimmerte rötlich auf dem Blatt der mächtigen Doppelaxt, die der imposante Krieger in Händen hielt. Julia zog ihr Schwert und trat schützend neben Rupert, als ein Dutzend bewaffneter Wachleute aus der Halle stürmte und hinter dem Mann Aufstellung nahm.
    „Freunde von dir?“, fragte Julia beiläufig.
    „Nicht unbedingt“, sagte Rupert.
    Eine Zeit lang starrten die beiden Gruppen einander wortlos an.
    Dann senkte der hochgewachsene Recke lächelnd die Doppelaxt.
    „Willkommen auf der Burg.“
    „Danke, Erster Ritter. Gut, wieder daheim zu sein.“ Rupert

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