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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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hatten. Ein Dutzend Gardisten übte sich unter dem scharfen Blick des Ersten Ritters im Zweikampf. Stahl klirrte, und Kampfeslärm hallte von den hohen Mauern wider. Andere Gardisten sahen zu, polierten ihre Klingen mit Ö llappen und bemühten sich, möglichst kriegerisch dreinzuschauen. Rupert fand ihre offensichtliche Kompetenz beängstigend und beruhigend zugleich. Er zog seinen Umhang enger um sich und stampfte mit den Füßen, um die Zehen aufzutauen. Sein Atem dampfte in der stillen Morgenluft. Rupert runzelte die Stirn; so früh im Herbst hätte es noch nicht so kalt sein dürfen . Der Düsterwald musste näher sein, als alle annahmen … er tastete nach seinem Schwert. Je eher diese Reise begann, desto besser.
    Dennoch zögerte er. Er beobachtete die Schläge und Paraden der Gardisten, das helle Blitzen ihrer Schwerter im düsteren Burghof. Schweiß glänzte auf den Gesichtern, und ihr Atem rasselte, während sie sich immer heftiger ins Zeug legten, um den entscheidenden Stoß anzubringen, der die Haut des Gegners ritzte und Blut fließen ließ. Rupert entsann sich nur zu deutlich, wie er selbst hier gekämpft hatte, in der Kälte des frühen Morgens. Bittere Erinnerungen stiegen auf, an die verächtlichen Blicke, mit denen der Fechtmeister den ungeschickten Jungen bedacht hatte, der durch einen schlecht sitzenden Kettenpanzer geschützt und mit einem Schwert gerüstet war, das viel zu schwer schien für die dünnen Arme. Sein Duellpartner war ein sehniger, athletischer Gardeoffizier gewesen, fast zwanzig Jahre älter und um Welten besser. Gemeinsam hatten der Fechtmeister und der Gardist Rupert allmählich zu einem Schwertkämpfer erzogen. Eine teuer erkaufte Fertigkeit, bezahlt mit Blut und Erniedrigungen. Rupert runzelte nachdenklich die Stirn. Er würde wohl nie so elegant mit der Waffe umgehen können wie Harald, aber er hatte in dieser harten Schule Tricks gelernt, die in dessen Standardlektionen nicht vorgekommen waren.
    Rupert hatte nie der Versuchung nachgegeben, mit seinem Kampfgeschick zu prahlen. Hin und wieder trugen die Brüder unter den kritischen Blicken des Ersten Ritters ein Duell aus, und Rupert verlor immer. Das war sicherer. Als durchschnittlicher Kämpfer bedeutete er keine Gefahr für Haralds Position, und so ertrug er schweigend die Wunden und den Spott. Aber er vergaß sie nie. Ruperts Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, und er beobachtete erneut die Gardisten, die stöhnend und keuchend mit Schwert und Schild übten. Zu seiner Überraschung fand er sie längst nicht mehr so beeindruckend wie beim ersten Hinschauen. Sie waren kräftig und listig, aber Geschicklichkeit und Ausdauer ließen doch sehr zu wünschen übrig. Sie waren gut, aber eine Woge der Erregung durchlief ihn, als er erkannte, dass er wahrscheinlich besser war.
    Ruperts Miene verdüsterte sich, als er einen der Gardisten erkannte, einen drahtigen großen Mann mit finsteren Gesichtszügen. Rob Hawke war ein Meister im Schwertkampf und so erfahren und beweglich, dass er mit der Klinge in der Hand als unschlagbar galt. Er war überdies eigensinnig, hinterlistig und rebellisch und wäre ohne seine außerordentliche Begabung im Umgang mit dem Schwert längst aus der königlichen Garde geflogen. Rupert musterte ihn kritisch und überlegte, ob ihm sein Vater noch mehr solche faulen Eier untergeschoben hatte.
    Eine scharfe Stimme zerriss seine Gedanken. Er drehte sich um und sah Harald neben dem Ersten Ritter stehen. Rupert fiel auf, dass sein Bruder einen Kettenpanzer und einen großen, stahlbeschlagenen Schild trug. Außerdem grinste er.
    „Rupert, ich dachte, ein kleiner Schwertkampf vor der Abreise könnte dir nicht schaden – nur so zum Aufwärmen. Na, Bruder, was hältst du davon?“
    „Klare Schiebung“, dachte Rupert. „Er ist gut gerüstet und ausgeruht. Ich habe nicht mal einen Schild.“
    Er sah sich um, als das emsige Treiben im Burghof plötzlich zum Erliegen kam. Die Männer hatten ihre Zweikämpfe unterbrochen und beobachteten ihn gespannt. Alle schienen damit zu rechnen, dass er sich vor dem Kampf drückte. Das wäre vernünftig gewesen. Harald war in der Absicht gekommen, sich für die Demütigung zu rächen, die er vor versammeltem Hofe erlitten hatte, und ganz nebenbei den ohnehin nicht allzu großen Respekt der königlichen Garde vor ihrem neuen Führer zu untergraben. Eine gut geplante Intrige, die zu jedem anderen Zeitpunkt gelungen wäre. Aber diesmal nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben

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