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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Sichel des zunehmenden Mondes. Sie wies schwache bläuliche Schatten auf, wie die ersten Anzeichen von Aussatz.

4
    Verbündete
    P rinzessin Julia wanderte ungeduldig im engen Vorzimmer der großen Halle auf und ab. Das Warten zehrte an ihrem Gemüt. Der König hatte sie eine halbe Stunde zuvor holen lassen, aber nun blieb das Portal fest verschlossen, obwohl sie mehrmals laut gerufen und gegen die Türflügel getreten hatte. Julia warf sich zu Tode gelangweilt in einen Ohrensessel und bedachte die Welt mit finsteren Blicken. Es gab niemanden, mit dem sie reden konnte, nichts zu tun, und da man sämtliche Porträts abgehängt hatte, konnte sie sich die Zeit nicht einmal mit Zielübungen totschlagen. Julia seufzte angewidert, verschränkte die Arme und wünschte Rupert Pest und Hölle an den Hals, weil er allein losgeritten war.
    Er war jetzt knapp drei Monate fort, und Julia vermisste ihn stärker, als sie sich eingestehen wollte. Sie hatte ihr Bestes versucht, um sich in das Leben am Hof und die feine Gesellschaft einzugewöhnen, aber wie so oft zuvor war ihr Bestes nicht gut genug gewesen. Ihre Angewohnheit, jeden zu Klump zu schlagen, der dumm genug war, sie zweimal zu beleidigen, hatte ihr einen gewissen widerwilligen Respekt, aber kaum Freunde eingetragen. Die Damen ihres Alters und Standes waren anfangs bemüht gewesen, sie in ihrem Kreis aufzunehmen, aber sie hatten herzlich wenig mit Julia gemeinsam. Ihr Zeitvertreib beschränkte sich auf Klatsch, Mode und die aussichtsreichsten Methoden, sich einen reichen Gemahl zu schnappen, während Julia Romanzen und Hofintrigen egal und modische Schuhe ein Gräuel waren, weil sie ständig drückten, und sie neigte zu Gewaltausbrüchen, wenn jemand ihre bevorstehende Hochzeit mit Prinz Harald auch nur mit einem Wort erwähnte. Viel lieber ging sie reiten und jagen oder übte sich im Schwertkampf, in den Augen der anderen Damen alles mehr oder weniger skandalträchtige Beschäftigungen. Das sei nicht damenhaft, hieß es, worauf Julia eine extrem drastische Antwort gab und sämtliche junge Damen plötzlich zwingende Gründe erfanden, um sich zurückzuziehen.
    Danach ließ man Julia weitgehend in Ruhe.
    Anfangs verbrachte sie viel Zeit damit, die Burg zu erforschen. Sie fand schnell heraus, dass dieselbe Tür nicht unbedingt immer in denselben Raum führte, dass es Ein- und Ausgänge gab und längst nicht alle Türen beides zugleich waren und dass manche Korridore da endeten, wo sie begonnen hatten, wenn man nicht genau aufpasste. Julia fand das alles ungemein spannend, aber zu ihrem Leidwesen verlief sie sich des Öfteren , und nachdem König John sie das vierte Mal nur mit Hilfe eines Suchtrupps aufgestöbert hatte, musste sie versprechen, sich nicht mehr ohne Spürer von den Hauptkorridoren zu entfernen. Damit war die Sache praktisch gelaufen.
    Wie ihr Vorgesetzter, der Seneschall, der sich um den Burgalltag kümmerte, besaßen die Spürer einen beinahe mystischen Orientierungssinn. Das hieß im Klartext, dass sie sich nie verirrten und ganz genau wussten, wo sich jeder beliebige Raum zu jeder beliebigen Zeit befand. Auf einer Burg, deren Himmelsrichtungen davon abhingen, welcher Wochentag gerade war, erfreuten sich solche hochbegabten Leute natürlich einer enormen Wertschätzung, was wiederum zur Folge hatte, dass sie selten zur Verfügung standen, wenn man sie dringend brauchte. Julia gab ihre Streifzüge auf und vertrieb sich die Zeit wieder damit, die Angehörigen der königlichen Leibgarde zum Duell zu fordern.
    Daraufhin stellte der König eine Anstandsdame für sie ab. Julia fand schnell heraus, dass man mit dieser reizenden älteren Dame mit den grauen Löckchen am besten fertig wurde, indem man sie ständig auf Trab hielt. Nach drei Tagen, an denen sie sich die Füße wundgelaufen hatte, um Julia mehr oder weniger auf den Fersen zu bleiben, erklärte die würdige Matrone König John rundheraus, die junge Prinzessin brauche keine Anstandsdame, da es keinen Mann im ganzen Schloss gebe, der ihr folgen könne.
    Was nicht hieß, dass es keiner versuchte. Der Hauptbewerber war natürlich Harald, der sich einzubilden schien, der vor langer Zeit geschlossene Ehevertrag gewähre ihm schon jetzt gewisse Rechte auf ihre Person, wenn schon nicht ihre Zuneigung. Ein paar kräftige linke Haken lehrten ihn, auf Distanz zu bleiben, und wirkten Wunder, was seine Reflexe anging, aber offenbar betrachtete er das Ganze als Teil des alten Spiels „Was sich liebt, das neckt sich“

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