Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
es. Wo liegt Leonor jetzt?«
    »Im Missionshospital von Santo Antônio.«
    »Dort soll ein neuer Arzt sein, sogar ein sehr guter.«
    »Ein Deutscher. Er hat nur einen Nachteil. Er ist einer von diesen ökologischen Spinnern und hängt am Regenwald wie an der Mutterbrust. Aber als Arzt – fabelhaft!«
    »Ich werde ihn mir mal ansehen, Benjamim. Will er Lärm schlagen?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Dann wird er nicht alt bei uns werden.«
    Bento starrte Emilio entsetzt an. »Soll das heißen …«, stotterte er. Emilio Carmona winkte lässig ab. Immer diese Verdächtigungen!
    »Aber nein, nein, Benjamim. Man wird dafür sorgen, daß er Roraima schnell verläßt. Oder –« Carmona lächelt vielsagend – »was verdient denn ein Arzt in Brasilien? Auch wenn er von einer ausländischen Hilfsorganisation bezahlt wird, er kann sein Geld schnell zählen. Angenehmer wäre es doch, sich um das Geld keine Gedanken mehr machen zu müssen.«
    »Ich glaube nicht, daß Dr. Binder käuflich ist.«
    »Jeder denkt an eine gute Altersversorgung. Das ist doch menschlich.«
    »Ich würde es nicht versuchen, Emilio.«
    »Auf jeden Fall möchte ich ihn kennenlernen. Der beste Schutz ist, seinem Gegner ins Auge zu sehen.«
    »Zuerst geht es um Leonor.«
    »Ich verspreche es dir: In zwei Tagen wissen wir mehr. Oder gar nichts.«
    Mit der Hoffnung, daß Carmona etwas herausfinden würde, kehrte Bento in sein Haus zurück. Er fand die Zimmertür gewaltsam aufgebrochen vor, aber die Wohnung war weder durchwühlt, noch war etwas mitgenommen worden. Nur ein Zettel lag auf dem Wohnzimmertisch:
    »Nimm dich in acht! Vergiß, was gewesen ist. Es gibt viele Arten, dein Gedächtnis auszulöschen.«
    Bento zerknüllte den Zettel und warf ihn wütend in eine Ecke. Aber dann hob er ihn wieder auf und strich ihn glatt. Die Schrift würde vielleicht einmal wichtig werden. Auf jeden Fall wußte er jetzt: Der Tod war immer um ihn herum.
    Zwei Tage dauerte es, bis Leonor ihren Schock überwunden hatte. Äußerlich – wie stark ihre Seele für immer Schaden erlitten hatte, konnte niemand sagen. Die Schlag- und Bißwunden färbten sich gelbbläulich, und die Schmerzen ließen langsam nach.
    »In einer Woche ziehe ich die Fäden«, sagte Thomas zu Helena Batalha.
    »Ich werde es nie vergessen, Doktor. Nie! Eine Mutter kann so etwas nicht vergessen.« Helena hatte sich inzwischen gefangen; sie konnte jetzt darüber reden, ohne wieder zu weinen oder zu schluchzen. »Und Leonor wird ein anderes Mädchen sein als früher. Das wissen wir alle.«
    »Ja, aber sie ist noch jung«, antwortete Thomas. »Und mit den Jahren wird auch dieses schreckliche Erlebnis verheilen.«
    Am dritten Tag – Bento hatte unterdessen die Leitung des Drugstore übernommen und beobachtete jeden Kunden mit scharfem Blick, vor allem, wenn er einen goldenen Ring im Ohr trug – war Leonor bereit, genauer von der furchtbaren Nacht zu erzählen:
    Sie hatte nach einem Ausbruch von Fröhlichkeit plötzlich jeden Willen verloren, spürte, daß die beiden Männer sie unterhakten und sie mit sich schleppten, sah sich dann in einem Zimmer wieder und war völlig wehrlos, als man ihr die Kleider vom Leib riß und sie auf ein Feldbett warf. Einer der Männer hieb mit einem dünnen Bambusrohr auf sie ein, weil sie instinktiv die Beine zusammengepreßt hatte, der andere lag dann auf ihr und biß sie überall, und dann packten beide zu, rissen ihre Beine auseinander, und der Beißer war der erste, der über sie herfiel, ein wahnsinniger Schmerz durchjagte ihren Körper, als würde sie mitten durch gerissen … und dann wußte sie nichts mehr, spürte nichts mehr und wurde besinnungslos.
    Sie erwachte, als gerade einer der Männer wieder von ihr stieg – zum wievielten Male? –, seinen nassen, blutverschmierten Penis schüttelte und grunzend zu dem anderen sagte:
    »Die haben wir totgevögelt, José, die gibt keinen Piep mehr von sich. Wo bringen wir sie hin?«
    Er hieb noch einmal mit dem Bambusstock auf sie ein, und Leonor war so tapfer, nicht aufzuschreien, ja nicht einmal zu zucken, denn eine Tote spürt ja keinen Schmerz. Der Mann, der Duarte hieß, schien zufrieden.
    »Sie ist wirklich hin!« sagte er. »Gehn wir und suchen einen Platz.«
    Leonor hatte gewartet, vielleicht eine Viertelstunde lang, dann war sie vom Bett aufgestanden, hatte ihr zerrissenes Kleid angezogen und war hinaus in die Nacht gewankt. Daß sie nach Hause gefunden hatte, begriff sie jetzt noch nicht. Sie hatte nicht mehr gesehen,

Weitere Kostenlose Bücher