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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Maschinenpistolen. Es war kein beruhigender Anblick.
    »Wir haben den Befehl, alles abgedrehte Filmmaterial einzuziehen.«
    »Was haben Sie?«
    »Alles ist beschlagnahmt.«
    »Ich protestiere! Ich bin britischer Bürger und habe von Ihrer Regierung die Dreherlaubnis.«
    Der Sergento streckte beide Hände aus. »Geben Sie mir die Filme freiwillig.«
    »Was heißt freiwillig? Ich denke nicht daran!«
    Das Gesicht des Sergento wurde sehr ernst. »Ich habe meinen Befehl«, sagte er. »Und diesen Befehl führe ich auch aus. Sie sind Gast in unserem Land, aber Sie unterstehen unseren Gesetzen. Geben Sie die Filme her.«
    »Nein.«
    »Dann müssen wir sie uns holen.«
    »Ich werde sofort den britischen Botschafter in Brasilia informieren.«
    »Brasilia ist weit weg. Sie sind hier in Roraima, was hier geschieht, ist allein unsere Sache, darum kümmert sich niemand in Brasilia. Und Sie werden keine Gelegenheit haben, Ihren Botschafter zu informieren.«
    Bevor der TV-Reporter etwas entgegnen konnte, gab der Sergento den anderen einen Wink. Aus drei Maschinenpistolen ratterten die Geschosse, durchsiebten Reporter, Kameramann und Toningenieur. Nur ein paar Sekunden dauerte es, dann öffnete der Sergento die Wagentür. Die Leiche des Reporters fiel ihm vor die Füße, er schob den über den Geräten zusammengesunkenen Kameramann zur Seite und zog unter ihm die Aluminiumkiste mit den belichteten TV-Filmen hervor. Auf der Schulter trug er sie zu dem Jeep. Die drei Polizisten, die geschossen hatten, warteten auf weitere Befehle.
    »Wir versenken sie im Stausee«, ordnete der Sergento in völliger Ruhe an. »Dort wird sie nie einer finden. Es waren dumme Menschen. Geben ihr Leben für ein paar Filmrollen hin. Der Teufel hole diese europäische Tapferkeit.«
    Zwei Wochen lang suchten Polizei und Militär nach dem britischen Fernseh-Team. Es blieb verschwunden. Coronel Miguel Bilac schrieb selbst den Bericht für das Innenministerium in Brasilia, das ihn weitergab an den britischen Botschafter.
    Verschollen im Regenwald. Wahrscheinlich Opfer von Indianern.
    Die Überraschung war groß, als die kleine, einmotorige Maschine des Holzfällerlagers am unteren Rio Parima auf der Piste der Mission landete.
    Wie immer, wenn ein Flugzeug unangemeldet in Santo Antônio einschwebte – und das kam ab und zu, wenn auch nicht oft vor –, waren der Tenente Geraldo Ribateio und Sergento Alberto Moaco am Rollfeld und nahmen die Fremden in Empfang. Pater Ernesto stand in der Tür der Mission und beobachtete die Ankunft.
    Marco Minho war der erste, der aus dem Flugzeug stieg. Gilberto Quadros redete noch auf den Piloten ein und nannte ihn einen Idioten. Warum, das wußten nur sie beide. Piloten unter sich.
    Nachdem der Propeller stillstand, kam Ribateio auf Minho zu.
    »Darf ich fragen, woher Sie kommen?« fragte er.
    »Aus der Hölle.«
    »So sehen Sie nicht aus. Sie sind erstaunlich munter.«
    »Wir haben ein paar Tage im Holzfällerlager C 15 ausgeruht. Ich bin Zoologe und wollte nach Santo Antônio. Nun bin ich da. Unser Flugzeug ist mitten über dem Regenwald abgestürzt, und wir haben uns durch den Dschungel geschlagen.«
    »Allein durch den Urwald?« fragte Ribateio ungläubig.
    »Zu zweit. Gilberto dort in der Maschine war dabei. Er ist der Pilot des abgestürzten Flugzeuges. Wir hatten einen Toten. André do Rego. Er ist im Wald geblieben.«
    »Zu zweit durch den Wald? Ein Wunder, daß Sie das geschafft haben. Wenn Sie auf Indios gestoßen wären –«
    »Das sind wir. Sie wurden unsere Freunde und gaben uns sogar ein Kanu, mit dem wir das Holzfällerlager C 15 erreichten.«
    »Senhor, Sie müssen nicht einen, sondern zehn Schutzengel haben.« Ribateio war sichtlich beeindruckt. »Darüber müssen wir einen Bericht schreiben.«
    »Ich werde noch vieles schreiben, was ich gesehen habe«, sagte Minho. Jetzt stieg auch Gilberto aus und hinter ihm der Pilot, der zutiefst beleidigt schien.
    Daß Gilberto überhaupt auf Santo Antônio war, kam schon wirklich einer Art Wunder gleich. Drei Tage und Nächte lang hatte er als Mörder der Hure Blondie gegolten.
    Antão Dantas, der Chefingenieur und Leiter des Lagers C 15, hatte den willenlosen, wie unter Trance stehenden Gilberto ohne Gewaltanwendung in ein Zimmer seiner Baracke eingesperrt. Es war ein Raum, der von außen mit einem starken Eisengitter gesichert war, denn ab und zu kam es vor, daß einem der Holzfäller, von der Einsamkeit überwältigt, die Nerven durchgingen. Dann tobte er herum,

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