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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden. Im Boden dieses riesigen Gebietes liegen unermeßliche Mengen von Erzen und Mineralien. Entdeckt hat man Kupfer, Nickel, Eisen, Bauxit, Mangan, Uran und Gold. Geologen haben ausgerechnet, das Vorkommen unter diesem Regenwaldboden würde mehrere Jahrhunderte reichen! Damit ist Brasilien das reichste Land an Bodenschätzen, reicher als Sibirien. Aber um diese Schätze zu heben, braucht es neue Straßen, Eisenbahnlinien, Flughäfen, Binnenwasserwege, Binnenhäfen und Energie, um die Fabriken, Hütten, Gruben und die neu entstehenden Städte zu versorgen. Das alles soll nach ersten Schätzungen 60 Milliarden Dollar kosten! Woher kommt das Geld für all diese Investitionen? Es kommt aus den Industrieländern der nördlichen Hemisphäre. 6 Milliarden Dollar sind schon verbaut, die Europäische Gemeinschaft hat über den Fonds des Europäischen Kohle- und Stahlabkommens 1 Milliarde Dollar eingezahlt. Bedingung: Die EG bekommt über 15 Jahre hinweg ein Drittel der Jahresproduktion zum Preis vom Jahre 1982! Ein gigantischer Gewinn der EG – ein gigantisches Verlustgeschäft für Brasilien! Und auch die Weltbank ist wieder, wie immer dabei: Sie gibt Kredite von 300.000.000 Dollar. Wie soll Brasilien diese Zinsen bezahlen? Die USA und Japan investieren ebenfalls riesige Summen in das Projekt Carajás. Experten haben ausgerechnet, daß eine Jahresproduktion ein Förderungsvolumen von etwa 18 Milliarden Tonnen bedeutet! Vierzig Prozent des Eisenerzes, das zum Beispiel in der Bundesrepublik Deutschland geschmolzen wird, stammt aus Brasilien.«
    »Das ist erstaunlich«, sagte der TV-Reporter. »Das wußten wir nicht.«
    »Die Welt weiß vieles nicht, was in Brasilien wirklich passiert.« Maputo nahm ein anderes Blatt zur Hand und las es durch. Dann zitierte er, und seine Stimme begann dabei zu zittern. »Die Leitung des Projekts Grande Carajás hat die Companhia Vale do Rio Doce , kurz CVRD , übernommen. Der Plan sieht vor, daß zunächst 25 Roheisenwerke entstehen, alle entlang der Eisenbahnlinie zum Hafen. Hinzu kommen Stahlwerke, Zementfabriken und riesige landwirtschaftliche Unternehmungen, neue Städte und deren Energieversorgung. Aber bis es soweit ist, muß die Energie zur Verhüttung der Erze durch Holzkohle geliefert werden. Das Projekt Grande Carajás bedeutet die Vernichtung von einer Million Hektar Primärwald pro Jahr! Nur für Holzkohle! Man muß das immer wiederholen, weil alle Staaten, weil alle Industrieländer der Nordhalbkugel davon profitieren! Senhores, um eine Tonne Roheisen zu verhütten, muß man enorm viel Holzkohle verfeuern. Bei der angestrebten Produktionskapazität von 2,5 Millionen Tonnen Roheisen pro Jahr bedeutet das, daß jährlich 610.000 Hektar Regenwald vernichtet werden müssen, um daraus Holzkohle zu gewinnen! Die Versprechungen, den abgeholzten Wald mit Neupflanzungen aufzuforsten, werden kaum gehalten. Und wer spricht schon von der unvorstellbaren Luftverschmutzung der mit Holzkohle befeuerten Hochöfen? Was da in den Himmel geblasen wird, beschleunigt den Untergang unserer Erde. Alle Industrieländer wissen es, aber alle machen die Augen zu und geben Hunderte Millionen Dollar zum weiteren Ausbau von Grande Carajás. Der gegenwärtige Profit ist wichtiger als die Zukunft unserer Menschheit.«
    Die Kamera erfaßte noch einmal Maputos Kopf, seine ernsten dunkelbraunen Augen, seinen energischen Mund mit dem Schnurrbart darüber. Sie schwenkte auf die von harter Arbeit gezeichneten Hände über dem Stapel Papiere. Dann blendete man aus, und der Kameramann sagte:
    »Ist im Kasten. Ist fabelhaft gelaufen.«
    Der TV-Reporter gab Maputo die Hand: »Ich danke Ihnen für dieses Interview. Es wird Aufsehen erregen. So deutlich wie Sie hat es noch keiner gesagt.«
    »Aber wird es helfen?« fragte Maputo zweifelnd.
    »Nein!« Der Reporter schüttelte den Kopf. »Millionen werden erschüttert sein, aber auf sie kommt es nicht an. Die Maßgebenden tun doch, was sie wollen. Senhor Maputo, nochmals herzlichen Dank.«
    Am Abend fuhr das Fernsehteam zurück nach Boa Vista.
    Auf der Straße von Surucucu nach Boa Vista überholte sie ein Jeep der Polizei. Die Polizisten winkten den Wagen des TV-Teams an den Straßenrand, stiegen aus und kamen zu den verblüfften Reportern. Ein Sergento grüßte höflich, grinste sie dann an und fragte harmlos:
    »Sie sind doch die TV-Leute aus England?«
    »Ja.« Der Interviewer schielte zur Seite. Dort standen die anderen drei Polizisten mit schußbereiten

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