Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
endeten mit einem Mißerfolg. Keiner hatte die Plakate verteilt, niemand wußte, wer sie gedruckt hatte. Nie, nie würde man so etwas tun, schon gar nicht, wenn es um den Kopf von Maputo ging. Maputo ist unser aller Freund, hieß es überall. Wir helfen doch nicht mit, ihn umzubringen! Eher hätten wir die Plakatverteiler umgebracht. Die Meldungen der Polizeiwachen glichen sich wie ein Ei dem anderen. Bilac schnaufte wütend durch die Nase; wenn er ehrlich gegen sich selbst war, hatte er auch nichts anderes erwartet.
    »Haltet die Halunken im Auge«, gab er an alle Stationen durch. »Wer plötzlich mehr Geld hat als sonst, wer sich laufend besäuft, wer zu den Huren geht – sofort verhaften! Prügelt die Wahrheit aus ihnen heraus. Von selbst kamen die Plakate nicht an die Wände. Habe ich denn nur Schwachköpfe als Polizisten?! Ich will Geständnisse sehen!«
    Coronel Dinis, den Bilac auch anrief, war die Ruhe selbst. Er schien sich über die Aufregung zu wundern, die Bilac ergriffen hatte.
    »Ich verstehe deine Erregung nicht«, sagte er. »Und was ich jetzt unternehme? Nichts. Das ist Sache der Polizei, nicht des Militärs. Es sei denn, ich bekomme vom Oberkommando einen Befehl, mich da einzuschalten. Aber das ist unwahrscheinlich. Wer auch immer diesen Aufruf erlassen und das Kopfgeld für Maputo ausgesetzt hat, ich habe das Gefühl, daß bestimmte Kreise, bis in die Regierung, dieses Plakat mit stillem Wohlgefallen betrachten. Natürlich wird man Entsetzen und Abscheu verbreiten, aber nur halbherzig.«
    »Mit dir kann man nicht mehr vernünftig reden! Bist du vom Saulus zum Paulus geworden?«
    »An deiner Stelle würde ich bei der Suche nach den Plakatdruckern nicht zu forsch vorgehen. Du könntest in ein Wespennest treten und ziemlich zerstochen werden.«
    »Was weißt du, Eugenio?«
    »Nichts. Ich ahne nur …«
    »Wer dahintersteckt?«
    »Ich werde mich hüten, auch nur ein Wort darüber zu sagen.«
    »Sind wir nicht Schulfreunde, Eugenio?«
    »Das ist lange her, Miguel. Mit den Jahren hat sich viel verändert.«
    »Aber eine richtige Freundschaft bleibt …«
    Waren wir wirklich Freunde, dachte Dinis. Richtige Freunde fürs Leben? Bilac hatte immer eine Neigung zur Grausamkeit gehabt, eine Perversion, die schon als Kind bei ihm durchbrach. Er stach Küken die Augen aus, blies mit einem Strohhalm Frösche auf, bis sie platzten, band einen mit Benzin getränkten Lappen an den Schwanz einer Katze und zündete ihn dann an. Und in seinen Augen war dann ein besonderer Glanz, eine deutliche Wollust, wenn die gequälten Tiere verendeten. Hatte sich das bis heute geändert? Was man von Bilac erzählte, waren schreckliche Gerüchte, nur waren es jetzt nicht Küken, Frösche oder Katzen, sondern Menschen. Wenn nur ein Teil davon Wahrheit war, konnte man Bilac ein Ungeheuer nennen. Kann solch ein Mensch ein Freund sein?
    »Ich wette mit dir, daß du in Kürze deine Nachforschungen einstellen wirst«, sagte Dinis. »Ich bin mir da ziemlich sicher. Um was wetten wir?«
    »Eugenio, laß mich nicht zappeln! Sag mir, was du ahnst!«
    »Ruf mich an, wenn ich recht habe. Es wird keine Woche dauern, bis du deine Polizisten zurückpfeifst. Denk an das Wichtigste, was du haben kannst: an eine sorglose, sichere Zukunft.«
    Dinis legte auf, ohne auf eine Antwort von Bilac zu warten. Nein, dachte er, wir sind keine Freunde mehr. Wir kennen uns, das ist alles. Wir haben uns auseinanderentwickelt. Jeder ist seinen Weg gegangen, und mit jedem Schritt haben wir uns voneinander entfernt. Korrupt sind wir beide, das ist das einzige, was uns verbindet, was wir gemeinsam haben, nur mit dem Unterschied, daß ich mich selbst ein Schwein nenne. Wer einmal in diesen Sumpf fällt, kommt nicht mehr heraus und muß nach jedem Balken greifen, den man ihm hinhält.
    Es dauerte nicht einmal eine Woche. Bilac erhielt in seinem Hauptquartier in Boa Vista hohen Besuch. Miguel Assis war von Manaus nach Roraima geflogen und stand plötzlich unangemeldet vor Bilacs Tür. Er war sehr freundlich, nahm dankend Kaffee und Kognak an und setzte sich dem Polizeichef gegenüber in einen der Ledersessel. Kaum saß er, als er in die Brusttasche seines weißen Baumwollanzuges griff, ein verschlossenes Kuvert hervorholte und es Bilac auf den Tisch warf. Es landete genau neben dessen Tasse. Bilac rührte sich nicht, er spürte nur ein Prickeln in seinem Nacken. So deutlich, so erniedrigend hatte Assis noch nie seine Macht gezeigt.
    »Ich höre, mein lieber Bilac«,

Weitere Kostenlose Bücher