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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Betrachtung der abgebildeten schönen Mädchen, deren Bikinis so winzig waren, daß es auf dieses Minimum an Stoff auch nicht mehr ankam, seufzte er ein paarmal und dachte mit Bitternis daran, daß sein nächster Urlaub erst in vier Monaten fällig war. Das war das schlimmste an seinem Kommando am Rio Parima – ihm fehlte die Zärtlichkeit eines anschmiegsamen Frauenkörpers.
    Die Yanomami-Mädchen rührte Ribateio nicht an, selbst wenn sie willens waren, sich für einen Aluminiumtopf, eine Schere oder eine Petroleumlaterne hinzulegen und dem weißen Mann einen Gefallen zu tun.
    Auch zu den Huren im Goldgräberlager Novo Lapuna mochte er nicht gehen. Es war unter seiner Würde, mit einer Frau im Bett zu liegen, die schon Hunderte von Garimpeiros gehabt und dafür eineinhalb Gramm Gold bezahlt hatten. Zugegeben, Mariana war ein tolles Mädchen, hatte leuchtendrot gefärbte Haare, und wer von ihr kam, fand kein Ende zu erzählen, was für Tricks sie auf Lager hatte. Eine Wucht, diese Frau. Dafür nahm sie auch zwei Gramm Gold für eine Stunde, und jeder, der aus ihrer Baracke kam, hatte glänzende Augen und bereute nicht die zwei Gramm Gold. Aber auch ihre Freundin, die blonde Joana mit dem schulterlangen Haar, war ihr Geld wert. Sie sah aus wie eine Madonna, mit seelenvollem Blick in den graublauen Augen, und war eine der seltenen Huren, die es nicht ausschließlich für Geld taten, sondern aus wirklicher Freude am Bumsen. Sie hatte die Angewohnheit, besonders ansehnliche oder ungewöhnliche Schwänze zu fotografieren, und hatte im Laufe der Zeit eine einmalige Sammlung zusammenbekommen. Der Polizist hatte das Album einmal gesehen, als er sie aus dienstlichen Gründen besuchen mußte. Ein Goldgräber hatte behauptet, er sei beim Beischlaf bestohlen worden. Joana hatte ihm das Album stolz gezeigt, und Ribateio war ehrlich erstaunt gewesen. »Was es nicht alles gibt! Joana, damit kannst du mal viel Geld verdienen, wenn du das als Buch drucken läßt!«
    Aber sich in diese Galerie einzureihen war ihm nun doch zuwider. Was Frauen betraf, lebte er von einem Urlaub zum anderen. Es war schon ein schweres Leben auf Santo Antônio.
    Ribateio blickte von seiner Illustrierten hoch, als Thomas ins Zimmer trat. Er war allein, seine Polizisten waren alle auf Streife und kümmerten sich wieder einmal um einen Garimpeiro, der in der vergangenen Nacht erschlagen worden war.
    »Ich wollte mich Ihnen vorstellen, Tenente«, sagte Thomas. »Wir haben uns zwar schon bei der Ankunft gesehen, aber ab heute bin ich im Amt, wie man so sagt.«
    Der Tenente sprang auf, kam auf den Arzt zu und drückte ihm die Hand. »Geraldo Ribateio«, stellte er sich vor. »Ich beglückwünsche Sie nicht zu diesem Job. Sie wissen bestimmt nicht, auf was Sie sich da eingelassen haben.«
    »Ich bin auf alles vorbereitet.« Thomas sprach das lehrbuchmäßige Portugiesisch, das er in einem Schnellkurs gelernt hatte. Es klang etwas holprig und war grammatikalisch noch nicht einwandfrei, aber man konnte sich verständigen. In einem halben Jahr würde er so sprechen können, als sei er in Brasilien geboren. »Mich kann so leicht nichts erschüttern.«
    »Sie waren noch nicht in Novo Lapuna, Doktor.«
    »Was ändert das? Es sind auch Menschen.«
    »Manchmal kann man daran zweifeln. Sie werden es noch erleben.«
    »Wieviel Garimpeiros sind hier?«
    »Ungefähr zweiundzwanzigtausend in Novo Lapuna. Aber da gibt es noch andere Camps im Yano-Gebiet. Die Holzfällerkolonnen, die neuen Siedler, die Holzkohlenmeiler, die Straßenbauer, die Bauarbeiter an dem neuen Eisenhüttenwerk. Was glauben Sie, wie schnell es sich herumspricht, daß Sie auf der Mission sind.«
    »Ich bin doch wohl nicht der einzige Arzt in unserem Gebiet?« Thomas sah Ribateio irritiert und fassungslos an. »Eine Stadt wie Novo Lapuna muß doch Ärzte haben.«
    »Sogar ein Krankenhaus, Doktor. Eine etwas längere Holzbaracke. Darin arbeiten zwei Ärzte. Dem einen hat man woanders das Praktizieren verboten, weil er immer besoffen war, der andere saß zwei Jahre im Gefängnis, weil er seine Patientinnen während der Narkose vergewaltigt hat. Aber für Novo Lapuna sind sie immer noch gut genug. Schwerkranke werden sowieso nach Boa Vista geflogen, im allgemeinen aber hilft jeder sich selbst. Wer sich bei der Arbeit verletzt, wickelt sich einen Verband um und arbeitet weiter, ohne Arbeit kein Geld, so einfach ist das bei den Garimpeiros. Es sind schon harte Burschen, die sich da in den Claims in die Erde

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