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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Feuchtigkeit verdunsten. Minho kam sich vor wie in einer Sauna. Er ging zurück in sein Zimmer und stellte sich unter die kalte Dusche. Obwohl die Suite selbstverständlich über eine Klimaanlage verfügte, fühlte er sich erst nach dem Bad richtig frisch, zog sich an und bestellte sein Frühstück aufs Zimmer.
    Er hatte sich gerade eine Tasse Kaffee eingeschenkt, als das Telefon anschlug. Erstaunt hob er ab. Der Chefportier – er erkannte ihn sofort an der Stimme – fragte:
    »Ein Senhor Lobos möchte Sie sprechen, Senhor.«
    »Ich kenne keinen Lobos.«
    »Paulo Lobos gehört – mit Verlaub – zu den ersten Adressen in Boa Vista und Manaus.«
    »Und was will er?«
    »Er bittet Sie um ein Gespräch.«
    »Hm.« Minho überlegte. Lobos, erste Adresse, überall also bekannt, macht seine Aufwartung bei einem kleinen, unterbezahlten Zoologen. Das kann interessant werden. »Senhor Lobos möchte bitte zu mir aufs Zimmer kommen«, sagte er.
    »Besten Dank, Senhor Minho.«
    Es dauerte keine fünf Minuten, da klopfte es an Minhos Tür. Er öffnete und sah sich einem dicklichen Mann gegenüber, der sich mit einer kurz angedeuteten Verbeugung vorstellte.
    »Lobos.«
    »Minho. Bitte kommen Sie herein, Senhor.«
    Mit kleinen Schritten betrat Lobos die Suite und wartete, bis Minho auf einen der mit Seide bezogenen Sessel wies.
    Lobos setzte sich und schlug ein Bein über das andere. Er trug einen weißen Seidenanzug, ein blaßrosa Hemd und trotz der Hitze eine diskret gemusterte Krawatte. Seine Schuhe waren aus feinstem weißen Leder.
    »Sie wollen mich sprechen?« fragte Minho, noch immer verwundert über diesen Besuch. »Worum geht es?«
    »Zunächst freuen wir uns über Ihre Anwesenheit in Boa Vista.«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Der Vorstand und die Mitglieder vom ›Rat Neues Brasilien‹, Senhor. Wir sind eine Gemeinschaft, der unser Vaterland sehr ans Herz gewachsen ist. Vor allem die Erneuerung Brasiliens nach der Mißwirtschaft der letzten zwanzig Jahre. Es gilt, unsere Heimat zu retten. Wir sind das reichste Land der Welt – bloß, das weiß noch keiner.« Lobos machte eine Kunstpause. Dann fuhr er fort: »Wir sehen in Ihnen ein kleines, aber wertvolles und unverzichtbares Rad im großen Räderwerk unserer Aufbaubemühungen. Darum bat ich, mit Ihnen zu sprechen.«
    Die Wirklichkeit war natürlich ganz anders.
    Sofort, als Miguel Assis aus Recife den Anruf bekam, daß der Zoologe Marco Minho auf dem Weg in den Regenwald war, war der Vorstand des Rates zusammengetreten und hatte eine Sondersitzung anberaumt.
    Mit einer großen Vorrede hielt sich Assis nicht auf. »Ich habe erfahren«, sagte er kurz in seiner trockenen, nüchternen Art, »daß ein Marco Minho aus Recife vom staatlichen Institut zur Erforschung des amazonischen Regenwaldes und seiner Artenerhaltung auf dem Weg nach Boa Vista ist. Wir alle wissen, daß er nur eine Alibiarbeit gegenüber dem Ausland ausführen soll, nur er selbst weiß es nicht. Er ist, wie viele seiner Generation, ein ökologischer Idealist. Ein Naturspinner. Ihr könnt jetzt fragen: Was soll das? So ein einzelner, unbedeutender kleiner Mann, so ein Wissenschaftszwerg – was will er? Er ist doch keine Gefahr für uns. Julio Maputo ist eine Gefahr, aber dieser Minho! Der wird einem Dollarregen nicht ausweichen. Ich antworte darauf: Minho gehört zu den Typen, die seltsamerweise nicht zu bestechen sind. Und so unbedeutend er auch ist – einige Interviews mit der internationalen Presse genügen, um unsere Arbeit wieder in die Schlagzeilen zu bringen. Da es bei seinen Forschungen ausschließlich um die Tierwelt geht – Minho ist Zoologe –, geht in erster Linie Paulo dieser Mann an. Paulo hat das größte Holzwerk in der Gegend. Um seinen Wald geht es, wenn die Presse wieder zuschlägt. Also mußt du dich um diesen Minho kümmern, Paulo!«
    Paulo Lobos verzog sein rundes Gesicht und erhob sich abrupt. »Ich glaube, das ist eine Sache, die uns alle angeht! Nicht nur mich allein! Wer brennt denn hier Tausende Hektar Wald nieder, um daraus Weideland zu machen?« Das war ein Schuß gegen Assis. Und weiter: »Wer macht aus meinem Wald Holzkohle, um sie an die Hütten zu verkaufen?« Das war eine Ohrfeige für den lieben Freund Mario Dunhas. Ihm gehörten über zweitausend Holzkohlemeiler, von denen siebentausend Köhler und ihre Familien lebten. »Wir alle werden geschädigt.«
    »Wenn man dir die Rodung verbietet, bist du der zuerst Betroffene! Die Öffentlichkeit wird sich zunächst nur mit

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