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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden zu lassen, wußten beide, daß sie seit Beginn ihrer Bekanntschaft Rivalen waren.
    »Was stand auf Ihrem Zettel?« fragte Beja plötzlich. »Genau.«
    »Das weiß ich nicht mehr. Es war ein höfliches Schreiben der Begrüßung. Ich sagte es ja schon. Und Ihr Zettel?«
    »Eine Drohung.«
    »Kann ich ihn mal lesen?«
    »Ich habe ihn ins Feuer geworfen.«
    »Oje!« Thomas konnte ein Grinsen kaum unterdrücken. »Senhor Beja, Sie haben ja auch ein wichtiges Beweismittel vernichtet. Das wird Coronel Bilac gar nicht gefallen.«
    Beja erkannte den großen Fehler, den er gerade gemacht hatte. Vor Ärger knirschte er stumm mit den Zähnen. »Wer ist noch dem ›Roten Pfeil‹ begegnet?« fragte er dann.
    »Ich glaube – sonst niemand.«
    »Die Patres?«
    »Das hätten sie mir längst erzählt.«
    Beja schwieg, drehte sich dann abrupt um, verließ das Hospital und ging zurück zur Polizeistation.
    Jetzt ruft er Bilac an, dachte Thomas. Die nächste Zeit wird schwer werden. Ich kenne Bilac noch nicht, aber was ich von ihm gehört habe, genügt. Wie gut, daß Luise weit weg im Regenwald ist.
    Er ging hinüber zur Mission, wo ihn die Patres, Schwester Lucia und Luigi, der Krankenpfleger, bereits erwarteten.
    »Was ist da geschehen, Tom?« fragte Pater Vincence sofort, als Thomas in das große Zimmer trat.
    »Beja hat einen Gruß vom ›Roten Pfeil‹ bekommen.«
    Pater Ernesto schlug die Hände zusammen. »Ich weiß, was jetzt kommt«, stöhnte er.
    »Er alarmiert Bilac«, bestätigte Thomas.
    »Das werden bittere Stunden. Ich werde die ganze Nacht über beten und Gott um Kraft bitten – für uns alle.«
    »Morgen ist Sonntag.« Pater Vincence faltete die Hände über seinem Bauch. »Wir werden die Messe feiern, wenn Bilac landet.«
    »Das wird ihn nicht abhalten.« Ernesto faltete auch die Hände. »Er wird mit uns beten und nach der Messe der Teufel sein.«
    »Wir sollten die Yanomami warnen«, sagte Luigi in die plötzliche Stille hinein.
    »Das ist ein guter Gedanke.« Ernesto nickte mehrmals. »Bilac wird immer die Schwächsten bestrafen. Tom, kommst du mit? Wir werden die Indianer warnen.«
    »Ich begleite dich gern, Ernesto.«
    »Dann los. Verlieren wir keine Zeit.«
    Sie verließen die Station und machten sich auf den Weg zum Shabono, um den Pata, den weisen Männern des Stammesrates, die Gefahr zu erklären, die sie am nächsten Morgen erwartete.
    Es war eine jener hellen Mondnächte. Hundert Frösche quakten am Ufer des Flusses, unterbrochen von dem heiseren Ruf der Tukane oder dem Geflatter der Enten und Brillenkauze. Wenn sie jagten, war ihr Flug lautlos; mit ihren großen, mit weichen, daunigen Federn gepolsterten Flügeln glitten sie unhörbar durch die Nacht und überraschten ihre Opfer. Irgendwo schrie noch ein Löwenaffe, schrill und langgezogen. Der Rio Parima plätscherte leise, das Mondlicht verwandelte ihn in flüssiges Silber.
    »Wie schön wäre die Welt ohne Menschen«, sagte Thomas plötzlich in die Stille.
    »Denk nicht an so was, Tom.« Pater Ernesto legte beim Gehen seinen Arm um Toms Schulter. »Als Höhepunkt der Schöpfung schuf Gott den Menschen.«
    »Da kann man sehen, daß auch Gott sich irren kann«, antwortete Thomas trocken.
    Schweigend gingen sie weiter. Bis zum Dorf der Yanomami war es nicht mehr weit. Sie hörten nur noch auf die Laute des Regenwaldes.
    * * *
    Außerhalb von Novo Lapuna, zwischen den terrassenförmigen Goldminen und dem Ortsrand, lagen der Fuhrpark und die Werkstätten der großen Claimbesitzer. Bagger, Raupenschlepper, riesige LKWs, Planierraupen und Goldwaschmaschinen standen drecküberzogen auf dem weiten Platz und warteten auf ihre Reparatur; ein Haufen aus Stahl, Rädern und Panzerketten.
    Die Hallen der Werkstätten lagen im Dunkel, nirgendwo brannte ein Licht in dieser Nacht. Hier gab es keine Wachen, denn wer vergriff sich schon an diesen monströsen Fahrzeugen.
    An diesem Ort der vollkommenen Stille waren sie zusammengekommen, elf Garimpeiros und Emilio Carmona, der Statthalter des Syndikats Amazongold. Auch BB – Benjamim Bento –, der von Assis eingesetzte Chef der Goldgräberstadt, war geladen worden, an diesem geheimen Treffen teilzunehmen. Er wußte nicht, welcher Anlaß zu dieser Konferenz geführt hatte. Die Einladung war plötzlich gekommen, ohne Erklärung, nur mit dem Vermerk: ›dringend‹.
    »Geh nicht hin, Mimo«, hatte Helena Batalha gesagt. »Aber wie ich dich kenne, juckt es dich viel zu sehr, um hierzubleiben. Doch wenn du gehst, nimm

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