Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
oder sehr nahrhaft sein konnten.
Das Schwertkampftraining führten sie weiterhin akkurat fort, und alle bemerkten, dass es ihnen immer leichter fiel, sich auf Bas’Akirs schlangenhaften Kampfstil einzustellen, der sich dadurch auszeichnete, dass der Dunkelelf bei Angriffen wie ein äußerst biegsamer Baum zur Seite glitt und mit verschlagenen Finten dagegenhielt.
Nach einem weiteren anstrengenden Übungskampf ließen sie sich heute unweit eines kleinen Flusses nieder, der über bläulich phosphoreszierende Steine plätscherte. Inzwischen hatten sie herausgefunden, wie man hier im Reich der Dunkelelfen die Zeit messen konnte. Das fahle Leuchten der Moose, Bäume und Büsche war manchmal intensiver, manchmal weniger stark ausgeprägt, und Bas’Akir erklärte, dass während der hellen Leuchtphasen die Dunkelelfen in der Regel ruhten und ihren Tätigkeiten zur Zeit des gedämpften Lichts nachgingen. Um von den anderen Unterreichsbewohnern nicht entdeckt zu werden, reisten sie jedoch meist während der Phase, in der diese Welt von hellem, magischem Glanz erfüllt wurde.
Auch an diesem Tag begann nach und nach das phosphoreszierende Licht der Moose und schimmernden Teppichen gleichenden Flechten an den Felswänden zu verblassen. Dahmane huschten auf ihren zwölf Beinen klackernd von den Wänden herab, und ein kleiner Tiefengnom war zu sehen, der, einen dicken Ast hinter sich her ziehend, rasch zwischen den Büschen verschwand. Voller Bewunderung beobachtete Darian eine graue Felsblume, ähnlich einer Seerose, in deren Mitte ein kleiner schimmernder Kelch zu sehen war. Ganz langsam schlossen sich die filigranen, silbrigen Blätter und das Leuchten erlosch – oder wurde im Inneren der Blume für den nächsten Tag aufbewahrt. Lächelnd bemerkte Darian, dass auch Mia ganz verzaubert auf den leise plätschernden Bach blickte, dessen Steine nun an Leuchtkraft verloren.
»Dieses Unterreich ist auf seine ganz eigene Art und Weise schön, oder?«, fragte er leise und rutschte näher zu ihr heran.
Sofort verschloss sich ihr Gesicht, welches hier in diesem unterirdischen Licht ständig den anmutigen und betörenden Glanz hatte, der sich an der Oberfläche nur bei Nacht so ausgeprägt zeigte.
»Es ist gefährlich hier unten«, erwiderte sie knapp und reichte Darian etwas von dem Moos weiter, das Bas’Akir ihr gegeben hatte.
Darian seufzte, denn er wusste, dass Mia dieses Land durchaus bewunderte, es jedoch nie zugegeben hätte.
Leise Schritte ließen sie beide herumfahren.
Bas’Akir stand hinter ihnen und blickte sich noch einmal prüfend um. Dann schien er mit ihrem Lagerplatz zufrieden zu sein und strich sich seine silbrigen Haare zurück. »Ich werde jetzt Kleidung besorgen«, erklärte er. »Wir nähern uns nun den Siedlungen am äußeren Ende unserer Städte und würden zu sehr auffallen, selbst wenn wir im Hellen reisen.«
»Brauchst du Hilfe?«, wollte Atorian wissen, aber Bas’Akir schüttelte rasch den Kopf, und seine weißen Zähne blitzten, als er sein wölfisches Lächeln zeigte.
»Nein, aber ich denke, Aramia sollte Wache halten, dann könnt ihr euch ausruhen.« Er schickte sich an zu gehen, dann drehte er sich noch einmal um. »Sollte ich nicht zurückkommen, bevor es hell ist, wird sie euch auch zurück an die Oberfläche führen.« Bas’Akir sagte dies so selbstverständlich und emotionslos, als wäre es ihm gleichgültig, ob er lebte oder starb.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier jemals wieder herausfinden würde«, gab Mia zu, während sie Bas’Akir hinterherblickte.
»Ich kann mir nicht helfen, aber ich traue ihm immer noch nicht«, murmelte Atorian, legte sich auf einem Flecken Moos nieder – nicht ohne diesen vorher auf Dahmane untersucht zu haben – und zog sich die Kapuze seines Umhangs über den Kopf.
Aramia stellte sich neben einen Busch und blickte in die hereinbrechende Dunkelheit. Seit Tagen kamen ihre Gedanken nicht zur Ruhe, was sie in der Dunkelelfenstadt erwarten mochte. Würden sie den Zauberer finden, welcher möglicherweise die Lösung für ihre Probleme hatte? Oder würden sie tatsächlich gezwungen sein, ihren Vater aufzusuchen – und was mochte dann geschehen? Würde es zu einem unvermeidbaren Streit kommen oder gar zu einem Kampf mit tödlichem Ausgang? Aramia fühlte sich wie ein Spielball ihrer eigenen Gefühle. Etwas trieb sie an, ihren Vater kennenzulernen, ein anderer Teil von ihr wollte dies unter allen Umständen vermeiden und in einer ganz anderen, viel
Weitere Kostenlose Bücher