Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
vermutete, dass einer der Entflohenen Darian war, denn von Fehenius wusste er, dass dieser Darian dorthin hatte bringen lassen. Um den zweiten Mann machte sich Samukal weniger Gedanken, denn das war vermutlich nur ein unwichtiger Arbeiter. Genauere Befragungen hatten ergeben, dass die Gefangenen schon vor mindestens einem halben Mond entkommen waren – wahrscheinlich hatten die Wächter sich nicht getraut, ihn zu benachrichtigen. Denn zu Fehenius’ Regentschaftszeiten hatte ein entflohener Gefangener den Tod bedeutet. Er selbst hatte sich entschlossen, etwas mehr Milde walten zu lassen, da ihm lebende und mit Angst gefügig gemachte Wächter deutlich mehr von Nutzen waren als hingerichtete.
Durch seinen magischen Kristall rief Samukal Rashkár, seinen dämonischen Diener, zu sich. Nach wie vor konnte es Samukal nicht verhindern, dass ihm dabei ein kalter Schauer über den Rücken lief. Auch nun spürte er dieses unangenehme Kribbeln auf seiner Haut. Er wusste nie, in welcher Ecke des Raumes sich der Dämon materialisieren würde. Heute löste er sich aus der Wand neben dem Kamin, ein schmutzig grauer Nebel, der schnell festere Konturen annahm. Rashkár war in einen dunklen Umhang gekleidet, sein Gesicht war verhüllt – und das war auch gut so, denn der Dämon bot keinen sonderlich schönen Anblick.
»Ich wünsche, dass du Darian findest«, befahl Samukal mit fester Stimme. In Anwesenheit eines Dämons durfte man sich keine Angst oder Schwäche anmerken lassen, denn sonst konnte so etwas schnell tödlich enden. Durch einen komplizierten Zauber hatte er Rashkár aus dem formlosen Reich zwischen den Welten beschworen, als er zum ersten Mal von Albany in die andere Welt gereist war. Nun war Rashkár an ihn gebunden und diente ihm bedingungslos, da Samukal einen Teil von Rashkárs Geist in einen winzigen schwarzen Opal transformiert hatte. Dämonen kamen gerne aus ihrem finsteren Reich, um in den Welten Chaos und Zerstörung zu verbreiten, man musste nur aufpassen, dass sie sich nicht gegen einen wendeten, das war Samukal nur allzu bewusst. Daher behielt er den schwarzen Opal immer um seinen Hals, legte ihn niemals ab und war stets auf der Hut, wenn sich der Dämon in seiner Nähe befand – alles andere wäre selbst für einen erfahrenen Zauberer wie ihn glatter Selbstmord gewesen. Sollte Rashkár eine Schwäche oder Unachtsamkeit bemerken, würde er versuchen, Samukal anzugreifen und ihm den Opal zu entwenden.
»Sehr wohl, Meister.« Rashkárs Stimme klang tief und dunkel, so als würde sie aus dem tiefsten Grabe kommen. Auch jegliche Zwischentöne fehlten ihr, jegliche menschliche Regungen. So etwas besaß Rashkár nicht.
»Solltest du Nordhalan finden, töte ihn.« Samukal legte seine Fingerspitzen aneinander, und ein verschlagenes Lächeln überzog sein Gesicht. »Darian hingegen würde ich gerne noch einmal sehen.« Dann erhob sich Samukal und schritt langsam und bedächtig im Thronsaal auf und ab, während er sich Gedanken um seinen Ziehsohn machte. Missbilligend registrierte er, wie der Dämon seine widerlichen weißen Hände unter dem Umhang hervorstreckte und sie nach einem Goldklumpen, einer Probe aus den Zwergenminen, ausstreckte. Mit gerunzelter Stirn stellte Samukal fest, dass diese Kreatur in letzter Zeit durchaus menschliche Bedürfnisse entwickelte, was ihn ein wenig verwunderte. Rashkár war ein Wesen der Geisterwelt und sollte als solches keinen Hang zum Materiellen verspüren. Doch gleichzeitig machte es den Dämon besser beherrschbar.
Ein magischer Blitz aus Samukals ausgestreckter Hand ließ den Dämon zurückweichen. Dieser zischte gereizt, verbeugte sich jedoch anschließend tief und begann sich aufzulösen. Zunächst atmete Samukal erleichtert auf, dann überwand er sich noch einmal dazu, den Dämon zurückzurufen.
»Und sag mir Bescheid, wenn die Weltennebel aufziehen.« Samukal grinste verschlagen. »Ich möchte noch einige deiner Verwandten beschwören.«
Erneut verbeugte sich Rashkár, nur um dann endgültig zu verschwinden.
Endlich war Samukal ein wenig beruhigt. Wie schon die ganze letzte Zeit über übte er noch einige Beschwörungen, um tatsächlich bald weitere dämonische Diener nach Albany holen zu können. Schaudernd dachte er an jene Nacht am Stein von Alahant, einige Tage vor der Zerstörung der Dracheninsel. Doch dann schüttelte er die Erinnerung rasch ab und wartete ungeduldig auf die Rückkehr des Erkundungstrupps.
Nach sieben Tagen kehrten Hauptmann Greshar und
Weitere Kostenlose Bücher