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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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schlafen. Nach allem, was in den letzten Tagen passiert ist, bin ich total aufgeregt. Vor allem, weil ich ein paar Dinge nicht verstehe.
    Ich glaube, bevor ich ins Bett gehe, besuche ich noch meine Mutter, um ein wenig mit ihr zu reden. Vielleicht werde ich dann ja etwas ruhiger. Obwohl … wenn ich es mir recht überlege … Besser, ich gehe in den Keller zu dem Sarkophag, da bin ich ihr näher.
    In der Stiftung ist es vollkommen still, auf der Treppe ist niemand zu sehen. Alles schläft. Das ist die Gelegenheit, Mamas Grab zu besuchen.
    Ich will schon die Tür aufschließen, die zu den Kellern führt, da sehe ich, dass in der Hausmeisterwohnung Licht brennt. Warum sind Mahania und Mohamed um diese Zeit noch wach?
    Von Neugier gepackt, schleiche ich lautlos zu ihrer Tür. Ich sehe nichts. Besser gesagt, ich kann die beiden nicht sehen. Das Licht brennt, also nehme ich an, dass sie daheim sind. Sie werden vergessen haben, das Licht auszumachen. Jetzt bemerke ich, dass sie auch die Tür nicht abgeschlossen haben. Seltsam …
    Ich schiebe die Tür auf. Tatsächlich, sie haben noch nicht einmal den Riegel vorgeschoben. Bestimmt sind sie draußen im Garten. Aber vielleicht liegen sie ja auch schon im Bett.
    „Hallo …?“
    Keine Antwort.
    „Mahania! Mohamed!“
    Schlafen sie vielleicht schon?
    „Hallo, jemand zu Hause?“
    Warum mache ich mir eigentlich Sorgen? Was ist denn so schlimm daran, dass sie die Tür nicht abgeschlossen haben? Aber trotzdem …
    Ich gehe hinein und schaue mich um. Niemand da.
    „Hallo, ich bin’s … Arturo …!“
    Ich werde jetzt das Licht löschen, hinausgehen und die Tür hinter mir zuziehen. Wenn sie morgen früh aufwachen, werden sie gar nicht merken, dass ich hier war.
    Komisch, auch im Wohnzimmer brennt Licht … Ich glaube, ich muss mich davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist … Ich gehe zum Schlafzimmer. Die Tür steht einen Spaltbreit offen. Auch hier ist niemand.
    Was ist passiert? Wo sind sie? Und was sollen die Fotos da auf dem Tisch im Wohnzimmer? Ich trete näher, um sie mir anzusehen.
    Offenbar sind es Familienfotos aus Ägypten. Ihre Eltern, ihre … Ein Baby! Wer das wohl ist? Auf der Rückseite steht ein Name. Er ist mit Bleistift draufgekritzelt, man kann ihn kaum lesen. Al…amed … Keine Chance, ich kann den Namen nicht entziffern.
    „Was machst du denn hier, Arturo?“, fragt Mahania, die soeben hereingekommen ist.
    „Na ja … Ich hab Licht gesehen, und die Tür war nur angelehnt … Ich wollte nachschauen, ob alles in Ordnung ist …“
    „Mohamed und ich machen im Keller sauber. Ich wollte Putzmittel holen … Du solltest schon längst im Bett sein!“
    „Ich konnte nicht schlafen und wollte Mamas Grab aufsuchen … Aber dann hab ich hier Licht gesehen. Ich hab mir Sorgen gemacht.“
    Sie nimmt mir das Foto aus der Hand.
    „Gib her, ich räume die Fotos besser weg“, sagt sie.
    „Wer ist das Baby auf dem Foto?“, frage ich.
    „Der Junge? Er gehört zu Mohameds Familie“, erklärt sie schnell. „Sie haben uns das Foto vor ein paar Tagen geschickt. Du kennst ihn nicht.“
    „Ziemlich abgegriffen für ein neues Foto …“
    „Ich hab nicht gesagt, dass es ein neues Foto ist, nur dass wir es vor ein paar Tagen erst bekommen haben. Das ist ein Unterschied“, sagt sie ziemlich schroff.
    „Tut mir leid … Ich geh jetzt mal runter …“, stammle ich.
    „Aber mach keinen Lärm! Dein Vater und Sombra sind unten im Keller und arbeiten“, sagt sie.
    „Beim Sarkophag?“
    „Genau. Also sei leise und erschrick sie nicht.“
    Mahania hat mich verblüfft. In diesem Ton hat sie noch nie mit mir geredet. Sonst behandelt sie mich immer wie ihren eigenen Sohn, aber heute ist sie so anders! Streng, beinahe unfreundlich. Ich hoffe, sie ist mir nicht böse, weil ich einfach so in ihre Wohnung eingedrungen bin und mir die Fotos angesehen habe.
    Ich steige in den dritten Keller hinunter. Hier steht der Sarkophag von Königin Émedi, in dem sich der Leichnam meiner Mutter befindet. Ich bin vorgewarnt und gebe mir Mühe, Papa und Sombra nicht zu erschrecken.
    „Papa! Sombra! Ich bin’s, Arturo … Darf ich reinkommen?“
    „Wieso bist du um diese Zeit noch auf?“, fragt mein Vater. „Ist was passiert?“
    „Ich konnte nicht schlafen und wollte Mama besuchen … Ich meine, ihren Sarg … Und ihr, was macht ihr hier?“
    „Schau mal! Wir sind so gut wie fertig … Bald können wir Mama wiederbeleben.“
    „Du weißt doch, was ich davon halte, Papa“,

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