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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Horacios Vater überlassen hat. Ich habe den Verdacht, dass das eine Falle ist.
    Welch ein Glück! Ich sehe Metáfora aus der Stiftung herauskommen. Sie verabschiedet sich gerade von Mohamed. Was will sie hier um diese Zeit?
    Soll ich zu ihr gehen und sie begrüßen? Womöglich ist das ja eine günstige Gelegenheit, um mich mit ihr zu versöhnen. Wer weiß, vielleicht hat sie gute Laune und lässt sich dazu herab, mit mir zu reden.
    „Metáfora!“, rufe ich ihr von der anderen Straßenseite aus zu.
    Als sie ihren Namen hört, bleibt sie stehen und sieht zu mir herüber. Doch als sie mich erkennt, geht sie weiter.
    „Metáfora, warte doch, bitte!“
    Keine Reaktion.
    „Ich muss unbedingt mit dir reden!“
    „Lass mich zufrieden, oder ich schreie!“, warnt sie mich.
    „Ich möchte doch nur mit dir reden.“
    Sie bleibt abrupt stehen, dreht sich um und sieht mir direkt ins Gesicht.
    „Ich sag’s dir zum letzten Mal. Lass mich zufrieden, oder ich rufe die Polizei!“, zischt sie und holt ihr Handy aus der Tasche.
    Ich hebe beschwichtigend die Hände und bleibe stehen.
    „Schon gut, ich tue dir doch nichts … Was machst du hier um diese Zeit?“
    „Das geht dich nichts an“, antwortet sie schroff. „Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten und misch dich nicht in mein Leben ein!“
    „Warum bist du so unfreundlich zu mir? Was hab ich dir getan, dass du so mit mir sprichst?“
    „Ich hab deine Geschichten satt, Arturo! Ich will dich nicht mehr sehen!“
    „Aber, Metáfora! Ich will doch nur, dass wir wieder Freunde sind!“
    „Ach ja? Du willst, dass wir Freunde sind? Meinst du damit auch Mireia?“
    „Du weißt doch, dass ich mir nichts aus ihr mache“, sage ich flehend. „Ich möchte nur, dass du wieder mit mir redest. Du bist die Einzige, die mir wichtig ist.“
    „Und das soll ich dir glauben?“
    „Ich würde dich nie anlügen, Metáfora. Du weißt doch, dass ich dir immer die Wahrheit gesagt habe.“
    „Was für eine Wahrheit? Ich hab mir deinen Mist bis zum Erbrechen angehört. Der Trick mit der Wiederauferstehung, damals in der Grotte … Das hast du super hingekriegt. Fast hätte ich es geglaubt!“
    „Das war kein Trick! Es war vollkommen real, ich schwöre es dir!“
    „Hau ab, ich will nach Hause.“
    „Kann ich dich begleiten?“
    „Soll das ein Witz sein? Geh lieber schlafen. Und sei bitte leise, meine Mutter ist gerade bei deinem Vater, sie unterhalten sich …“
    Mir kommt ein Verdacht. Ein fürchterlicher Verdacht.
    „Deine Mutter ist da drin?“
    „Ich hab sie herbegleitet, wenn du’s genau wissen willst“, antwortet sie. „Und?“
    „Sie werden es tun!“
    „Was redest du da? Was werden sie tun?“
    „Sie werden meine Mutter wiederbeleben!“
    „Du schon wieder mit deinen Fantasien!“
    „Das sind keine Fantasien! Deine Mutter ist in Gefahr! Ich glaube, sie werden es heute tun. Noch heute Nacht!“
    „Schön für sie! Hast du eigentlich vergessen, dass sie heiraten wollen?“
    „Bist du dir nicht im Klaren darüber, dass Norma in großer Gefahr ist? Wenn alles gut geht, verwandelt sie sich in meine Mutter! Sie wird aufhören zu existieren! Komm mit!“
    Metáfora zögert einen Augenblick. Ich glaube, ich habe sie an einem empfindlichen Punkt getroffen.
    „Kommt überhaupt nicht in Frage!“, sagt sie schließlich. „Mit dir geh ich nicht mal bis zur Ecke.“
    „Wir müssen verhindern, dass sie meine Mutter in Normas Körper wiederauferstehen lassen!“, beharre ich.
    „Weißt du, was du da sagst? Glaubst du immer noch an Wiederauferstehung? Meinst du wirklich, der Geist deiner Mutter würde sich in meiner Mutter breitmachen?“
    „Ich weiß, es hört sich fantastisch an, aber es ist die Wahrheit, glaub mir! Du musst mir helfen!“
    „Ich geh jetzt, Arturo“, sagt sie und wendet sich ab. „Sonst bringst du mich auch noch um den Verstand.“
    „Dann kümmere ich mich eben alleine darum“, entgegne ich in der Hoffnung, dass sie es sich anders überlegt. „Geh nur, wenn du willst. Adiós.“
    Wir haben uns alles gesagt, was zu sagen war. Ich mache Anstalten, über die Straße zu gehen, auf die Stiftung zu. Die Touristen sindfast alle weg, es steht nur noch ein Bus vor der Tür. Wahrscheinlich wartet er auf die Nachzügler.
    Ich halte an, um ein Auto vorbeifahren zu lassen. Es drosselt die Geschwindigkeit und … Ich weiß nicht, mich überkommt plötzlich so ein seltsames Gefühl. Wie eine schlimme Vorahnung. Eine Warnung vor etwas, das gleich

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