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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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ganzen Tag in Gang zu halten, war sein Schlafgemach kalt und feucht. Jetzt glühte das Feuer nur noch schwach, es würde bald ausgehen.
    Er schloss die Augen, öffnete sie jedoch gleich wieder. Hellwach setzte er sich auf seinem Bett auf und starrte auf den Schatten neben dem Feuer.
    „Vater!“, rief er. „Seid Ihr es?“
    „Hallo, Morfidio … Gefällt es dir, König zu sein?“
    „Was wollt Ihr von mir?“
    „Das weißt du doch.“
    „Ich habe es versucht, Vater. Ich schwöre Euch, dass ich es versucht habe, aber ich habe es nicht geschafft“, gestand er.
    „Was nützt es dir, König zu sein, wenn du nicht in der Lage bist, für mich zu tun, was ich von dir verlange? Bist du etwa ein schlechter Sohn?“
    Frómodi stieg aus dem Bett und kniete vor dem Schatten nieder.
    „Nein, Vater, ich denke an nichts anderes als an das, was ich Euch versprochen habe.“
    „Ich glaube, du betrügst mich, Morfidio“, sagte Graf Idio verächtlich. „Du hast mich nie geliebt.“
    „Sagt so etwas nicht, Vater“, flehte Frómodi. „Alles, was ich tue, tue ich für Euch, Herr.“
    „Dann beeil dich! Es ist kalt im Abgrund des Todes. Ich will nicht die ganze Ewigkeit hierbleiben.“
    „Vater … Ich versichere Euch, dass …“
    „Red nicht und tu was!“, herrschte ihn der alte Graf an. „Beweise mir, dass du ein guter Sohn bist!“
    Frómodi wollte etwas antworten, doch das Bild seines Vaters löste sich in Luft auf. Gleichzeitig erlosch das Feuer endgültig.
    „Vater! Vater! Ich liebe Euch, Vater!“
    Frómodi verbeugte sich tief, bis seine Stirn die kalten Fliesen berührte, und brach in verzweifeltes Schluchzen aus.
    ***
    A RQUIMAES STIEG AUF einen Felsen außerhalb des Lagers und breitete die Arme aus, so wie ein Vogel die Flügel spreizt. Er blickte gen Himmel, entfaltete ein langes Pergament und schwenkte es wie eine Fahne.
    Die Buchstaben lösten sich von dem Pergament. Wie Schmetterlinge flatterten sie langsam hinab und vermischten sich mit den Steinen.
    Dann öffnete der Alchemist ein Fläschchen und goss eine zähe, schwarz glänzende Flüssigkeit auf den Boden. Es war Tinte, hergestellt aus dem Wasser und dem Staub der Grotte von Ambrosia. Jene Tinte, die er zum Schreiben benutzte und mit der er den Drachenbuchstaben auf Arturos und Amarofets Gesicht gemalt hatte.
    „Adragón, gib uns deine Kraft!“, rief er, den Blick gen Himmel gerichtet. „Wir brauchen dich!“
    Die donnernde Stimme des Weisen ließ die emedianischen Soldaten erzittern. Alle fragten sich, was nun geschehen würde.
    Die Drachen des Finsteren Zauberers hatten nicht aufgehört, in den Reihen der Schwarzen Armee und ihrer Verbündeten zu wüten. Feuersäulen stiegen auf, und die Gliedmaßen der Soldaten, die vonden blutgierigen Ungeheuern zerfetzt worden waren, flogen durch die Luft.
    Plötzlich bebte die Erde.
    Die Menschen wichen entsetzt zurück. Panik erfasste sie. Noch nie zuvor hatten sie etwas Derartiges gesehen.
    Die Erde schwoll an und brach auf. Hinter dichten, dunklen Nebelschwaden erhob sich eine riesige schwarze Bestie. Sie brüllte und fauchte und breitete die gewaltigen Flügel aus. Das schreckliche Schauspiel ließ allen Anwesenden das Herz stocken. Selbst Alexia, die sich noch gut an ähnliche Begebenheiten aus ihrem früheren Leben bei ihren Eltern Demónicus und Demónicia erinnerte, starrte entsetzt auf diesen schwarzen Riesendrachen. Ein Ungeheuer, geformt aus Felsen, Erde und Staub. Geschaffen aus der Tinte der Buchstaben.
    Der Drache hatte die Ausmaße einer Burg. Aus seinem Rachen schossen mächtige Feuerzungen, und seine Klauen waren so spitz, dass er imstande gewesen wäre, ein Pferd mit einem einzigen Hieb aufzuschlitzen.
    Sie waren soeben Zeugen der mächtigen Magie des Arquimaes geworden.
    „Adragón kommt uns zur Hilfe!“, murmelte Arturo, nachdem Alexia ihm beschrieben hatte, was gerade vor sich ging. Er war beeindruckt von der Macht seines Vaters und Meisters.
    „Das ist dein Kriegsdrache, Arturo!“, rief Arquimaes ihm zu. „Er ist unbesiegbar und wird dich zum Sieg führen!“
    „Komm“, sagte Alexia zu ihm, „lass uns die verfluchten Bestien vernichten!“
    Arturo und Alexia stiegen auf den Rücken des Schwarzen Drachen.
    „Adragón!“, rief Arturo.
    Das ungeheure Tier setzte zum Flug an. Eine riesige Staubwolke wurde aufgewirbelt. Arturo umklammerte den Griff des alchemistischen Schwertes, das in der Sonne glänzte.
    „Der Anführer der Schwarzen Armee ist zurückgekehrt!“, frohlockte

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