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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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helfen!“, antwortet Metáfora.
    „Du hast mir versprochen, im Garten zu bleiben!“, rufe ich. „Geht nach oben!“
    „Ich will zu meiner Mutter!“, schreit sie.
    „Wir wollen dir nur helfen!“, meldet sich nun wieder Hinkebein zu Wort. „Gemeinsam sind wir stark!“
    „Geh nach oben, Hinkebein! Bitte!“
    Sie geben keine Antwort. Wahrscheinlich beraten sie sich.
    „Gut, wir gehen!“, ruft Metáfora schließlich. „Wir lassen dich allein!“
    „Macht euch um mich keine Sorgen!“, versuche ich, sie zu beruhigen. „Wartet im Garten auf mich!“
    Die Buchstaben tun ihr Werk schnell und effizient. Ich gelange in den dritten Keller und versuche, die Tür zu öffnen. Sie klemmt. Bestimmt liegt ein heruntergefallener Steinblock dahinter. Ich drücke mit aller Kraft dagegen. Plötzlich höre ich Geräusche auf der anderen Seite. Ein Klopfen.
    „Jemand da?“, frage ich und presse mein Ohr gegen die Tür. „Papa?“
    Keine Antwort. Aber ich bin mir sicher, dass ich etwas gehört habe.
    „Papa! Sombra!“, schreie ich und hämmere mit beiden Fäusten gegen die Tür. „Könnt ihr mich hören?“
    Anscheinend hören sie mich nicht. Aber ich gebe nicht auf. Ich trete ein paar Schritte zurück und zeige auf die Tür.
    „Adragón! Öffne sie!“
    Mit aller Kraft werfen sich die Buchstaben gegen die Tür, krallen sich an ihr fest und reißen sie aus den Scharnieren. Dabei geben sie acht, dass sie keinen größeren Schaden anrichten oder gar den Kellerraum zum Einsturz bringen.
    Als Staub und Rauch sich verzogen haben, schaue ich durch die entstandene Öffnung und versuche, etwas zu erkennen. Doch vergeblich. Nur undeutlich sehe ich die Umrisse von Säulen und Mauern, die in dichte Staubwolken gehüllt sind.
    Die schwarzen Buchstaben scheinen sehr gut zu wissen, was sie zu tun haben. Sie umgeben mich, um mich zu schützen. Für den Fall, dass die Decke einstürzt …
    „Papa! Sag etwas! … Ich bin’s, Arturo!“
    Ich erhalte keine Antwort. Nur das ständige Knirschen der Wände ist zu hören. Ich verhalte mich still und lausche angestrengt. Vielleicht wiederholen sich ja die Geräusche, die ich kurz vorher gehört habe … Da! Ein rhythmisches Klopfen! Es kommt aus dem hinteren Teil des Kellers, wo der Sarkophag steht.
    Ich gehe weiter. Die Buchstaben begleiten mich. Ich versuche, keinen unnötigen Lärm zu machen, um das Klopfen besser orten zu können. Seltsam, jetzt hört es sich wie Stöhnen an … Ich befürchte das Schlimmste.
    „Hallo!“, rufe ich. „Ich bin’s, Arturo!“
    Ich habe gehört, wie etwas Hartes auf dem Boden aufgeprallt ist. Ein Stein vielleicht, den jemand geworfen hat …
    Ich dringe weiter in den Keller vor, wobei ich mich bemühe, nicht zu stolpern. Augen und Ohren sind auf Empfang geschaltet.
    Endlich erkenne ich die Umrisse des Sarkophags. Ich nähere mich ihm und lege die Hand auf den Marmor. Die Fackel ist so gut wie niedergebrannt, und ich weiß nicht, wodurch ich sie ersetzen könnte. Ich hoffe nur, dass ich nicht gleich im Dunkeln stehen werde.
    Jemand stöhnt ganz in meiner Nähe. Jetzt höre ich es wieder. Zweifellos ein menschliches Stöhnen.
    Verdammt! Die Fackel ist ausgegangen! Jetzt habe ich wirklich ein Problem. Ich hab nicht mal ein Feuerzeug dabei, nichts. Es ist stockdunkel. Ich sehe absolut nichts.
    Man kann die Gefahr förmlich riechen. Besser, ich bewege mich nicht, sonst stolpere ich nur und tue mir weh. Aber einfach hier stehen bleiben kann ich auch nicht.
    Es ist unmöglich, sich in dieser Dunkelheit zu orientieren. Ich habe Angst, richtig Angst. Schon als kleiner Junge habe ich mich im Dunkeln gefürchtet, und jetzt hat mich das Schicksal hierher verschlagen, in diesen Keller, in dem man die Hand nicht vor den Augen sehen kann! Ich fürchte mich vor den Gespenstern, die mich schon früher erschreckt haben. Ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Jetzt können mir nicht einmal mehr die Buchstaben helfen. Oder vielleicht doch? Aber wie? Was kann ich tun, damit …
    „Adragón! Ich brauche Licht!“
    Ich weiß nicht, ob die Buchstaben meinen Befehl ausführen. Noch kenne ich nicht die Grenzen meiner Macht über sie. Ich habe keine Ahnung, was ich ihnen alles befehlen kann. Bis jetzt haben sich die Buchstaben und der Drache darauf beschränkt, mich zu beschützen, wenn ich in Gefahr war, aber … Ich höre, wie sie durch die Luft zischen … Sie entfernen sich von mir … Ich sehe sie nicht, doch ich bin mir sicher, dass sie etwas unternehmen werden. Keine Ahnung,

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