Das Reich der Dunkelheit
des Großen Finsteren Zauberers gewesen war.
„Arturo hat Demónicia getötet!“, rief ein Reiter, der quer durch die Stadt zu Leónidas eilte, um ihm die freudige Botschaft zu überbringen. „Die Finstere Zauberin ist tot!“
Die Soldaten der Schwarzen Armee hoben ihre Schwerter, Lanzen und Äxte und brüllten wie aus einem Munde:
„Es lebe Arturo Adragón!“
Die Standarten flatterten im Wind, und Trompeten schmetterten die Siegesfanfare. Die Freude der Schwarzen Armee war unbeschreiblich. Doch sie sollte nur von kurzer Dauer sein.
XVIII
K RANKENBESUCH
M ETÁFORA UND ICH sind ins Krankenhaus gegangen, um Papa und Norma zu besuchen. Dort treffen wir Horacio und seinen Vater, Señor Martín Luna.
„Na, Arturo, deinem Vater scheint es ja wieder besser zu gehen“, begrüßt mich Señor Martín. „Bald hast du ihn wieder bei dir zu Hause.“
„Das Problem ist nur, dass wir kein Zuhause mehr haben“, sage ich. „Aber egal. Hauptsache, er wird wieder gesund.“
„Bei uns ist genug Platz“, erwidert er. „Wenn ihr wollt, könnt ihr eine Zeit lang bei uns wohnen. Wäre uns ein Vergnügen, nicht wahr, Horacio?“
„O ja, natürlich, Freunden muss man helfen“, antwortet Horacio mit einem ironischen Unterton, den außer mir niemand mitkriegt. „Arturo weiß, dass ich ihn nur zu gern bei mir aufnehmen würde.“
„Wir bereden das noch“, sagt Señor Martín. „Jetzt müssen wir leider gehen … Übrigens, ein Jammer, dass die Explosion alle Kunstobjekte zerstört hat, die die Schule von Férenix deinem Vater überlassen hat. Wahrscheinlich muss sich die neue Stiftung Adragón – oder wie immer sie dann heißen wird – auf Probleme mit der Versicherungsgesellschaft und der Stadtverwaltung gefasst machen …“
„Probleme?“, fragt Papa. „Was für Probleme?“
„Na ja, ich nehme an, dass die Objekte versichert waren, oder etwa nicht?“
„Das nehme ich auch an … Sombra wird das in die Wege geleitet haben. Aber ich verstehe nicht …“
„Die Objekte waren Eigentum der Schule und gehörten zum Kulturerbe unserer Stadt“, antwortet Horacios Vater, so als hätte er soeben etwas Neues verlauten lassen. „Irgendjemand wird die Verantwortung übernehmen müssen …“
„O ja, selbstverständlich …“
„Aber werden Sie erst mal gesund. Wenn Sie erst aus dem Krankenhaus entlassen worden sind, wird sich schon alles regeln“, sagt Señor Martín.
Horacio und Metáfora sind auf den Flur hinausgegangen. Ich sehe nach, was sie machen.
„Hör mal, Arturo, ich hab gerade Metáfora erzählt, dass ich eine Geburtstagparty gebe“, sagt Horacio, „Sie ist eingeladen. Vielleicht hast du ja auch Lust zu kommen.“
„Also, ehrlich gesagt, ist mir im Augenblick nicht nach Party“, antworte ich. „Aber vielen Dank für die Einladung.“
„Komm doch“, drängt Horacio. „Wenn man nicht gut drauf ist, sollte man sich amüsieren. Ich verspreche dir, es wird ’ne geile Party.“
„Ich werde ihn schon überreden“, versichert Metáfora.
„Ich kann dir nichts versprechen“, sage ich. „Und vielleicht amüsiert sich Horacio ja besser, wenn ich nicht dabei bin.“
„Im Mittelalter haben die Könige ihre Hofnarren zu ihren Festen eingeladen. Und das war gar keine so schlechte Idee. Vielleicht kannst du ja diese Rolle übernehmen, jetzt, wo dir dein Haus weggeflogen ist!“, sagt Horacio lachend, so als hätte er einen harmlosen Scherz gemacht. „Hofnarr zu sein ist nichts Ehrenrühriges.“
„Horacio, wir sollten in den nächsten Tagen einmal ernsthaft miteinander reden“, antworte ich etwas beleidigt.
„Bringst du dann auch den Drachen mit?“, lacht er.
„Und du deine Leibwächter?“, frage ich zurück.
„Das wirst du dann ja sehen.“
„Schluss mit dem Quatsch“, sagt Metáfora. „Lasst uns wieder reingehen, sie vermissen uns bestimmt schon.“
In diesem Moment kommt Horacios Vater aus dem Krankenzimmer.
„Los, Horacio, komm, wir sind spät dran“, sagt er zu seinem Sohn. „Adiós, ihr zwei!“
Ich sehe ihnen hinterher wie jemand, der einen Mückenschwarm davonfliegen sieht. Die ganze Zeit über habe ich mich unwohl gefühlt, doch jetzt ist es vorbei. „Wie der Vater, so der Sohn“, lautet ein Sprichwort. Was ich soeben gesehen habe, bestätigt diese Aussage voll und ganz.
Wir gehen wieder ins Zimmer.
Mein Vater hat sich zur Wand gedreht.
Offensichtlich hat ihn das Gespräch mit Horacios Vater deprimiert.
„Ich verstehe ihn nicht“, sagt Papa. „Jetzt
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