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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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wir haben dich schon vermisst“, sagt Metáfora. „Wie war’s?“
    „Gut“, antworte ich. „Wirklich beeindruckend, dieses Kloster hier.“
    „Euer Freund Arturo hat sich prima verhalten“, sagt der Abt. „Darum haben wir beschlossen, ihm ein Geschenk zu machen. Nicht wahr, Bruder Lucio?“
    „Ja, wir haben ein Geschenk für dich, Arturo. Etwas, das wir eigenhändig angefertigt haben. Wir schicken es dir nach Hause.“
    „Was ist es?“
    „Eine Torte nach einem Rezept aus dem Mittelalter. Damals hat ein Mönch aus unserem Kloster eine Formel gefunden, die bewirkt, dass die Leute, die davon essen, gar nicht anders können, als die Wahrheit zu sagen. Mal sehen, ob du dich traust, sie an dir auszuprobieren … oder an anderen.“
    „Vielen Dank. Ich werde die Torte ganz bestimmt probieren“, sage ich. „Aber jetzt müssen wir gehen, es ist schon spät.“
    Wir verabschieden uns von allen und verlassen das Kloster. Hinter uns schließt sich die große, schwere Tür. Der Taxifahrer, der uns hergebracht hat, wartet tatsächlich auf uns.
    „Zurück nach Férenix“, sage ich zu ihm. „Ins Zentrum.“
    Das Taxi fährt los. Ich sehe durchs Rückfenster. Die Umrisse des Klosters lösen sich im Nebel auf.

XVII
    V ERFLUCHTER R EGEN
    D ER F EUERREGEN ERGOSS sich über das Lager der Demoniquianer. Die Zelte brannten wie Stroh, und das Feuer breitete sich in Windeseile über das gesamte Lager aus.
    Die verängstigten Pferde flohen und verloren sich im Gelände, während die Packesel und die Ochsen von den Flammen eingeschlossen wurden und jämmerlich verreckten.
    Die Wolken hörten nicht auf, riesige Feuermassen auszuspucken. Ein Fluch der Himmels, den ihr eigener Anführer, der Große Finstere Zauberer Demónicus, heraufbeschworen hatte.
    Voller Entsetzen starrte Tránsito auf das Feuerdach über ihm.
    „Diese verfluchten Emedianer!“, schrie er. „Verfluchter Arquimaes!“
    Im allerletzten Moment flüchtete er in seinen Eisenkarren, bevor die Flammen ihn verschlingen konnten. Schnell verrammelte er die Tür und saß einsam und verlassen in seinem fahrenden Laboratorium. Er hörte, wie die riesigen Feuerbrocken auf das Dach krachten, blieb aber dank der Panzerung unverletzt. Der Hexenmönch hörte die Schreie und das Jammern seiner Männer, doch er dachte nur daran, sein eigenes Leben zu retten. Und immer wieder fragte er sich: Wie war es Arquimaes gelungen, die feuerspeienden Wolken zu beherrschen und umzuleiten?
    „Diese verdammten Buchstaben!“, schimpfte er. „Ich werde sie besiegen! Und auch dich, Arquimaes, werde ich vernichten! Dich und Arturo Adragón! Ich schwöre es!“
    Aus der Luft verfolgte Arturo zufrieden das Ergebnis seiner Anstrengungen. Die Emedianer waren gerettet!
    Doch seine Mission war noch nicht zu Ende geführt.
    Er gab den Buchstaben den Befehl, sich zu riesigen Windmühlenflügeln zu formieren und sich mit so großer Geschwindigkeit zu drehen, dass ein kräftiger Wirbelsturm entfesselt wurde.
    Die brennenden Wolken fingen an, sich aufzulösen. Übrig blieb Asche, die durch die Luft gewirbelt wurde wie bei einem offenen Feuer, in das der Wind fährt.
    Endlich waren die Wolken verschwunden. Der Himmel klarte auf, und das Tal lag hell und kalt da. Die Sonne erreichte bald jeden Winkel, und auch die ersten Vögel zeigten sich wieder.
    Arturo flog majestätisch zu der Aussichtsplattform zurück, von der aus Arquimaes das Geschehen beobachtet hatte. Erst jetzt bekam der junge Ritter wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Er breitete die Arme aus und rief die Buchstaben zurück, die immer noch über dem Tal von Ambrosia kreisten. Die einen kehrten auf die Seiten der Bücher zurück, die anderen auf seinen Oberkörper. Und die Buchstaben, die Arquimaes in die Luft gezeichnet hatte, verschwanden wieder in dem riesigen Tintenfass.
    Crispín kam auf ihn zugestürzt und bedeckte ihn mit einem weiten Umhang. Dann reichte er ihm einen stärkenden Trank, der ihm helfen sollte, wieder zu Kräften zu kommen.
    Auf Arturos Gesicht spiegelte sich die übermenschliche Anstrengung wider.
    Arquimaes ging zu ihm und umarmte ihn. Da spürte der Junge endlich die menschliche Wärme, die er so lange hatte entbehren müssen.
    „Heute bist du zur Legende geworden“, flüsterte der Weise ihm zu. „Du hast das Leben vieler Menschen gerettet. Sie werden dich verehren und deinen Namen mit großer Ehrfurcht aussprechen.“
    „Heute habe ich zum ersten Mal die Umarmung eines Vaters gespürt“,

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