Das Reich der Dunkelheit
…“
„Dann war es nicht gut“, widerspricht mir mein Vater. „Drachen gibt es nicht.“
„Das ist Fantasie, Papa!“, entgegne ich. „Kreativität, du weißt schon … Jedenfalls war das Bild sehr schön.“
„Und warum haben sie es dir gezeigt?“, erkundigt sich Norma und trinkt noch einen Schluck. „Wollten sie es dir verkaufen?“
„Genau weiß ich das nicht. Ich glaube, sie wollten meine Meinung darüber hören. Sie wissen nämlich, dass ich ein Buch über König Artus schreiben möchte.“
„Artus … Arturo! So hieß der Sohn von Arquimaes und Émedi!“, sagt mein Vater lachend. „Jetzt erinnere ich mich.“
„Arturo, wie du“, sagt Metáfora.
„Ja, aber ich bin nicht der Sohn einer Königin“, gebe ich zurück. „Arturo war ein sehr häufiger Name im Mittelalter. Er bedeutet ‚stark wie ein Bär‘ oder so was Ähnliches.“
„Es heißt, Artus sei vergiftet worden“, sagt mein Vater. „Aber das ist nicht sicher. Historiker haben manchmal eine merkwürdige Art, die Dinge darzustellen. Vielleicht meinten sie damit etwas ganz anderes.“
„Das wird man nie erfahren“, sage ich.
„Wieso? Wer weiß, Arturo.“
„Trinkst du nicht etwas viel, Mama?“, fragt Metáfora unvermittelt ihre Mutter.
„Warum musstest du auch von deinem Vater anfangen … Da sieht man mal wieder, wo das hinführt. Außerdem ist heute dein Geburtstag, da kann ich mir das erlauben.“
„Aber … du sagst doch immer, dass du ihn vergessen hast.“
„Seine große Liebe vergisst man nie, Metáfora.“
XIX
D ER P REIS FÜR DIE R ÜCKKEHR INS L EBEN
A RQUIMAES, A RTURO UND Émedi riefen die Soldaten der Schwarzen Armee zusammen. Arturos außergewöhnliche Heldentat hatte die Moral der Emedianer wieder gestärkt. Endlich sollten sie die Truppen des Finsteren Zauberers angreifen, die trotz des verheerenden Feuerregens immer noch sehr zahlreich waren.
Die Männer strömten mit ihren Waffen herbei, um ihren Kampfeswillen zu zeigen.
„Wann greifen wir an?“, schrie einer der Soldaten. „Wir wollen ein für allemal mit ihnen abrechnen!“
„Ruhe!“, rief Leónidas und hob beide Arme, um die Männer zum Schweigen zu bringen. „Das werdet ihr erfahren, wenn es so weit ist!“
Als Ruhe eingekehrt war, erhob Arturo, angetan mit seiner prächtigsten Rüstung, die Stimme.
„Soldaten, Ritter der Schwarzen Armee!“, rief er. „Wir brauchen Freiwillige für eine wichtige Mission! Es handelt sich um eine Geheimmission, von der ich im Augenblick nur so viel sagen kann, dass wir über diese Barbaren herfallen, wie das Feuer aus den Wolken über uns hergefallen ist!“
„Und wann geht es los?“, schrie ein ungeduldiger junger Soldat mit einem Kopfverband.
„Morgen Nacht“, erklärte Arquimaes. „Aber es können nur diejenigen daran teilnehmen, die über ein Pferd verfügen.“
„Wer bereit ist, sein Leben bei einem Überraschungsangriff zu riskieren, hebe den Arm!“, rief Arturo.
Zahlreiche Arme schossen in die Höhe. Arturo lächelte zufrieden. Er war sich sicher gewesen, dass ihn seine Männer nicht im Stich lassen würden. Als er Arquimaes vorgeschlagen hatte, nur Freiwillige zu nehmen, hatte er sehr wohl gewusst, was er zu tun gedachte. Nurdie Abgehärtetsten würden sich freiwillig zu so einem Angriff melden, davon war er überzeugt.
„Wir können nicht alle nehmen, deswegen werden wir morgen die Fähigsten auswählen. Aber ich versichere euch, dass wir den Hunden die Lektion erteilen werden, die sie verdienen!“, rief Arturo. „Das verspreche ich euch!“
„Es lebe Arturo Adragón!“, brüllte Leónidas und reckte sein Schwert in die Höhe. „Es lebe unsere Königin!“
„Es lebe unsere Freiheit!“, rief Ritter Eisenfaust. „Es lebe Königin Émedi!“
Unzählige Stimmen brachen in Hochrufe aus, Schwerter wurden aus der Scheide gerissen und bildeten einen dichten Wald aus Stahl.
***
E SCORPIO SPRACH EINEN Ritter an, der über den Markt schlenderte, vom Obst kostete, Fleisch auswählte, Kleider anprobierte. Der überhebliche Blick des Mannes ließ darauf schließen, dass er zu denen gehörte, die einen guten Preis zu erzielen wussten.
„Ich kann Euch eine kostbare Scheide für Euer Schwert anbieten, Herr. Sie ist mit dem Fell von Rindern aus dem Norden gefüttert. Seid Ihr interessiert?“
Der Ritter näherte sich dem fliegenden Händler, immer auf der Suche nach etwas Besonderem.
„Hör mir mal zu, du Spitzbube! Wenn du versuchst, mich übers Ohr zu hauen, lass ich dich
Weitere Kostenlose Bücher