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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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an.
»Sollten wir der ›Jirantor‹ nicht entgegensegeln?«, schlug Kapitän Isidorn vor. »Sie wird sich entlang der Küstenlinie bewegen, sodass wir sie nicht verfehlen können.«
»Und falls sie gar nicht auf dem Weg nach Norden ist?«, fragte Branagorn.
»Ihr meint, falls sie das Opfer irgendeines üblen Schicksals wurde«, erriet Isidorn. »Dann sollten wir das aufklären.«
Aber Branagorn schüttelte den Kopf. »Es ist wichtiger, dass die Sinnlosen nach Elbenhaven gebracht werden, sodass die vereinte Heilerzunft aus den Blumen ein Mittel gegen den Lebensüberdruss herstellen kann.«
Drei Tage und drei Nächte wartete Branagorn noch. Dann ließ er die »Morantor« nach Norden aufbrechen. Der Wind
stand günstig. Die »Morantor« kam rasch voran, und bald schon passierte sie die Meerenge zwischen West-Elbiana und dem Kontinent, die man inzwischen auch die »Straße von
Elralon« nannte. Dann segelte sie weiter nach Norden, bis endlich die bunten Zelte von Elbenhaven am Ufer auftauchten. Banner wehten inzwischen an hohen Masten im Wind, und die ersten Schutzmauern nahmen Gestalt an.
Wie üblich, wenn ein Kundschafter-Schiff die Anfurten erreichte, bildete sich am Ufer eine große Menge. Die Elben waren neugierig auf das, was die Rückkehrer zu berichten hatten. Auch König Keandir eilte zum Strand.
Branagorn ging als Erster an Land. Er konnte es nicht erwarten, Cherenwen die Nachricht zu überbringen, dass Hoffnung auf Heilung von ihrem Leiden bestand.
»Mein König! Die Blume, die man die Sinnlose nennt, wurde von uns gefunden!«, platzte es aus dem jungen Elbenkrieger heraus, sobald er Keandir gegenübertrat. »Es gibt so vieles, was ich Euch noch berichten will, aber gestattet mir, dass ich zuerst meine geliebte Cherenwen aufsuche.«
Das Gesicht des Königs wurde sehr ernst. Er legte Branagorn eine Hand auf die Schulter. »Mein treuer Branagorn – Ihr bringt uns gute Kunde, doch fürchte ich, dass ich nur schlechte Neuigkeiten für Euch habe.«
Der junge Elbenkrieger erschrak, und ein Zittern durchlief seinen Körper. »Was… was wollt Ihr damit sagen, mein König?«
»Ich denke, Ihr wisst es, werter Branagorn«, sagte Keandir mit traurigem Blick.
Branagorn schluckte und schloss für einen Moment die Augen. Konnte es sein, dass er zu spät gekommen war? War es möglich, dass er zwar die Grundlage für ein Heilmittel gegen den Lebensüberdruss gefunden hatte, seiner geliebten Cherenwen aber dennoch nicht mehr zu helfen war? Branagorn hatte das Gefühl, als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegziehen und ihn in ein tiefes Loch stürzen. Sein Hals
war auf einmal staubtrocken. Seine Hände krampften sich zu
Fäusten zusammen.
»Cherenwen!«, schrie er auf, und in seiner Stimme schwang all der Seelenschmerz mit, der ihn in diesem Moment schier zu überwältigen drohte.
»Sie war die Einzige, die sich in diesem Monat von den Klippen stürzte, um nach Eldrana einzugehen«, sagte König Keandir, so ruhig er konnte. »Seid Euch meines tief empfundenen Mitgefühls versichert, Branagorn.«
»Wo… wo ist sie?«, fragte der junge Elb tonlos.
»In ihrem Zelt. Sie wurde aufgebahrt und einbalsamiert, damit Ihr noch von ihr Abschied nehmen könnt.«
Branagorn konnte nichts mehr halten. Er lief zu Cherenwens Zelt, so als wollte er einfach nicht glauben, was geschehen war.
8
ANDIR UND MAGOLAS
    Zwei Monate später traf auch die »Jirantor« unter Ithrondyr wieder in Elbenhaven ein. Der wagemutige Kapitän berichtete vor dem König und seinen Getreuen, dass er der gesamten Küste des Zwischenlandes nach Süden gefolgt war, und zwar bis zu einer Insel, die von ihren Bewohnern »Tagora« genannt wurde.
»Die Leute, die dort wohnen, nennen sich Tagoräer, und sie ähneln dem Menschengeschlecht aus den Legenden«, erzählte Ithrondyr. »Sie sind extrem kurzlebig und deswegen auch immer sehr geschäftig und eilig. Aber das verwundert nicht. Sie haben, wenn es hoch kommt, achtzig oder neunzig Winter, um ihre Werke zu vollbringen – wenn sie Glück haben. Viele von ihnen werden aber nicht älter als dreißig oder gar nur zwanzig Sommer, und viele sterben sogar in den ersten zwei Sommern nach ihrer Geburt durch irgendeine Krankheit.«
»Ein bedauernswertes Volk«, meinte Keandir.
»Es sind Menschen, davon bin ich überzeugt«, sagte Ithrondyr. »Jeder, der die Angaben in den alten Schriften mit dem vergleicht, was wir herausgefunden haben, wird zu demselben Schluss kommen.«
Keandir hob die Augenbrauen. »Ich hatte bisher

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