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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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stand hinter ihr. König Keandir hob noch einmal die Hand zum Gruß, während Magolas neben ihm am Heck der »Tharnawn« stand.
Prinz Sandrilas war bei der Verabschiedung nicht zugegen. Er war als Befehlshaber des Elbenheers in den Nordosten Elbianas unterwegs. Auf die Elbensiedlung Turandir, die an den Ufern des Quellsees lag, dem der Nur entsprang, und somit bereits zum Herzogtum Nordbergen gehörte, hatten die Trorks wiederholt Überfälle verübt. Die Zentauren des angrenzenden Waldreichs konnten offenbar der Lage allein nicht mehr Herr werden, doch Sandrilas wollte sich selbst ein Bild von der Situation machen, bevor Maßnahmen ergriffen wurden.
Siranodir mit den zwei Schwertern und Thamandor der Waffenmeister aber befanden sich an Bord der »Tharnawn« und machten die Reise nach Süden mit. Letzterer hatte den Stein des magischen Feuers, den er auf Naranduin mitgenommen hatte, zu einem feinen Pulver zerstoßen und wollte dieses als magischen Brennstoff für eine Flammenlanze verwenden. Ihm schwebte eine Waffe vor, die den Feind auf einer Distanz von fünf Schiffslängen verbrennen konnte, und die ersten Versuche waren auch ganz vielversprechend gewesen. Aber dann hatte er seine Experimente erst einmal aufgeben müssen, nachdem er versehentlich den Dachstuhl des Hauses entzündet hatte, in dem sich sein Quartier befand. Um ein Haar wäre es in Elbenhaven zu einem verheerenden Brand gekommen, hätte es Andir nicht geschafft, genügend Elementargeister zu rufen; die hatten für einen wolkenbruchartigen Regen gesorgt, sodass der brennende Dachstuhl gelöscht wurde, ehe die Flammen auf andere Gebäude übergriffen.
Seitdem durfte Thamandor seine Experimente nur noch außerhalb der Mauern von Elbenhaven durchführen, und den Waffenmeister ärgerte dies gewaltig. Die Allgemeinheit war nicht bereit, ein paar kleinere Risiken in Kauf zu nehmen, die aber nun mal mit jeder Erfindertätigkeit und jedem Fortschritt einhergingen. Dabei profitierten doch letztlich alle Elben von Elbiana davon, wenn Thamandor Waffen schuf, mit denen eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Elbenkriegern die recht langen Grenzen des Reiches zu bewachen vermochten.
Jedenfalls war dem Waffenmeister bei all dem Ärger der letzten Zeit eine Ablenkung gerade recht.
Der Weg der »Tharnawn« führte durch die Meerenge von Elralon. Doch anschließend folgte Kapitän Garanthor nicht mehr der Küste; die fortgeschrittene Navigationskunst der Elben und die Fähigkeit, gegen den Wind zu kreuzen, erlaubte
auch Seereisen, bei denen man lange Zeit kein Land sah, an dem man sich hätte orientieren können. Für ein Zeitalter hatten die Elben solche Reisen gescheut und waren darauf bedacht gewesen, nie den Blick zur Küste zu verlieren. Das war wohl eine Folge der Erfahrungen, die man während der von Athranor aus begonnenen Seereise gemacht hatte, als man sich im zeitlosen Nebelmeer verirrt und dort jegliche Orientierung verloren hatte.
Aber die Zeit, da man sich vor den Weiten des Meeres fürchtete – ohne dass auch nur ein einziger Elb bereit gewesen wäre, dies offen zuzugeben – war vorbei. Auch Ithrondyr war Jahr für Jahr zweimal auf direktem Weg über das Zwischenländische Meer Richtung Süden gesegelt; hatte man auf dieser Route die Inseln von West-Elbiana hinter sich gelassen, war das nächste Land, das das Auge erblickte, die tagoräische Küste.
Die Winde waren günstig, und so ereichte die »Tharnawn« nach ein paar Wochen die Meerenge zwischen Tagora und Perea. Auf seinen Fahrten hatte Kapitän Ithrondyr umfangreiches Kartenmaterial erstellen lassen, sodass sich Keandirs Schiff keineswegs in unbekannten Gewässern bewegte. Aus den Erzählungen Ithrondyrs wusste der König, dass sein Kapitän auf jeder seiner Fahrten in Danabar, der Hauptstadt Tagoras, angelegt hatte. Als sich die weißen Kuppelbauten und hohen Sandsteinmauern an der tagoräischen Ostküste erhoben, stand Keandir an der Reling des Schiffes und staunte über die Kunstfertigkeit der kurzlebigen Menschen.
»Nicht alle Menschen sind gleich«, sagte der sprachkundige Gelrond, der Kapitän Ithrondyr auf mehreren Reisen begleitet und sowohl die verschiedenen Dialekte der Rhagar als auch das Idiom der Tagoräer erlernt hatte. »Daher könnt ihr die Tagoräer nicht mit den Rhagar vergleichen. Die Tagoräer
haben nicht diese Einfalt und erst recht nicht die Brutalität der Rhagar, die einen Elben immer wieder bis ins Mark erschüttert.«
Im Hafen von Danabar bildete sich eine große

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