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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Vernunft dazu, tatsächlich noch eine Weile zu warten. Was war schon ein Jahr im Leben eines Elben oder zwei…
Als aber Ithrondyr auch im vierten Jahr nicht zurückkehrte, ließ der König der Elben die »Tharnawn« herrüsten, um in den Süden aufzubrechen. Diesmal wollte er, dass sein Sohn Magolas ihn begleitete, während Andir zu Hause in Elbenhaven bleiben sollte.
»Ich bitte Euch, seid ehrlich zu mir und nennt mir den tatsächlichen Grund, warum ich Euch begleiten soll«, forderte Magolas. Beide befanden sich im Thronsaal der Burg, waren aber unter sich.
»Der Grund ist ganz einfach«, erklärte Keandir. »Ich schätze deine Begleitung. Du warst sehr gelehrig, und in vielen Dingen kann ich dich heute um Rat fragen, während es früher umgekehrt war.«
Magolas verzog das Gesicht. »Ihr wollt allen Ernstes behaupten, einen Ratgeber zu brauchen?« Er lachte heiser und schüttelte so heftig den Kopf, dass ihm das pechschwarze Haar in die Augen fiel. »Nein, Ihr wisst so gut wie ich, dass der wahre Grund ein ganz anderer ist.«
»So?«, fragte Keandir und hob die Brauen.
»Ihr misstraut mir, Vater. Ihr denkt, dass ich während Eurer Abwesenheit als Erstes in das Verlies mit den Zauberstäben des Augenlosen Sehers gehen werde, um mich daran zu versuchen, ihre Magie zu wecken!«
»Ist das etwa nicht so?«, fragte der König in ruhigem Tonfall.
»Willst du etwa behaupten, die dunkle Anziehungskraft, die diese Stäbe auf dich ausüben, hätte nachgelassen?«
Magolas schluckte. Seine Stimme klang belegt, als er antwortete: »Bei Andir kennt Ihr dieses Misstrauen nicht, Vater!«
»Ich habe bei ihm auch noch nie ein gesteigertes Interesse an diesen Stäben entdecken können.«
»Dann liegt das vielleicht daran, dass Ihr Euren älteren
Zwillingssohn gar nicht so gut kennt, wie Ihr glaubt«,
entgegnete der Elbenprinz. »In Wahrheit träumt er wahrscheinlich genauso von diesen Stäben wie ich und weiß es nur besser zu verbergen.«
»Genug jetzt!«, unterbrach Keandir seinen Sohn.
Doch Magolas gab nicht nach. »Habt Ihr ihn mal danach gefragt? Nein? So holt dies nach. Ich gehe jede Wette ein, dass ich recht behalten werde! Aber wahrscheinlich wollt Ihr es gar nicht so genau wissen und verschließt deshalb Augen und Ohren vor der Wahrheit. Doch ich teilte denselben Mutterleib mit ihm, und wenn wir uns auch später entzweiten, so ist doch immer noch eine enge geistige Verbindung zwischen uns vorhanden. Ich spüre, was in ihm vorgeht, wenn ich ihm begegne – auch wenn wir jedes Wort zwischen uns vermeiden.«
»Meine Entscheidung steht fest«, sagte der König unwillig.
»Ich brauche jemanden an meiner Seite, der deine Fähigkeiten hat. Jemanden, der segeln und kämpfen kann – und niemanden, der mir den Inhalt irgendwelcher uralten Schriften zu rezitieren vermag.«
»Und keinen Magier, der für Euch die Barbaren beeindruckt?«, hakte Magolas nach.
»So viel verstehen auch du und ich von Magie«, erwiderte der Elbenkönig. »Und im Übrigen glaube ich, dass du vom Talent her Andir kaum nachstehst – auch wenn du dich weder um Aufnahme in den Schamanenorden noch um Beitritt zur Magiergilde bemüht hast.«
Nach zwei Monaten Vorbereitungszeit brach die »Tharnawn« auf. Als Keandir sich von Ruwen verabschiedete, hatte er das Gefühl, dass sie eine besondere Innigkeit in ihre letzte Umarmung legte und es ihr vollkommen widerstrebte, ihn schließlich loslassen zu müssen.
»Ich habe schlecht geträumt«, sagte sie. »Von Kämpfen, Zerstörung und Tod. Ich sah keine Gesichter, aber am Morgen
fühlte ich mich fast taub von den Todesschreien und dem Wehklagen der Zurückgebliebenen.« Sie seufzte. »Träume von dieser Intensität sind niemals ohne Bedeutung, dass weißt du so gut wie ich, Kean…«
»Mach dir keine Sorgen, Ruwen. Ich habe das Schicksal selbst bezwungen – wer sollte mir etwas anhaben?« Seine eigene Besorgnis versuchte Keandir nicht nach außen dringen zu lassen, aber vor Ruwen konnte er sie nicht verbergen. Zu lange kannten sie einander.
Ihr Lächeln wirkte matt. »Ich habe Angst um dich und unseren Sohn Magolas. Vielleicht bin ich eine Närrin und nur einfach zu sehr daran gewöhnt, dass ihr die sicheren Mauern dieser Burg nicht verlasst. Vielleicht sollte ich tatsächlich etwas mehr Vertrauen zu dem König haben, der mächtig genug war, ein neues Schicksal zu schaffen.«
»Allerdings, das solltet Ihr, Königin der Elben und meines
Herzens.«
Noch lange stand Ruwen am Hafen und blickte der
»Tharnawn« nach. Andir

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