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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und keine Rhagar-Frauen«, verteidigte sich Magolas. »Aber selbst wenn es so wäre – sind Schönheit und Anmut nicht immer bewundernswert, unabhängig von der Herkunft? Ist der Zauber nicht immer der Gleiche?«
»Das mag sein«, gab Keandir zu. »Ich wollte dir mit meinem
Rat nur unnötigen Schmerz ersparen.«
»Schmerz?«, echote Magolas. »Sie sind so voller Leben! Ihre funkelnden Augen, die selbstbewusste Anmut ihrer Bewegungen…«
Magolas fühlte sich offenbar angezogen von dem Temperament der Tagoräerinnen, das im Vergleich zur vornehmen Kultiviertheit der Elbinnen geradezu ungezügelt erschien.
»Das Lachen und die Anmut dieser Tagoräerinnen vergehen innerhalb einer Zeitspanne, die für dich nur ein längerer Augenblick ist«, erklärte Keandir seinem Sohn. »Es lohnt nicht der Mühe, sich bei einer von ihnen auch nur den Namen zu merken, so schnell verlassen sie die sterbliche Welt.«
Magolas seufzte. »Da habt Ihr schon recht, Vater. Aber andererseits entwickeln sich Gefühle manchmal von allein, ohne dass man dagegen etwas tun kann.«
»In diesem Fall wäre das Objekt des Gefühls bereits lange von den Würmern gefressen und verwest, ehe du dir über sein Vorhandensein wirklich klar geworden bist.«
Doch auch Keandir genoss zunächst das bunte Treiben in Danabar sowie die zuvorkommende Gastfreundschaft des tagoräischen Königs. Und er machte interessante Beobachtungen. Es faszinierte ihn beispielsweise, wie viel Glück ein Tagoräer innerhalb seiner doch sehr begrenzten Lebensspanne empfinden konnte. Eine Spanne, die so kurz war, dass mancher Elb, hätte er nur noch ein Menschenalter lang zu leben, sie wahrscheinlich vor Todesangst mit nichts Sinnvollem oder Glück Verheißendem mehr hätte ausfüllen können. Die Menschen aber genossen ihr Leben trotz seiner Kürze und Beschränktheit. Und diese Beschränktheit bestand nicht nur im zeitlichen Sinne. Es handelte sich vor allem auch um eine Beschränktheit der Sinne. Sie hörten schlecht, sahen nicht besonders gut, und ein Geruchssinn war so gut wie nicht vorhanden.
Drei Mal fragte Kapitän Garanthor seinen König, wann man denn nun endlich weitersegeln würde, aber ganz gegen seine sonstige Art zeigte sich Keandir diesmal als jemand, der wahrlich in der Elbentradition stand und die Zeit so reichlich verschwendete, wie sie vorhanden war. Eine Reihe berauschender Feste fanden am Hof des tagoräischen Königs statt, und Keandir fand Gefallen daran.
Doch dann bemerkte er, dass sein Sohn Magolas immer wieder die Gesellschaft einer dunkelhaarigen Tagoräerin suchte, die offenbar Teil des Hofstaats war. Gelrond der Sprachkundige hatte nicht so recht herausbekommen können, ob sie dem unteren Adel angehörte und als Hofdame diente oder ob sie weitläufig mit dem Adelshaus des Königs von Tagoras und Perea verwandt war. Keandir wusste von ihr nur, dass Magolas viel Zeit mit ihr verbrachte. Mehr als dem Elbenkönig recht war. Und so ordnete Keandir den Aufbruch an.
Die »Tharnawn« segelte weiter und besuchte Sor, die bedrängte Hauptstadt der Tagoräer-Kolonie in Soria. Auch dort war Ithrondyr an Land gegangen, daran konnten sich die Menschen noch gut erinnern. Danach sei er weiter gen Osten gesegelt.
Gerüchte über die ungeheure Machtfülle des so genannten Eisenfürsten machten in Sor die Runde, und Keandir erfuhr, dass dies nicht der Name eines einzelnen Rhagar war, sondern der Titel einer inzwischen bereits über mehrere Generationen gehenden Dynastie. Genaueres wusste man nicht – nur, dass dieser Rhagar-Herrscher keineswegs eine feste Residenz besaß, sondern rastlos umherreiste, um auf diese Weise seinen Machtbereich zu sichern.
Schließlich segelte Keandirs Schiff weiter und gelangte in die gefürchteten Gewässer östlich von Tebana.
Schon nach einigen Seemeilen meldete der Ausguck das Auftauchen von Rhagar-Schiffen, auch wenn er sie zunächst nicht als solche erkannte. Sie waren schlank und wendig und hatten ein schwenkbares Segel, mit dem sich gegen den Wind kreuzen ließ. Es waren Schiffe, die schnell waren und die sich auch rasch näherten.
Ein Verband aus drei dieser Schiffe ging auf Abfangkurs zur
»Tharnawn«. Gut hundert Mann befanden sich auf jeweils einem der Langschiffe. Sie nahmen an der Reling Aufstellung, spannten ihre Bögen und warteten darauf, dass das Elbenschiff auf Schussweite herankam.
»Seht Euch das an, Vater!«, rief Magolas. »An der Seite dieser Schiffe befindet sich jeweils eine hochgeklappte Enterbrücke. Das sind

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