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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sein, dass er gar nicht mehr in Eurem Interesse handelt, sondern sein eigenes Königreich errichten wollte.«
Keandirs Stirn umwölkte sich. Magolas’ Worte waren schlüssig, aber er wollte an diese Möglichkeit erst glauben, wenn sich ihre Wahrheit als unumstößlich erwies.
»Berichte mir mehr darüber!«, verlangte Keandir von dem Rhagar. Der Geist des Barbaren war schwach, und so ließ er sich schon durch geringfügigen Einsatz von Magie zum Reden ermuntern. Davon abgesehen gab es wohl auch keinen Grund für ihn zu schweigen.
»Edanor heißt der Ort!«, behauptete er.
»Das ist in der Tat ein elbischer Name«, fügte Gelrond der Sprachkundige hinzu. Der Begriff Edanor bedeutete einfach nur »Neue Siedlung«.
»Was wurde aus den Elben von Edanor?«, fragte Keandir den Rhagar. »Du hast von einer Befreiung aus dem Frondienst gesprochen!«
»Der Eisenfürst kam mit seinem Heer von der Landseite, nachdem er schon das gesamte Land, das von uns ›Karanor‹ genannt wird, erobert hatte. Mutig griff er die Elben an und tötete viele von ihnen. Sie waren schwer zu töten, da ihre Wunden schneller heilen als die der Menschen. Aber sie waren sterbliche Wesen, das wurde allen offenbar. Und jene Rhagar, die sich dem Kapitän unterworfen hatten, erkannten nun, dass sie falschen Göttern gefolgt waren. Der Sonnengott – der Vater des Eisenfürsten – ist stärker, und so konnte er den Seinen den Sieg schenken.«
»Was ist mit dem Kapitän geschehen?«
»Ich weiß es nicht«, bekannte der Rhagar. Und alsbald bekam der Elbenkönig unterschiedliche Versionen darüber zu hören, welches Schicksal Kapitän Ithrondyr erlitten hätte. Einige meinten, er wäre getötet worden, andere, ihm wäre mit seinem Schiff die Flucht geglückt, und eine dritte Gruppe erzählte, dass er mit wenigen Getreuen seit Jahren in den Ruinen von Edanor ausharre, belagert von den Truppen des Eisenfürsten und ohne Möglichkeit zur Flucht, da sein Schiff zerstört wäre.
»Wir werden sehen, welche dieser Geschichten der Wahrheit entspricht«, murmelte König Keandir düster.
Die Schiffbrüchigen wurden an der bewaldeten Küste jenes Landes abgesetzt, dass die Rhagar Karanor nannten, was in ihrem Dialekt einfach nur »großer Wald« bedeutete. Die
»Tharnawn« folgte weiter der Küste bis zum Eingang eines Fjords. Dort entdeckten die Elben die Ruine eines halbfertigen Hafens und einer ebenso halbfertigen Burg. Der Stil der
Gebäude ließ durchweg den feinen Geschmack und die Eleganz der Elben erkennen, allerdings waren die Arbeiten nicht mit jener Sorgfalt und der Liebe zum Detail durchgeführt worden, wie ein elbischer Baumeister sie an den Tag legte. Offensichtlich war mit Händen und primitiven Werkzeugen gearbeitet worden, und weder das fortgeschrittene technische Wissen der Elben noch ein magisches Ritual wie Reboldirs Zauber hatten zur Entstehung der Gemäuer beigetragen. Zur Anwendung von Letzterem hätte der kleinen Schar von Seefahrern an Bord der »Jirantor« auch die nötige spirituelle Kraft gefehlt, denn allein mit elbischer Hausmagie und ohne einen einzigen wirklich ausgebildeten Magier oder Schamanen war es nicht möglich, eine Stadtmauer materialisieren zu lassen.
Im Hafen lag das Wrack eines Elbenschiffs. Bogenschützen nahmen an den Kaimauern Aufstellung, als die »Tharnawn« auftauchte, und ein Elbenhorn erklang.
Die »Tharnawn« legte an. Siranodir mit den zwei Schwertern war der Erste, der von Bord ging. Sogleich begann er, das Schiff zu vertäuen. Dann gingen auch König Keandir und Magolas an Land.
Aus Richtung der Burgruine kam ihnen Ithrondyr entgegen, in seiner Begleitung ein paar weitere Elbenkrieger.
In diesem Moment sauste ein zwei Schritt durchmessender Gesteinsbrocken durch die Luft und krachte in eins der Hafengebäude, dessen Dach nie fertig gestellt worden war. Die Giebelmauer wurde getroffen und stürzte ein. Ein weiterer Gesteinsbrocken schlug dicht neben Ithrondyr und seinen Begleitern in den Boden und riss ein Loch auf.
Hörner bliesen Alarm, doch Ithrondyr wirkte relativ gelassen. Er schritt auf Keandir und Magolas zu und verneigte sich.
»Seid gegrüßt, mein König!«
»Wer greift Euch an?«
»Es sind die Truppen des Eisenfürsten. Ein Tagoräer muss ihnen gezeigt haben, wie man Katapulte baut, so gut sind diese Kriegsmaschinen. Sobald sich zwischen den Ruinen etwas regt, schleudern sie Felsbrocken, brennendes Pech, Bienenstöcke oder Jauche zu uns herüber. Sie selbst verbergen sich im Wald. Dass sie auf dem

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