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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht einfach frei?«, sagte Branagorn erbost. »Mein Herr hat mehr als genug für dich getan! Du bist es ihm schuldig!«
»Es geht nicht um Schuld oder dergleichen törichte Dinge, die nur Erfindungen jüngerer Rassen sind«, entgegnete der Seher.
»Worum geht es dann?«, fragte Keandir. Sein Tonfall war kristallhart. Inzwischen war die Farbe in seine Lippen zurückgekehrt. Er schien sich zunehmend von dem Kampf mit dem Furchtbringer zu erholen, auch wenn allein die Erinnerung daran ihn noch immer schaudern ließ.
»Niemand hat diese Insel während des vergangenen Äons verlassen«, erklärte der Augenlose. »Das ist nämlich so ohne Weiteres gar nicht möglich, wie auch Ihr noch feststellen werdet.«
»Er hält uns zum Narren!«, war Branagorn überzeugt.
»Glaubt Ihr, ich wäre noch hier, wenn es anders wäre?«, rief der Augenlose, und diesmal bewegte er sogar den Mund, aus dem Speichel troff, und wo er auf den Boden traf, zischte es, und kleine Schwaden beißenden, stechenden Rauchs stiegen
auf. »Ein so gastlicher Ort, dass man hier freiwillig ein paar Zeitalter länger verbringen mag, ist dies nun wirklich nicht. Aber durch den Sieg König Keandirs über den Furchtbringer sind die magischen Bande, die mich an diese Kreatur ketteten, für eine Weile geschwächt – derart geschwächt, dass ich sie leicht überwinden und Euch dadurch helfen kann!«
»Helfen – wobei?«
»Den dunklen Zauber zu lösen, der über diesem Ort liegt. Wir sind dabei aufeinander angewiesen, denn allein schafft es keiner von uns.« Der Augenlose stieß ein paar glucksende Laute aus, Ausdruck seiner von Zynismus und Schadenfreude geprägten ganz speziellen Art der Heiterkeit. »Im Gegensatz zu Euch macht es mir allerdings nichts aus, ein weiteres Äon auf ein paar fähige Helfer zu warten, falls Ihr nicht mit mir zusammenarbeiten wollt. Zeit hat für mich eine andere Bedeutung als für Euch. Ihr seid zwar langlebig, aber an einem Ort wie diesem würde Euch der Lebensüberdruss überkommen und innerhalb kürzester Zeit dahinraffen.«
Der Elbenkönig horchte auf. Der Augenlose wusste also vom Lebensüberdruss, dieser nahezu unheilbaren Krankheit, die nicht zu vergleichen war mit jener Schwermut, unter der die Elben mittlerweile alle litten.
»Ich werde nichts für Euch tun, Augenloser!«, rief Keandir, hob das Schwert und richtete dessen Klinge gegen den Seher.
Dessen Mund verzog sich spöttisch. »Heute war schon ein Angehöriger deines Volkes so töricht, mich mit einer Waffe zu bedrohen, doch sah er rechtzeitig ein, wie närrisch dies war – denn ich bin mächtig genug, Euch wie Asseln zu zertreten!«
»Doch hat auch Eure Macht Grenzen, wie Ihr selbst zugegeben habt!«, entgegnete Keandir.
»Seid vernünftig, König der kurzlebigen Narren – denn nichts anderes seid Ihr nach meinen Maßstäben.«
Keandir wusste, dass es sinnlos war, gegen den Augenlosen zu kämpfen. Zumindest auf die Art, wie er dem Furchtbringer entgegengetreten war. Der Elbenkönig wählte einen anderen Weg. Er warf dem Seher das Schwert vor die Füße.
»Was soll das, Möchtegern-König eines Reichs, das nur auf den schwankenden Planken Eurer Schiffe und in Eurer Vorstellung existiert?«
»Wie ich schon sagte, ich werde nichts mehr für dich tun«, erklärte Keandir, »keinen Schwertstreich mehr. Du hast mich einmal benutzt, aber das wird dir nicht ein zweites Mal gelingen!«
»Es wäre nicht zu Eurem Nachteil«, beteuerte der Augenlose.
»Wie gesagt, nur zusammen haben wir eine Möglichkeit, den Zauber zu durchdringen, der sowohl Euch als auch mich hier festhält!«
»Ich will die volle Wahrheit wissen«, verlangte Keandir.
»Alles, was von Belang ist. Wer seid Ihr? Warum wurde ein Zauber über Euch gelegt? Wer tat dies? Und was ist dies hier für ein Ort?«
»Gut«, stimmte der Augenlose überraschend schnell zu. Er verzog wieder den Mund, diesmal jedoch, als würde ihn Schmerz durchfahren, und ein stöhnender Laut kämpfte sich aus seiner Brust.
»Euer Schauspiel beeindruckt mich nicht«, sagte Keandir kalt. »Mir ist klar, dass wir Eure Gefangenen sind, solange wir uns im Inneren dieses Bergs befinden. Aber das bedeutet nicht, dass Ihr mit mir machen könnt, was Ihr wollt!«
»Ich bin gern bereit, das mit Euch zu besprechen, edler
Keandir.«
»Dann bitte!«
»Aber nicht hier und jetzt!«
»Wieder nur Ausflüchte und taktisches Lavieren?«
»Nein.« Der Seher streckte die Hand mit dem hellen Zauberstab aus und deutete damit auf den dunklen See. Auf dessen

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