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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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uns wieder auf den Weg. Wir dürfen nicht zu viel Zeit
verlieren. Und es wird bestimmt kein Zuckerschlecken!«
    Bens wenig aufmunternde Worte dämpften Onishas Energie. Sie
hütete sich aber, auch nur einen Ton verlauten zu lassen. Etwas wie Stolz und
Ehrgeiz erwachte in ihr. Sie wollte es Twinky zeigen. Ihr, den anderen und vor
allem sich selbst. Vergessen war ihr bequemes Leben bei Sascha von Hohenberg
und vergessen der Wunsch, wieder zurückzukehren. Sie war nicht mehr die
anschmiegsame Katze, die es noch vor wenigen Wochen als ihr größtes Abenteuer
angesehen hatte, eine Scheibe Wurst vom Küchentisch zu stibitzen.
    Seitdem hatte sich sehr viel geändert.
    Sie bewegten sich auf eine bewaldete Anhöhe zu. Wind wirbelte den
Erdboden so heftig auf, dass Onisha glaubte zu ersticken. Aber auch jetzt gab
sie keinen Mucks von sich und warf sich stumm gegen den Sturm und die Sandfontänen.
Kämpfte sich verbissen neben Fleur, im Windschatten von Ben, Corey und Rouven,
weiter.
    Der Wind ebbte ebenso plötzlich wieder ab, wie er aufgekommen
war. »Puh«, keuchte Rocky. »Ich bin ganz schön durchgepustet.«
    »Heul doch!«, zog Twinky ihn auf. Rocky war ihr Lieblingsopfer.
An ihm konnte sie nach Herzenslust ihre Launen auslassen. Rocky, der Angsthase,
wehrte sich ohnehin nicht. Versuchte es nicht einmal.
    Onisha gingen Twinkys Allüren allmählich auf die Nerven. »Was
hältst du davon, endlich mal den Mund zu halten und Rocky in Ruhe zu lassen? Du
nervst nämlich!«, fauchte sie die dreifarbige Katze an.
    Twinky riss gleichzeitig Augen und Mund auf, starrte Onisha an
und brachte erst kein Wort heraus. Dann aber warf sie der verhassten
Perserkatze einen bitterbösen Blick zu. »Das musst gerade du sagen. Ich kann
mich nicht erinnern, jemals eine eingebildetere und zickigere Pute als dich gesehen
zu haben.«
    »Blick in den Spiegel, dann siehst du sie!«, hielt Onisha ihr
ruhig entgegen und wunderte sich über sich selbst. Es war noch nicht lange her,
da wäre sie über eine solche Bemerkung in Wut geraten. Aber mittlerweile
vermochte sie sich besser zu beherrschen. Und das war ein tolles Gefühl. Sie
drehte sich lässig herum und stolzierte in bester Persermanier an Twinky vorbei
zu Fleur.
    Fleur kicherte und warf Twinky einen schadenfrohen Blick zu. »Der
wollte ich auch schon lange mal gehörig die Meinung sagen. Etwas Hochnäsigeres
gibt es wirklich nicht ...« Sie legte eine kleine Pause ein und grinste. »...
abgesehen von dir. Wenngleich du dich schon etwas gebessert hast. Aber in einem
Punkt seid ihr euch unheimlich ähnlich ...« Onisha stieß einen empörten Laut
aus, der Fleur allerdings nicht hinderte weiterzusprechen. »Sie ist auch keine
Wildkatze, sondern eine Ausreißerin wie du. In den ersten Tagen und Wochen, als
sie zu Bens Bande gestoßen ist, hat sie nur von ihrem MENSCHEN erzählt und
gejammert, wie sehr sie ihn vermisst.«
    »Warum ist sie dann überhaupt weggelaufen?«, fragte Onisha
verdrossen.
    »Wahrscheinlich aus demselben Grund wie du«, zog Fleur sie
liebevoll auf. »Nein, Spaß beiseite, sie war allen Ernstes eifersüchtig auf die
Frau des MENSCHEN.«
    »Sie war eifersüchtig?« Wenn sich Onisha alles vorstellen konnte,
aber das nicht.
    »Genau. Auf die Frau ihres MENSCHEN. Das muss ein toller Typ
gewesen sein. Twinky hat heute noch einen entrückten Blick, wenn sie von ihm
spricht. So wie du, wenn es um Sascha von Hohenberg geht.« Onisha gab ein
empörtes Maunzen von sich, das Fleur ein lautes Lachen entlockte. »Doch zurück
zu unserer Schönheit. Ihr MENSCH kam irgendwo aus dem Süden, ein
muskelbepackter Zweibeiner, der Twinky immer auf seine breite Brust bettete.
Sie schwärmt heute noch davon, wie sanft er sie gestreichelt hat. Man könnte
fast meinen, sie wäre in ihn verliebt gewesen.«
    »Das mag sein. Jetzt ist sie es jedenfalls in Ben«, warf Onisha
ein und damit war das Thema für sie erledigt.
     
    Die Sonne schickte sich an unterzugehen. Onisha war nicht betrübt
darüber, denn die blassen Strahlen hatten ohnehin nicht gewärmt, waren kalt
geblieben. Als ob alles Leben aus dem einst sonnengelben Ball am Horizont gewichen
wäre. Sie hatten beinahe einen bewaldeten Hügel erreicht. Twinky trottete die
ganze Zeit stumm und mit griesgrämiger Miene neben ihnen her. Doch Onisha hatte
weiß Gott andere Probleme, als sich mit einer beleidigten Katze, die ihrem
MENSCHEN nachtrauerte, zu beschäftigen. Der Wald, der sich vor ihnen erhob, bot
einen deprimierenden Anblick. An ihm waren

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