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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Kehle. Sie war wütend über sich, riss immer
wieder das Maul auf und bemühte sich verzweifelt, die Fragen, die sich in ihrem
Kopf gebildet hatten, in Worte zu fassen. Dann endlich ließ sie den erlösende
Schrei, die erlösenden Worte frei: »Wer ist siiiiiiiie?«
    »Wach auf!«, rief Fleur besorgt. »Du hast einen Alptraum, Onisha.
Wach auf!«
    Onisha öffnete mit einem Ruck die Augen und blickte in Fleurs und
Bens ernste Gesichter, die sich über sie beugten. »Wo bin ich?«, murmelte sie
benommen. »Sind wir schon im Reich der Katzen?«
    Ben lachte schallend. »Schön wärs. Das wird leider noch eine
Weile dauern, Lady.«
    Onisha hasste es, wenn er sie Lady nannte. Am Anfang hatte es ihr
geschmeichelt, aber mittlerweile störte es sie gewaltig. Es grenzte sie von den
anderen ab. Von ihm. Und das wollte sie noch weniger.
    »Nenn mich nicht immer Lady!«, fauchte sie.
    Bens Grinsen wurde eine Spur breiter. »Sie scheint ganz okay zu
sein«, sagte er zu Fleur.« Sie ist schon wieder kratzbürstig.«
    »Du hast wieder mal geträumt«, stellte Fleur sachlich fest und
musterte Onisha ernst. »Wovon?«
    Onisha fühlte sich mehr als unbehaglich. »Die Katzengöttin ist
mir erneut erschienen.«
    »Und? War das etwa alles?« Fleur ließ wie immer nicht locker.
    »Da war noch etwas. Eine Großkatze ... Ich glaube, sie hieß
Lavina oder so ähnlich, sie ...«
    »Lavina?«, keuchten Ben, Fleur und Rouven im Chor.
    Onisha riss die Augen auf. »Was ist denn mit euch los? Man könnte
fast meinen, ihr hättet Angst. Wer ist Lavina?«
    »Sie ist eine machtbesessene Katze, die ...« Ben wurde von Fleur
unterbrochen.
    Die Falbkatze war sichtlich aufgeregt. »Was hat Bastet gesagt?
Los, nun erzähl schon!«, forderte sie Onisha auf.
    »Ich weiß es nicht mehr genau. Sie haben von Bastets
Nachfolgerin, der neuen Katzengöttin, gesprochen. Lavina will sie daran hindern
...«
    »Und wer ist die Nachfolgerin?«, fiel ihr Fleur ungeduldig ins
Wort.
    »Das haben sie nicht gesagt!« In Onishas Kopf brummte es wie in
einem Bienenschwarm. »Gerade als ich danach fragen wollte, habt ihr mich
geweckt. Zu dumm ...«
    Fleur lief unruhig hin und her. »So ein Mist, Lavina ist uns also
schon auf der Spur. Wir müssen uns beeilen.« Ihr Blick schweifte Hilfe suchend
in Bens Richtung.
    Der sprang sofort auf. »Dann lasst uns gehen. Wir wollen keine
Sekunde mehr verschwenden«, befahl er.
     
    Sie brachen sofort auf. Ein kleiner, bunt zusammengewürfelter
Haufen, der das Reich der Katzen suchte. Onisha und Fleur hielten sich immer in
Bens Nähe. Er war der geborene Anführer. Befehlen lag ihm im Blut. Und er ging
souverän damit um. Manchmal genügte ein kurzer Blick und Rouven oder Rocky sprinteten
los. Worte waren da überflüssig. Corey, der würdevolle Siam, schien auch da
eine Ausnahme zu bilden. Er blieb von Bens Befehlen verschont. Onisha stellte
sich insgeheim die Frage, ob es einen Ehrenkodex zwischen den beiden gab. Eine
Art Respektbekundung zwischen dem älteren und dem jüngeren Kater.
    Die Landschaft, durch die sie gingen, nahm sonderbare Züge an.
Als wären sie nicht mehr in dieser Welt. Onisha fragte sich, wie das möglich
war, aber die Farben hatten sich plötzlich verändert. Alles war heller
geworden, pastellig. Und auch die Formen erschienen ihr neu und ungewohnt. Die
Konturen waren irgendwie schärfer geworden. Onishas Blickwinkel wurde dadurch
großräumiger. Die Bäume hoben sich deutlicher vom Himmel ab. Selbst die Felder
waren so gerade, wie mit einem Lineal gezogen. Und der harte Erdboden unter
Onishas Pfoten kam ihr noch um einiges steiniger vor. Ein Königreich für meine
Seidenkissen, dachte sie brummig. Aber sie wagte es nicht, auch nur einen Laut
von sich zu geben, denn sie konnte sich lebhaft vorstellen, was Fleur und auch
Ben dazu gesagt hätten. Und so verkniff sie sich ihr sonstiges Gejammer.
    Ben trieb die kleine Katzengruppe unerbittlich weiter. Irgendetwas
schien ihn zu beunruhigen. Onisha hätte einiges darum gegeben zu wissen, was.
Sie lief an Fleurs Seite.  »Warum hetzt er uns denn so?«, fragte sie mit einem
Blick in Bens Richtung.
    »Er spürt es auch«, wisperte Fleur für ihre Verhältnisse mehr als
kleinlaut zurück.
    »Er spürt was ?« Onisha hatte keinen blassen Schimmer,
wovon Fleur eigentlich sprach.
    »Er spürt die Gefahr.« Fleur blickte sich unruhig um. »Irgendjemand
folgt uns.«
    Onisha antwortete nicht. Sie fragte sich, ob ihre Instinkte
verkümmert waren, da sie nicht das Geringste spürte.

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