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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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tief
Luft und sagte: »Aber was solls, wer nichts wagt, der nichts gewinnt!«
    Der Marmorboden der Kirche fühlte sich unter Onishas Pfoten hart
und kalt an. Vorsichtig sah sie sich um. Sie wusste nicht, was sie erwartet
hatte, aber das Innere der Kirche war enttäuschend unscheinbar. Doch Onisha
spürte sie trotzdem: die unbekannte Macht, die in diesen heiligen Mauern
schlummerte. Der Stein um Onishas Hals strahlte plötzlich Wärme und Energie
aus. Als wolle er einen Ausgleich zu der Kälte schaffen. Er begann zu pulsieren
und versprühte wahre Lichtblitze. Es war wie ein Feuerwerk. Es fehlte nur das Zischen
und Knistern. Onisha und Fleur tauschten bestürzte Blicke aus. Zitternd und mit
pochendem Herzen folgte Onisha dem Verlauf der Lichtblitze, die der Stein
aussandte. Sie fühlte lähmende Furcht in sich aufsteigen. Furcht gepaart mit
einer merkwürdigen Faszination. Der Faszination, in eine Welt unbekannter
Mythen einzutauchen. Eine Welt, in der sie liebend gern zu Hause gewesen wäre.
Sie dachte an Rouven und der Schmerz überfiel sie wieder. Sie erinnerte sich an
die Geschichten, die ihre Mutter erzählt hatte. Sie endeten fast immer traurig. Willkommen im Leben , meldete sich die Stimme in ihr. Onisha hasste sie.
Sie wollte die Trauer um Rouven. Wollte sie spüren und auskosten. Sie fühlte,
dass es wichtig war, sie zu empfinden, um sich von einem gefühllosen
Schattenwesen wie Lavina abzugrenzen.
    Die Lichtblitze des Steins fielen auf eine Gestalt, die hinter
einer Säule kauerte. Als Onisha bis auf wenige Schritte an sie herangetreten
waren, erkannte sie sie.
    »Ben!« Coreys Stimme kam ihr zuvor und prallte gespenstisch von
den steinernen Wänden der Kirche ab. Ben wirbelte herum und atmete erleichtert
auf, als er seine Freunde hinter sich sah. Onisha fiel ein Stein vom Herzen,
ihn unversehrt zu sehen. Wenn sie ehrlich war waren es die gesamten Rocky
Mountains. Was sie aber stutzig machte, war die Tatsache, dass Ben allein war.
Von Valentin war weit und breit nichts zu sehen.
    »Sie hat Rouven getötet«, sagte Corey leise.
    Ben reagierte zuerst nicht, dann stieß er einen schrillen Schrei
aus, der unheimlich durch die Stille der Kirche hallte. Onisha wusste, was
Rouven ihm bedeutet hatte. Sie stupste Ben in die Flanken, aber der Kater
reagierte nicht. Sein Schreien wandelte sich in wütendes Kreischen und verstummte.
Dann drehte er seinen Kopf im Zeitlupentempo herum. Als er Onisha ansah,
flackerte reiner Hass in seinen Augen. »Das wird sie bereuen!«, stieß er
hervor. »Mir war von Anfang an nicht wohl in meiner Haut, als Valentin vorschlug,
dass wir uns trennen sollen.« Ben schluckte. »Das wird sie bitter bereuen«,
wiederholte er.
    Es klang wie ein Schwur.
     
    Onisha hatte Ben Zeit gelassen, seinen ersten Schock zu
überwinden. Aber auch gerade nur so viel, denn sie durften sich keinen weiteren
Schnitzer erlauben. Ab jetzt mussten sie Lavina immer einen Schritt voraus
sein. Doch vorerst musste sie sich darauf besinnen, aus welchem Grund sie in
der Kirche waren. Neugierig betrachtete sie, was Ben so interessiert angestarrt
hatte. Er saß vor einer kleinen Klapptür, die mit einem goldenen Riegel
verschlossen war. Die Tür erinnerte Onisha an die Katzentüren, die in der
Werbung der Privatfernsehkanäle angepriesen wurden. Onisha verspürte keine Lust
mehr, lange zu diskutieren, was zu tun sei. Dafür war schon zu viel geschehen.
Sie hantierte mit der Pfote ungeschickt an dem Riegel herum. So lange, bis er
sich zur Seite schieben ließ und sich die kleine Tür knarrend öffnete. Ohne
weiter darüber nachzudenken, setzte sich Onisha in Bewegung. Sie blickte sich
nicht einmal um, sondern zwängte sich durch die Öffnung. Sie hörte noch Bens
entsetztes Keuchen, aber es war zu spät. Sie war schon an ihm vorbei. Hinter
sich spürte sie Fleurs Atem. Es war ein beruhigendes Gefühl, jemanden in der
Nähe zu wissen.
    Tiefe Finsternis empfing sie. Als sich ihre Augen langsam an die
Dunkelheit gewöhnt hatten, blickte sie sich um und schrie laut auf.
    »Woah!«, entfuhr es auch Ben.
    Fassungslos standen sie in der Geheimkammer um und starrten dann
auf die überlebensgroße Statue einer schönen Frau mit einem Katzenkopf. Sie
standen einige Minuten stumm und regungslos da. Als wären sie alle aus Stein gemeißelt.
Onisha weigerte sich zu glauben, was sie erblickte. Die Statue sah derart
lebensecht aus, dass Onisha einige Schritte zurücktaumelte. Nur mit äußerster
Anstrengung konnte sie den Blick von den

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