Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
fürchtete. Der Schmerz trieb ihr bunte Kringel vor die Augen. Jetzt werde
nicht auch noch ohnmächtig, dachte sie, das ist Rockys Privileg.
    Sie waren kurz davor, aufzugeben, als sich der Bügel um wenige
Millimeter bewegte. Dann mehr und mehr, bis sie ihn völlig niederdrücken
konnten.
    »Los, Lucky, raus mit dir«, schrie Ben den zitternden Kater an.
Der schoss aus der Falle, als ob der Leibhaftige hinter ihm her wäre, und blieb
bibbernd neben Twinky sitzen. Ben gab ihnen ein Zeichen. »Und jetzt zerstören
wir auch noch die anderen Fallen ...«
    »Zu spät! Wir müssen hier weg«, schrie Valentin. »Zurück ins ...«
    Ein Schuss krachte.
    Die Kugel schlug wenige Zentimeter neben ihnen ein.
    »Lauft!«, schrie Valentin und floh im Zickzack in die unwegsame
Gebüschlandschaft. Die Katzen machten alle kehrt und flohen kreischend.
Rempelten sich gegenseitig an, liefen sich über den Haufen und stoben dann in
alle Richtungen auseinander. Als die nächsten beiden Schüsse fielen, hatten
sich fast alle in Sicherheit gebracht. Onisha und Fleur schrien entsetzt auf,
als sie sahen, wie Corey in die Luft geschleudert wurde, sich mehrmals
überschlug und liegen blieb.
     Ben war sofort bei ihm. Die Gefahr, in die er sich begab, schien
ihm nicht bewusst zu sein. Er packte den leblosen Körper des Freundes am Nacken
und zog ihn mühsam ins Gebüsch. Blieb dort keuchend neben dem Freund sitzen.
»Corey!«, rief er mit Panik in der Stimme. »Antworte schon.« Er packte den
Kater wieder im Nacken und schüttelte ihn. Erst sanft, dann immer heftiger.
    »Er ist tot, Ben«, sagte Onisha leise.
    Ben ließ Coreys Körper vorsichtig zu Boden sinken. »Quatsch«,
sagte er barsch. Er stupste den regungslosen Körper immer wieder an. Als wolle
er ihn dadurch wieder zum Leben erwecken.
    Onisha konnte den Anblick nicht ertragen. Sie wollte gerade zu
Ben eilen, als Blackbird aufgeregt krächzend herbeiflatterte. »Ihr müsst
abhauen. Sie durchkämmen das Gebüsch!«, schrie er.
    Schwere Schritte erschütterten den Boden. Derbe Flüche erklangen
und wahllos abgegebene Schüsse peitschten durch das benachbarte Gebüsch.
    Valentin stieß Ben heftig in die Seite. »Du kannst ihm nicht mehr
helfen. Wir müssen in die Sümpfe. Dorthin können sie uns nicht folgen.«
    »Und Corey?«, kreischte Ben. »Wir können ihn doch nicht einfach
liegen lassen!«
    Onisha blickte Ben zärtlich an. »Er ist jetzt bei Rouven, Ben.
Valentin hat Recht, wir müssen an die Lebenden denken.«
     

     
    Sie hatten es irgendwie in die Sümpfe geschafft.
    Onisha konnte sich nicht mehr erinnern, wie sie das feuchte Land erreicht
hatten. Nur einzelne Bilder waren in ihrem Gedächtnis haften geblieben:
Valentin, der Ben von Coreys Leiche wegzog. Rocky, der zitternd hinter Fleur
herlief. Und die Flüche der Männer, die das Strauchwerk roh niedertrampelten.
Lucky hielt sich immer neben Twinky, zu der er gleich Vertrauen gefasst hatte,
denn sie kümmerte sich rührend um den Neuling.
    »Lucky, der Glückliche, und Twinky, die Glückskatze, das passt
doch.« Fleur hatte wieder zu ihrem alten Naturell gefunden.
    Onisha sah die beiden vor sich gehen. Lucky hielt sich immer weit
von Ben entfernt. Denn er wusste, dass der rote Kater seinen Anblick nicht
ertragen konnte. Für Ben hatte Luckys Befreiung eindeutig einen zu hohen Preis
gefordert: den Tod seines väterlichen Freundes. Seine Anwesenheit erinnerte ihn
immer wieder an Coreys Tod. Wenn sie eine Pause einlegten, verharrte Ben in
brütendem Schweigen. Er duldete außer Valentin und Blackbird niemanden in
seiner direkten Nähe. Ab und zu sah er zwar Onisha an und in seinen Augen
schimmerte der Wunsch nach Trost, aber ihre aufmunternden Blicke erreichten
sein Innerstes nicht.
    »Er ist völlig fertig«, flüsterte Fleur. Onisha nickte. »Corey
war wie ein Vater für ihn«, fuhr Fleur fort.
    »Ich weiß.« Onisha sah Lucky an, der sich eng an Twinky gepresst hatte.
»Aber er sollte Lucky nicht die Schuld für Coreys Tod geben.«
    »Das wird sich legen, wenn der Schmerz einmal nachläßt«,
vermutete Fleur und Onisha hoffte, dass sie Recht behielt.
    Der Weg durch die Sümpfe erwies sich als heimtückisch. Boden, der
steinhart aussah, entpuppte sich als tödlicher Treibsand, der alles mit
gurgelnden Geräuschen in sich aufsog. Es war ein Vortasten. Ein Erahnen, wo der
Boden unter ihnen noch Festigkeit hatte, und Hoffen, dass keiner von ihnen dem
Treibsand zum Opfer fiel.
    »Ach du grüne Neune. Ach du grüne Neune«, jammerte

Weitere Kostenlose Bücher