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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Pyramide zu umrunden, fanden aber trotz aller Anstrengungen kein
Schlupfloch um hineinzugelangen.
    »Seltsam«, keuchte Valentin, völlig außer Atem. »Sieht beinahe so
aus, als wäre hier keine Königin bestattet. Irgendwie wirkt dieser Ort
verflucht ...«
    Ein großer Schatten fiel über sie.
    Onisha und Fleur fuhren gleichzeitig herum. Ihre Mäuler formten
nur ein einziges Wort: Lavina. Aber es war nicht die Großkatze. Es war ein
geflügeltes Wesen, das einen gigantischen Schatten über sie warf und immer
wieder im Sturzflug auf sie herabstieß. Dabei Furcht erregende Laute von sich
gab und nach ihnen schnappte. Dann plötzlich sprach es aus luftiger Höhe auf
sie hinab: »Seht ihr nicht, dass das eine Unglücksstätte, ein Ort der
Verdammnis ist? Die Königinnen, die hier bestattet werden sollten, ruhen woanders.
Die Pyramide stürzte ein, lange bevor der Bau fertig war. Seither hat jeder
diese Stätte gemieden. Die Gräber darin blieben leer. Selbst im Tod wollte
niemand mit diesem Ort zu tun haben, denn es ruht ein Fluch auf ihm. Sucht die
Rote Pyramide und ihr werdet finden, was ihr sucht.«
    Onisha deutete mit der Pfote auf die Pyramide aus rotem Granit,
die sich in der Mitte der Dreierformation erhob. »Das ist sie doch. Was sollen
wir da noch suchen?«
    Das Wesen stieß einen heiseren Laut aus. »Das ist sie nicht. Das
ist nicht die göttliche Pyramide. Erst wenn der Schatten eines Baumes auf eine
rote Pyramide fällt, habt ihr sie gefunden!« Damit stieg das geflügelte Wesen
wieder in die Höhe. Flog immer größer werdende Kreise und entschwand ihren
Blicken.
    »Ein Ba«, rief Valentin. »Das war ein Ba!«
    »Was um alles in der Welt ist ein Ba?«, wollte Twinky wissen.
    »Es ist die weiterlebende Seele eines Verstorbenen ... um es
einfach auszudrücken.« Valentin machte eine abwehrende Bewegung mit der Pfote.
»Besser noch, die Seele löst sich im Tode vom Körper, verlässt ihn aber nicht
vollständig, sondern schwebt als menschenköpfiges Vogelwesen über ihm.«
    »Hey, Blackbird, das sind ja dann mehr oder weniger deine
Kumpel«, zog Ben die Krähe auf.
    Die verhielt sich verräterisch ruhig für ihre Verhältnisse. Zog
es vor, überhaupt nicht zu antworten. Das war mehr als verdächtig bei ihrem
vorlauten Schnabel.
    Der Ba stieg wieder in den Himmel auf. Flog immer größer werdende
Kreise und entschwand ihren Blicken. »Deshalb sah es wie eine Doppelpyramide
aus. Die Spitze ist zusammengebrochen und der Trümmerschutt hat sich wie eine
zweite um die ursprüngliche Pyramide gelegt. Daher die für dieses Tal so
untypische Form«, rief Valentin.
    »Ich verstehe nur Bahnhof«, brummte Ben.
    »Ist doch egal«, fuhr Blackbird dazwischen. »Ich habe ein
mulmiges Gefühl in der Magengrube. Als ob wir gleich ungebetenen Besuch
bekämen. Lasst uns den letzten Gang durch dieses Tal antreten. Und wenn wir
dann immer noch nicht gefunden haben, was wir suchen, nichts wie weg von hier.«
    Sie quälten sich weiter unter glutheißer Sonne. Nahmen auf keinen
Rücksicht. Ob blutige Blasen, verstauchte Pfoten oder sonstige Wehwehchen,
jeder musste die Zähne zusammenbeißen. Der letzte Abschnitt der Wegstrecke
erforderte von jedem Einzelnen von ihnen artistische Geschicklichkeit.
    »Demjenigen, der die These aufgestellt hat, Katzen wären zähe
Wesen, die so ziemlich alles überstehen, könnte ich an die Gurgel gehen«,
knurrte Fleur.
    Onisha lief, ohne auf den Weg zu achten, hinter Ben her und verfing
sich plötzlich in einem klebrigen Netz, das sich über den Weg spannte. In ihm
hingen tote Fliegen und Schmetterlinge. Onisha kreischte vor Abscheu auf und
schlug mit den Pfoten um sich. Aber je mehr sie versuchte sich zu befreien,
desto tiefer verhedderte sie sich in dem Gespinst.
    »Hilfe«, rief sie aufgebracht. »Warum hilft mir denn keiner?«
    Blackbird gab seinen Brüdern ein Zeichen. In einer Viererformation
stießen sie bis an das Netz herab.
    »Rühr dich nicht«, schrie die Krähe. »Wenn du dich bewegst, wird
alles noch schlimmer.«
    Onisha musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um sich in
dieser Situation, in der sie am liebsten laut schreiend um sich geschlagen
hätte, ruhig zu verhalten. Sie konnte ihren Blick kaum von dem toten
Schmetterling wenden, der direkt vor ihrer Nase baumelte.
    Blackbird und seine Freunde erfassten mit spitzen Schnäbeln das
Netz und flogen in alle vier Himmelsrichtungen davon. Zerrissen es dabei so
geschickt, dass Onisha in der Mitte herausplumpste.
    »Bist du okay?«,

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