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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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nach links, und auch wenn Lena Angst hatte, wollte sie dennoch sehen, was los war. Daher spähte sie zwischen Ruven und Kian hindurch, die im Schutz eines Felsens in eine Senke blickten. Dort kämpften fünf Männer gegen einen einzelnen, ein weiterer lag am Boden.
    »Da hinten ist Onkel Ureat!«, schrie Kian, und im gleichen Augenblick rief Lena: »Ragnar!« Sie konnte seine langen grauen Haare deutlich erkennen, außerdem waren seine geschmeidigen Bewegungen unverkennbar.
    »Weshalb kämpft dieser Ragnar gegen …«, schimpfte Ruven, aber da hatte Lena Devera schon an den beiden vorbei den Abhang hinabgetrieben.
    »Ragnar – nicht!«, schrie sie immer wieder, winkte mit einer Hand und dachte erst, als sie unten angekommen war, daran, wie leicht Devera hätte stolpern können. Die Kämpfenden hatten innegehalten.
    Ragnar, ein Schwert schützend vor sich, wandte sich ihr zu. Sie erkannte Unglauben, Freude und Erleichterung in seinem Gesicht, und ihr ging es genauso. Wenige Schritte vor ihm hielt sie die Stute an, sprang in den Schnee und rief ihm entgegen: »Die Männer haben Kian und Ruven geholfen, mich zu befreien!«
    Ureat ließ sein Schwert sinken und stapfte schwerfällig durch den Schnee auf seine Neffen zu.
    »Ich dachte, sie wollen mich wieder einfangen«, stieß Ragnar hervor. Er steckte das Schwert in die Erde und umarmte Lena. »Ich bin so froh, dass du noch am Leben bist!«
    »Und ich erst«, lachte sie, streichelte vorsichtig über seine Wange. »Wie …?«
    »Ich konnte entkommen«, antwortete er knapp. Dann deutete er zu Kian und Ruven, die sich aufgeregt mit ihrem Onkel unterhielten. »Die beiden haben dich befreit?«
    »Ja, zum Glück.«
    Kian ritt nun in ihre Richtung. »Ragnar, ich bin erleichtert, dich unversehrt anzutreffen«, sagte er, und Lena glaubte ihm seine Worte. Kian deutete auf die Krieger, gegen die Ragnar soeben gekämpft hatte. »Das sind Verbündete, sie haben sich von den Fürsten in Erborg abgewendet.«
    »Das wusste ich nicht.« Eine gewisse Herausforderung sprach aus Ragnars Worten. »Sie sahen aus wie die Männer aus Erborg, die mich opfern wollten.«
    Nun kamen die Männer näher, bei vielen war Misstrauen in ihren Gesichtern zu lesen. Jenem Krieger, den Lena schon tot gewähnt hatte, wurde gerade von seinen Freunden aufgeholfen, und Ragnar blickte ihn verschämt an. »Verzeih, ich hatte euch für Feinde gehalten.«
    »Ich bin nicht schwer verletzt«, versicherte der Mann. »Eine Beule und einige Prellungen, das wird rasch vergehen.« Er humpelte zu seinem Pferd, verfolgt von Ragnars betretenem Blick.
    »Dein Verhalten verwundert mich nicht, junger Tuavinn«, ergriff Ureat das Wort. »Schlimmes ist dir widerfahren.« Er deutete in Richtung Westen. »Und Schlimmes kommt auf uns zu. Ich hörte, die Fürsten von Erborg hätten zum Tausch für ihre Opfer ein Gift von den Rodhakan bekommen. Nun greifen sie das Bergvolk an, um die Tuavinn aus ihren Verstecken zu locken, und wollen sie vernichten.«
    Ragnar zuckte zusammen. »Das Gift ist für die Tuavinn bestimmt!« Er fuhr sich über das Gesicht. »Ich muss zu Maredd – und zu Aravyn«, stieß er hervor.
    Aravyn – Lena biss sich auf die Lippe, doch sie konnte ihn sogar verstehen.
    »Ich muss sie warnen und einiges klarstellen. Kian«, er betrachtete den jungen Kelten einige Atemzüge lang, so als müsse er überlegen, ob er tatsächlich weitersprechen sollte, »kannst du weiterhin auf Lena achten?«
    Ohne zu zögern nickte der blonde Krieger, aber Lena holte zu einem Protest Luft. »Ich komme mit dir! Ich will auch wissen, was mit Etron und den anderen ist.«
    »Lena!« Er fasste sie am Arm und hielt sie mit seinem Blick gefangen. »Du hast doch gehört, was im Augenblick geschieht! Die Menschen greifen das Bergvolk und die Tuavinn an. Ich möchte dich nicht dieser Gefahr aussetzen. Außerdem …« Er stockte, woraufhin Lena auffordernd ihre Augenbrauen hob. »Du würdest mich nur aufhalten.«
    »Wie bitte?«
    »Ich trage das Blut der Tuavinn in mir. Du weißt ganz genau, dass ich sehr viel ausdauernder bin. Mit dir müsste ich viel öfters Pausen einlegen, doch ich will so schnell wie möglich zu unserem Lager im Westen kommen.«
    »Na toll, ich halte dich auf.« Sie wich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ach, Lena.« So wie Ragnar sie jetzt anlächelte und ihre Schulter streichelte, hätte sie ihm beinahe verziehen. Dennoch verletzte es sie, was er zu ihr gesagt hatte – vor allem, weil es bei Aravyn nicht

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