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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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zusammengebrochen.
    »Deine sogenannten Freunde wollen dich töten, Ragnar«, schallte da eine laute Stimme durch das Tal. »Sieh nur, sie schießen auf dich. Öffne den Pfad!«
    Ohne weiter nachzudenken, schlitterte Lena hinab, rannte auf das Ufer des Sees zu. Dort stand Ragnar, neben ihm ein Tuavinn, aber Lena ahnte, dass es sich nur um einen Rodhakan handeln konnte. Als sie näher trat und ihn eingehender betrachtete, bestätigte sich dieser Verdacht: Wie ein mächtiger Schleier umgab etwas Düsteres die Erscheinung des Rodhakan. Seine Aura , dachte Lena, und nun bemerkte sie eine weitere Gestalt, die reglos zu Ragnars Füßen lag. Um wen es sich jedoch handelte, konnte sie nicht erkennen. Sie legte ihren Bogen ein weiteres Mal an. Zwei Pfeile hatte sie noch.
    »Ragnar, öffne den Pfad«, hörte sie das Schattenwesen rufen. »Maredd ist dein Großvater, deine Liebe zu ihm ist die Magie, die den Weg über die Schwelle öffnet. Dies war es, was dir bei deinem letzten Versuch gefehlt hat. Und heute, an diesem besonderen Tag, ist es dir möglich. Ragnar, erschaffe den Pfad noch einmal«, drängte der Rodhakan.
    Maredd? Weshalb sprach der Rodhakan von Maredd? Aus dem Augenwinkel nahm Lena eine Bewegung wahr. Es waren Aravyn und Arihan, die auf sie zueilten. Auch Morqua stürzte herbei, in einiger Entfernung folgte Eryn. Pfeile zischten über Lenas Kopf hinweg, und sie erspähte Etron, der auf dem Felsgrat stand. Erleichtert ließ sie ihren Bogen sinken. »Lena!« Eine vertraute Stimme erklang hinter ihr, und kurz darauf stand ein heftig keuchender Kian an ihrer Seite. Blutspritzer überzogen sein Gesicht, der Schweiß in seinen Haaren war teilweise gefroren.
    »Lass uns Tuavinn gegen die Rodhakan kämpfen«, verlangte Eryn. »Bring dein Leben nicht unnötig in Gefahr!«
    Lena wollte widersprechen, doch ein eiskalter Wind rauschte heran, wirbelte die pulvrigen Schneemassen auf, und die Welt versank in weißem Chaos. So schnell die Sturmböe gekommen war, so rasch verging sie auch wieder. Der Schnee legte sich – und in diesem Augenblick lief Lena ein Schauder über den Rücken: Am Ufer des Sees wimmelte es vor Rodhakan. Vielleicht würde sich das Schicksal Elvancors – und damit auch ihrer eigenen Welt – hier und jetzt entscheiden. Unwillkürlich machte sie einen Schritt zurück und blickte zu Eryn. Kurz blitzte auch in deren Augen Entsetzen auf, wich jedoch sofort wieder grimmiger Entschlossenheit. Mit einem kehligen Knurren stellte sich Morqua neben sie.
    Abermals jagten Pfeile über ihren Kopf hinweg, und auch wenn Lena die Treffsicherheit Etrons bewunderte, fragte sie sich doch, wie sie angesichts der Vielzahl ihrer Feinde siegen sollten. Ehe Lena reagieren konnte, stürzten sich ihre Freunde auf die Schatten, nur Kian blieb an ihrer Seite. Wenngleich ein heilloses Durcheinander ausbrach, so formierten sich ihre Gegner zu einem schützenden Kreis, in dessen Mitte Ragnar und dieser riesige Rodhakan mit der fast schwarzen Aura stand.
    Hatte Lena bislang geglaubt, sie wüsste, was für herausragende Krieger die Tuavinn waren, so wurde sie jetzt eines Besseren belehrt. Mit unvergleichlicher Präzision schlugen sie auf die Rodhakan ein, wurden zu todbringenden Schwertkämpfern. Arihan focht inmitten einer Gruppe Schatten wie ein übergroßer Raubvogel, der sich mehreren zischenden Schlangen zugleich stellte. Wohin auch immer seine Klinge schnellte, hinterließ sie grauen Rauch und ein klagendes Seufzen, von dem Lena nicht wusste, woher es stammte.
    »Wie ein schwarzer Todesengel«, sagte Kian, und Lena betrachtete ihn kurz von der Seite. Auch sie hatte Arihan schon einmal in Gedanken so bezeichnet.
    »Ich muss ihm helfen«, flüsterte Lena. »Ragnar glaubt, diese Kreatur ist sein Vater.« Augenblicklich schrie sie:
    »Ragnar, das ist nicht Lucas!«
    Ragnar wandte sich ihr zu. Erst jetzt erkannte sie, dass er seine linke Hand auf den rechten Arm presste.
    »Dieses Mädchen hat dich angeschossen«, zischte der Rodhakan. »Hilf uns zu fliehen, Ragnar. Zeig mir, dass du der Sohn bist, nach dem ich mich sehne!«
    Ich habe Ragnar getroffen ,fuhr es Lena durch den Kopf. Oder war es ein Rodhakan. Wir müssen ihm das Gegenmittel geben!
    »Kian, wie sollen wir nun an ihn herankommen?«
    In diesem Augenblick sprang Morqua mit einem mächtigen Satz in Ragnars Richtung, so als wolle sie den Kreis durchbrechen. Die Pranken der Katze rissen gleich zwei der Feinde auf einmal zu Boden. Ein anderer jedoch schnellte nach vorne – er
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