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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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begleiten, aber das, was er hier tat, fühlte sich plötzlich falsch an.
    »Hilf ihm, Ragnar«, drängte Lucas jedoch und kam einen Schritt auf ihn zu. »Du bist mein Sohn, vertrau mir. Und Maredds Geist will dich sicher an seiner Seite wissen.« Lucas’ Augen bohrten sich in die seinen, er hatte das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können. Alles um ihn war in ein gräuliches Zwielicht getaucht, Schneeflocken und Vulkanasche wirbelten um ihn herum.
    »Ragnar, eine neue Zeit bricht an«, schmeichelte die Stimme seines Vaters. »Begleite Maredd in die Ewigkeit und lass uns anschließend ein Reich der Schatten gründen.«
    Langsam, so als würde sie nicht zu ihm gehören, wanderte Ragnars Hand zur Brust seines Großvaters. Er spürte eine große Energie durch sein Inneres pulsieren, aber es war auch, als würden sich in ihm widerstreitende Kräfte erheben, wie wenn ein verlöschendes Licht sich ein letztes Mal gegen die Dunkelheit stemmt.
    Das neue Erdbeben und die Eruption des weit entfernten Vulkans veranlassten Lena und ihre Begleiter, kurz innezuhalten. Dann stand – wie aus der Dunkelheit geboren – Arihan vor ihnen. Sein Schwert in der Hand, das blasse Gesicht vom Licht des ausbrechenden Vulkans beleuchtet.
    »Wo ist Ragnar?«, rief er und hielt sich an einem Felsen fest, als die Erde erneut bebte.
    »Ragnar konnte entkommen«, stieß Aravyn hervor.
    Arihans Gesichtszüge verfinsterten sich. »Wir müssen ihn finden, um weiteres Unheil zu verhindern. Ragnar braucht seine Anam Cara! Verteilt euch. Spürt seine Spuren im Schnee auf. Schlimmes geht vor, und ich befürchte, es hat mit Ragnar zu tun!«
    Ohne weiter zu fragen, rannten sie los, und Lenas Panik wuchs. Sie sah sich hektisch um, fasste ihren Bogen fester.
    Ragnar, wo bist du? , dachte sie. Sie selbst fühlte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Der Vulkanausbruch, dieser Tag, der gar kein wirklicher Tag war. Ganz Elvancor schien aus den Fugen geraten zu sein. Schneeflocken fielen vom Himmel, ein Wind erhob sich, aus den Tiefen der Erde ertönte ein Grollen.
    Geister Elvancors ,flehte sie in Gedanken, ich bin keine Tuavinn, aber ich muss Ragnar finden. Bitte helft mir!
    Erneut erzitterte der Boden, und als hinter ihr der Schnee wegzusacken begann, tat sich eine Felsspalte auf, die sie von Etron, Aravyn und den anderen trennte. Lena hechtete vorwärts, floh den Hang hinab, ohne auf die Rufe ihrer Begleiter zu hören. Der Spalt breitete sich aus, riss Steine und Bäume mit sich. Lena rannte weiter, nur fort von dieser bedrohlichen Kluft. So schnell sie konnte, hastete sie durch den Schnee – und wäre um ein Haar abgestürzt. Unmittelbar vor ihr fiel der Felsen senkrecht ab. Kaum war sie schlitternd zum Stehen gekommen, stockte ihr der Atem: Verschwommen durch die vom Wind gepeitschten Schneeflocken entdeckte sie mehrere Gestalten am Ufer eines Sees. Rodhakan hatten sich rund um jemanden aufgebaut, und Lena wusste tief in ihrem Inneren, um wen es sich da handelte. »Ragnar«, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
    »Arihan, Eryn, er ist am See!«, schrie sie, doch der Wind riss ihr die Worte aus dem Mund. Links von ihr wirkte der Abhang weniger steil, rechts hingen mächtige Eiszapfen. Also fasste sie einen waghalsigen Entschluss. Ohne auf ihre Freunde zu warten, rutschte sie auf Händen und Füßen hinab, versuchte dabei immer wieder, einen Blick auf Ragnar zu erhaschen. Als sich aber schlagartig ein helles Leuchten um ihn herum ausbreitete und die Rodhakan auf ihn zugingen, verharrte Lena fassungslos.
    »Nein, tu es nicht, Ragnar«, keuchte sie.
    Der Schneefall ebbte ab, der Wind legte sich, und für einen Moment hatte sie den Eindruck, als würde die Zeit in Elvancor stillstehen. Lena fasste ihren Bogen, legte den Pfeil auf die Sehne. Sie versenkte sich ganz in sich selbst. Ein Lichtportal tat sich vor Ragnar auf, schwach glänzend. Der große Bär hielt auf das Leuchten zu und setzte zum Sprung an. Mit einem Surren löste sich Lenas Pfeil von der Sehne, doch das Geschoss bohrte sich nutzlos in den Schnee. Sofort sandte sie einen zweiten hinterher. Gespannt hielt sie inne, ihr Herz schlug bis zum Hals. Dieser Pfeil traf die Bärengestalt im Rücken. Die Kreatur bäumte sich auf, ein schriller Schrei hallte durch die Luft. Abermals schoss Lena auf die Rodhakan, und endlich wichen die Schattenwesen zurück, viele lösten sich ganz auf, vergingen wie grauer Rauch. Von dem Bären war nichts mehr übrig geblieben, auch das Lichtportal war in sich
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