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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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kleinen Gruppen unterhielten sie sich leise, manche aßen oder tranken, andere bestaunten Amelias Wandgemälde.
    »Ich kann das nicht glauben!«, hörte Lena Ragnar plötzlich rufen. Gemeinsam mit Aravyn und seinem Großvater stand er vor dem Bild eines Bergmassivs.
    »Beruhige dich doch«, versuchte Aravyn ihn zu beschwichtigen. Ihre schlanke Hand legte sich auf Ragnars Unterarm, aber er schüttelte sie unwirsch ab.
    »Ich hätte dabei sein müssen«, echauffierte sich Ragnar, »schließlich ging es um eine Angelegenheit, die mich betrifft. Ich habe zu verantworten, dass Rodhakan über die Schwelle gelangt sind, und hätte gerne mitentschieden, ob jemand in die andere Welt geht und wer dies sein wird!«
    »Du bist einer der jüngsten Tuavinn«, erklärte Maredd ruhig.
    »Du hast mit Absicht heute früh vorgeschlagen, dass ich mit Lena trainiere und ihr die heißen Quellen zeige, nur um mich aus dem Weg zu haben«, warf Ragnar ihm vor.
    Dieser hob entschuldigend seine Schultern. »Es wäre dir ohnehin nur gestattet gewesen zuzuhören. Entscheidungen stehen dir noch nicht zu.«
    »Sicher war es besser so.« Aravyn lächelte Ragnar an, aber er presste die Lippen wütend aufeinander, und in seinen Augen funkelte es zornig.
    »Wir haben uns für Ilragar und Wenlann entschieden, da beide schon einmal in der anderen Welt waren und den Weg zur Esperhöhle sicher rasch finden werden.«
    Also war der Streit zwischen Gheros und Taramin völlig unbegründet , dachte Lena, doch da traf sie Maredds Blick, und daher trat sie nun näher.
    »Ilragar und Wenlann werden in deine Welt aufbrechen, Lena, um dort die Rodhakan zu jagen und zur Strecke zu bringen. Diese Wesen des Schattens gehören zwar auch nicht nach Elvancor, aber noch weniger sollten sie in der anderen Welt sein. Wir hoffen, dass du dich bereit erklärst, unseren Freunden aus dem Süden beim Übertritt behilflich zu sein.«
    Lenas Hand fuhr zu dem Schmuckstück, das unter ihrem Hemd verborgen war. »Ja, natürlich. Heißt das, ich soll Elvancor verlassen?« Die Vorstellung, Ragnar nicht mehr sehen zu können, stimmte sie traurig, aber Maredd schüttelte beruhigend den Kopf.
    »Nein. Wir Tuavinn können nur dann in die andere Welt, wenn sich an den Kraftorten die Linien verbinden. So müssen wir also normalerweise warten, bis es so weit ist. Mithilfe des Amuletts jedoch verschmelzen die Linien augenblicklich und öffnen den Pfad in die andere Welt. Du musst nicht mit ihnen ziehen, sondern nur zugegen sein, damit die Kraft des Amuletts sich entfalten kann. Wenn es allerdings dein Wunsch ist …«
    »Nein!«, fuhr Ragnar dazwischen. »Ich möchte, dass Lena bleibt.«
    Insgeheim freute sich Lena darüber, dass er sie bei sich haben wollte, wenngleich er es wohl aus anderen Beweggründen tat, als sie es sich ersehnte.
    »Natürlich helfe ich euch!«, entgegnete sie schließlich.
    »Danke, Lena!« Maredd neigte den Kopf und wandte sich schließlich an Ragnar. »Trag es uns nicht nach, dass wir so schnell wie möglich und ohne dich entschieden haben, aber Eile ist geboten.«
    »Dennoch möchte ich beim nächsten Mal einer solchen Versammlung zumindest beiwohnen.« Obwohl seine Stimme einen versöhnlicheren Klang angenommen hatte, wirkte Ragnar noch immer ein wenig verstimmt, und Lena hätte beinahe seine Hand ergriffen. Doch Aravyn kam ihr zuvor und zog ihn mit sich, allerdings drehte sie sich noch einmal zu ihr um.
    »Mach dir keine Sorgen um deine Welt, Lena«, rief sie ihr zu. »Bestimmt können Ilragar und Wenlann die Rodhakan sehr bald unschädlich machen.«
    Mit einem, wie Lena zugeben musste, freundlichen Lächeln nickte sie ihr zu und ging mit Ragnar davon.
    »Da hast du meine Besorgnis wohl missverstanden«, murmelte Lena, und fast wünschte sie sich, Aravyn wäre nicht so nett zu ihr.
    Einen Tag später – die Abenddämmerung war bereits hereingebrochen – saß Lena mit den übrig gebliebenen Tuavinn am Feuer und ließ ihren Blick über die Versammelten schweifen. Fremd waren sie ihr, diese hochgewachsenen Krieger, auf deren silbrigen Haaren das Licht der Flammen tanzte. An Morqua und Eryn hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Es faszinierte Lena zu beobachten, wie die schwarze Bergkatze Eryn wie ein stiller Begleiter umgab. Manchmal verriet nur ein verirrter Lichtstrahl, der sich in den Augen des Tieres fing, dass Morqua überhaupt zugegen war. Und Eryn war Lena zumindest sympathisch, hatte sie doch ein offenes und einnehmendes Wesen. Auch den schweigsamen Etron und

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