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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Schlachtfeldern ebenso wie auf vom Krieg verwüsteten Straßen. Oft waren sie von malazanischen Magiern ins Gefecht geschickt worden und somit in gewisser Weise Verbündete gewesen – auch wenn sie den Willen ihrer Herren mit großer Genauigkeit ausführten und anscheinend allem anderen gegenüber gleichgültig waren. Die Gelegenheiten, bei denen er einem Dämon, den ein Feind entfesselt hatte, von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte, waren dankenswerterweise seltener gewesen. In einem solchen Fall war immer nur eines für ihn von Bedeutung gewesen: zu überleben. Und das hieß zu fliehen. Natürlich bestanden auch Dämonen aus Fleisch und Blut, das war sicher – er hatte einmal genug vom Innenleben eines Dämons gesehen, der von einem von Igels Explosions-Bolzen in die Luft gejagt worden war, um die unwillkommene Vertrautheit der Erinnerung im Gedächtnis zu behalten –, doch nur Narren würden es wagen, sich einem Dämon entgegenzustellen, der mit kalter Wut und unerbittlicher Zielstrebigkeit danach trachtete, seinen Auftrag zu erfüllen. Nur zwei Arten von Menschen sterben im Kampf hatte Fiedler einmal gesagt, Narren und Glücklose. Mit einem Dämon zu kämpfen war sowohl glücklos als auch närrisch.
    Trotzdem hatte Kalam beim Anblick des Aptorian das gleiche Gefühl wie beim Geräusch einer eisernen Klinge, die Granit zu schneiden versucht. Es genügte schon, das Biest einfach nur zu lange anzuschauen, und schon stieg eine Woge der Übelkeit in ihm auf.
    Sha'iks Geschenk war wirklich nichts, das man willkommen heißen konnte. Ihr Geschenk... oder ihr Spion. Sie hat den Wirbelwind entfesselt, und jetzt handelt die Göttin durch sie – genauso, als wäre sie besessen. Das kann den Docht der Großzügigkeit kurz halten. Außerdem würde noch nicht einmal Dryjhna so bereitwillig einen Aptorian-Dämon für etwas so Gewöhnliches wie eine Eskorte verschwenden. Daher, Freund Apt, kann ich dir leider nicht trauen.
    Während der vergangenen Tage hatte er versucht, das Biest loszuwerden, etwa indem er sein Lager leise eine Stunde vor der Morgendämmerung abbrach oder sich im wirbelnden Wind dorthin wandte, wo es am schlimmsten war. Der Kreatur davonzureiten war ein hoffnungsloses Unterfangen – sie war jedem normalen Tier an Geschwindigkeit und Ausdauer weit überlegen, und trotz all seiner Anstrengungen klebte Apt an ihm wie ein besonders treuer Hund, wenn auch glücklicherweise in einer gewissen Entfernung.
    Der Wind fegte mit unersättlicher Wildheit über die felsschorfigen Hügel, fuhr in die Spalten und Risse, als hungere er danach, auch noch die letzten Sandstäubchen mitzureißen. Die sanften, gewölbten Kuppeln aus gebleichtem Kalkstein, die die Kämme zu beiden Seiten des engen Tales säumten, das er entlangritt, schienen vor seinen Augen zu altern und zahllose Furchen und Narben zu enthüllen.
    Er hatte die Pan'potsun-Hügel vor sechs Tagen hinter sich gelassen und die Grenze zu dem gezackten Grat einer sich nahtlos anschließenden Hügelgruppe überquert, die den Namen Anibaj trug. Das Gelände so weit südlich der Raraku war ihm weniger vertraut. Er war ihm nur gelegentlich nahe gekommen, wenn er den häufig bereisten Handelsrouten gefolgt war, die am östlichen Rand der Hügelkette entlangführten. In den Anibaj-Hügeln lebten keine Nomadenstämme, obwohl das Gerücht ging, dass es hier versteckte Klöster geben sollte.
    In der Nacht zuvor war der Wirbelwind aus der Raraku gekommen, eine die Sterne verhüllende Flutwelle aus Magie, und obwohl er mit ihrer Ankunft gerechnet hatte, fühlte sich Kalam bis in seine Grundfesten erschüttert. Dryjhna war erwacht, und ihr Hunger war so groß, dass der Assassine entsetzt war. Er fürchtete allmählich, der Zeitpunkt könnte kommen, da er seine Rolle bedauern würde, und jedes Mal, wenn er Apt sah, verstärkte sich diese Furcht.
    Die Anibaj-Hügel erschienen Kalam leblos. Er hatte keinerlei Spuren von Siedlungen gesehen, weder getarnt noch offen. Gelegentlich fand er die Ruine einer Festung, die an belebtere Zeiten erinnerte, doch das war auch schon alles. Falls sich asketische Mönche und Nonnen in dieser Ödnis verbargen, wurden sie durch die Gnade ihrer Götter den Augen der Sterblichen entzogen.
    Und doch, als er im Sattel zusammengekauert weiterritt, während der Wind auf seinen Rücken eindrosch, konnte Kalam das Gefühl nicht abschütteln, dass ihn etwas verfolgte. Das Gefühl war in den vergangenen sechs Stunden in ihm aufgestiegen. Dort

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