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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ich.«
    Der Korporal grunzte. »So ist es, Soldat zu sein. Man ist zu blöd, den Unterschied zu erkennen ...«
    »Und zu betrunken, um sich darum zu kümmern«, beendete der Armbrustschütze den Satz.
    »Du sagst es, Stürmisch.« Unter schweren Lidern hervor schaute Gesler Felisin an. »Versuch's woanders, Schätzchen. Nichts für ungut, aber wir haben schon genug Brunftzeiten erlebt, um zu wissen, wann ein Angebot versteckte Haken enthält. Wie auch immer, was nicht zu verkaufen ist, kann man auch nicht kaufen.«
    »Ich habe euch von Heboric erzählt«, versuchte Felisin es aufs Neue. »Das hätte ich nicht tun müssen.«
    »Hast du das gehört, Stürmisch? Das Mädchen hat Mitleid mit uns gehabt.«
    »Er wird euch verraten. Er verachtet euch jetzt schon.«
    Bei diesen Worten setzte sich der Junge namens Wahr auf.
    »Verschwinde«, sagte Gesler zu ihr. »Meine Männer versuchen ein bisschen zu schlafen.«
    Felisin blickte in Wahrs erstaunlich blaue Augen und sah nichts als Unschuld in ihnen. Sie schürzte die Lippen, warf ihm einen Kuss zu und lächelte, als ihm das Blut in die Wangen schoss. »Vorsichtig, oder deine Ohren gehen noch in Flammen auf«, sagte sie.
    »Beim Atem des Vermummten«, murmelte Stürmisch. »Na los, Junge. Wenn sie es so dringend nötig hat, dann gib ihr doch eine Kostprobe.«
    »Aber nicht doch«, sagte sie und drehte sich um. »Ich schlafe nur mit Männern.«
    »Mit Narren, wolltest du wohl sagen«, korrigierte Gesler sie in scharfem Tonfall.
    Felisin ging hinunter zum Strand und watete ins Wasser, bis die Wellen ihre Knie umspielten. Sie musterte die Ripath. Die magischen Blitze hatten wahllos auf dem ganzen Rumpf verteilt schwarze Streifen hinterlassen. Die vordere Reling des Vorderdecks glitzerte, als ob das Holz mit Hagelkörnern aus Quarz verziert wäre. Die Leinen waren ziemlich mitgenommen und an den abgeschnittenen Enden ausgefranst.
    Das Wasser reflektierte das Sonnenlicht blendend hell. Sie schloss die Augen, schob alle Gedanken beiseite, bis es nichts mehr gab außer dem warmen Wasser, das um ihre Beine schwappte. Sie verspürte eine Erschöpfung, die nicht nur körperlich war. Sie konnte nicht damit aufhören, um sich zu schlagen, und jedes Gesicht, das sie dazu brachte, sich ihr zuzuwenden, wurde zu einem Spiegel. Es muss eine Möglichkeit geben, etwas anderes als Hass und Verachtung zu spiegeln.
    Nein, nicht eine Möglichkeit.
    Einen Grund.
     
    »Ich hoffe, das Otataral, das mit Euch verwoben ist, reicht aus, den wahnsinnigen Magier zu vertreiben«, sagte Kulp. »Andernfalls steht uns eine ziemlich raue Seereise bevor.« Wahr hatte eine Laterne angezündet; jetzt hockte er auf dem dreieckigen Vorderdeck und wartete darauf, dass sie sich auf den Weg zum Riff machten. Das gelbe Licht ließ Heborics Tätowierungen schimmern, als er zur Antwort auf Kulps Worte eine Grimasse zog.
    Gesler hockte über das Steuerruder gebeugt da. Genau wie alle anderen wartete er auf den ehemaligen Priester. Auf ein kleines bisschen Hoffnung.
    Jenseits des Riffs tobte noch immer der magische Sturm; seine wahnsinnigen Blitze erleuchteten die Nacht und enthüllten hoch aufgetürmte schwarze Wolken über einem mit Schaumkronen bedeckten Meer.
    »Wenn Ihr es sagt«, meinte Heboric schließlich.
    »Das reicht nicht...«
    »Mehr habe ich nicht zu bieten«, schnappte der alte Mann. Er hob einen Armstumpf, stieß ihn in Kulps Richtung. »Ihr seht etwas, das ich noch nicht einmal fühlen kann, Magier!«
    Der Magier drehte sich zu Gesler um. »Nun, Korporal?«
    Der Soldat zuckte die Schultern. »Haben wir denn eine andere Wahl?«
    »So einfach ist es nicht«, sagte Kulp, der sich darum bemühte, ruhig zu bleiben. »Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mein Gewirr öffnen kann, jetzt, wo Heboric an Bord ist – er hat einen verderblichen Einfluss an sich, von dem ich nicht will, dass er sich weiter verbreitet. Ohne mein Gewirr kann ich aber die Magie nicht ablenken. Was bedeutet...«
    »Dass wir geröstet werden«, sagte Gesler nickend. »Pass auf da vorne, Wahr. Wir fahren los!«
    »Dein Vertrauen ist unangebracht, Korporal«, sagte Heboric.
    »Ich wusste, dass Ihr das sagen würdet. In Ordnung, zieht jetzt alle die Köpfe ein – ich und Stürmisch und der Junge haben zu tun.«
    Obwohl er kaum eine Armeslänge von dem tätowierten alten Mann entfernt saß, konnte Kulp sein eigenes Gewirr spüren. Es fühlte sich an, als wäre es bereit – nein, fast schon begierig –, geöffnet zu werden. Der Magier

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