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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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fürchtete sich. Meannas war ein distanziertes Gewirr, und alle, die ebenfalls damit arbeiteten – und die Kulp kannte –, hatten es auf die gleiche Weise charakterisiert: als kühle, distanzierte, amüsierte Intelligenz. Das Spiel der Illusionen wurde mit Hell und Dunkel, mit Gewebe und Schatten gespielt, und das Gewirr triumphierte, wenn es ihm wieder einmal gelungen war, das Auge zu täuschen. Doch selbst dieser Triumph war bar jeglicher Gefühle, die Befriedigung nüchtern und kühl. Wenn Kulp sich Zugang zu seinem Gewirr verschafft hatte, so hatte er immer das Gefühl gehabt, er würde eine Macht stören, die eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt war. Als wäre es eine Ablenkung, die kaum der Rede wert war, einen kleinen Teil dieser Macht zu formen.
    Kulp traute der ganz und gar uncharakteristischen Aufmerksamkeit seines Gewirrs nicht. Es wollte bei diesem Spiel mitmachen. Er wusste, dass er in den Fehler verfiel, Meannas als eine Entität zu sehen, als einen gesichtslosen Gott, den er anbeten musste, um Gehör zu finden, und der ihn belohnen würde, wenn er sich als gläubig erwies. Doch so waren Gewirre nicht. Ein Magier war kein Priester, und Magie war keine göttliche Einmischung. Zauberei konnte die Leiter sein, mit deren Hilfe man aufsteigen konnte – ein Mittel zu einem Zweck, aber es hatte keinen Sinn, dieses Mittel anzubeten.
    Stürmisch hatte ein kleines, rechteckiges Segel gesetzt; es reichte aus, um das Boot zu steuern, war jedoch nicht so groß, dass sie den angeschlagenen Mast riskiert hätten. Mit einer sanften Uferbrise im Rücken glitt die Ripath vorwärts. Wahr lag auf dem Bugspriet und beobachtete die Brecher vor ihnen. Die Lücke, durch die sie hereingekommen waren, ließ sich kaum ausmachen. Gesler bellte Befehle und drehte die Ripath bei, sodass sie sich jetzt parallel zum Riff bewegte.
    Kulp warf einen Blick auf Heboric. Der Priester saß mit der linken Schulter an den Mast gelehnt und blinzelte in die Dunkelheit. Der Magier hätte am liebsten auf der Stelle sein Gewirr geöffnet – um die Geister-Hände des alten Mannes zu sehen, die Schlange aus Otataral abzuschätzen –, doch er beherrschte sich; seine eigene Neugier machte ihn misstrauisch.
    »Da!«, schrie Wahr und deutete auf das Riff.
    »Ich kann's sehen!«, bellte Gesler zurück. »Mach zu, Stürmisch!«
    Die Ripath schwang herum, richtete den Bug auf die Brecher – und auf eine Lücke, die Kulp kaum erkennen konnte. Der Wind frischte auf, das Segel blähte sich.
    Jenseits des Riffs wirbelten die aufgetürmten Wolken, formten einen umgedrehten Trichter. Blitze zuckten aus den Wogen in die Höhe, rahmten ihn ein. Die Ripath schlüpfte durch die Lücke im Riff und tauchte direkt in den wirbelnden Strudel.
    Kulp hatte nicht einmal Zeit zu schreien. Sein Gewirr öffnete sich, verbiss sich sofort in einen Kampf mit einer Macht von dämonischer Raserei. Wasserspeere prasselten von oben auf sie herab, zerfetzten binnen weniger Augenblicke das Segel. Sie prasselten wie die Bolzen einer Balliste auf das Deck, durchschlugen die Planken. Kulp sah, wie einer Stürmischs Oberschenkel durchbohrte, ihn schreiend an das Deck nagelte. Andere zerschellten an Heborics gekrümmtem Rücken – er hatte sich über das Mädchen geworfen, um sie zu schützen, als die Speere herabregneten. In seinen Tätowierungen glomm ein Feuer, das die Farbe von schlammverschmiertem Gold hatte.
    Baudin lag lang ausgestreckt auf dem Vorderdeck, ein Arm hing über der Bordwand. Wahr war nirgends zu sehen.
    Die Speere verschwanden. Stampfend, als wäre sie auf einer einzigen wogenden Welle, schoss die Ripath vorwärts, und ihr Heck hob sich dabei. Über ihren Köpfen wütete der Himmel, gefleckt und gefärbt von Blüten der Macht. Kulps Augen weiteten sich, als er nach oben starrte – eine winzige Gestalt ritt dort oben mit fuchtelnden Gliedmaßen auf dem Sturm, die Reste eines Umhangs flatterten um sie herum wie eine zerzauste Schwinge. Magische Energien schleuderten die Gestalt hin und her, als wäre sie eine Strohpuppe. Eine funkelnde Woge hüllte die unglückliche Kreatur ein, und Blut spritzte nach allen Seiten. Als die Woge weiterzog, rollte und taumelte die Gestalt hinter ihr her; Fäden aus Blut breiteten sich wie ein Fischernetz hinter ihr aus.
    Dann stürzte sie in die Tiefe.
    Gesler schob sich an Kulp vorbei. »Nehmt das Ruder!«, schrie er gegen den brüllenden Wind an.
    Der Magier kroch nach achtern. Steuern? Wo durchsteuern? Er war sicher, dass

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