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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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schlimmsten Fall könnte irgendwo bei irgendeinem Offiziellen ein Bericht eingetrudelt sein, dass zwei Männer, die möglicherweise Deserteure waren, in Begleitung eines Genabackiers und einer Frau auf malazanischem Gebiet angekommen waren – und das war wohl kaum die Art von Neuigkeit, die das imperiale Wespennest bis hinunter nach Ehrlitan erschüttern würde. Also war Kalam wohl mal wieder so paranoid, wie er es eigentlich immer war.
    »Ich kann die Mündung des Flüsschens sehen«, sagte Crokus und deutete mit der Hand auf einen Punkt am Ufer.
    Fiedler warf Kalam einen Blick zu. Es ist feindliches Gebiet – wie tief müssen wir uns ducken, wenn wir hier herumkrabbeln?
    So tief, dass wir zu den Grashüpfern hochschauen müssen, Fiedler.
    Beim Atem des Vermummten. Er schaute zum Ufer hinüber. »Ich hasse das ganze verdammte Reich der Sieben Städte«, flüsterte er. Moby rekelte sich in seinem Schoß und gähnte, enthüllte dabei ein Maul voller nadelspitzer Fänge. Fiedler erbleichte. »Kuschel dich ruhig an, wann immer du willst, mein Kleiner«, sagte er schaudernd.
    Kalam legte die Ruderpinne um. Crokus kümmerte sich um das Segel; nach einer zweimonatigen Reise über Suchers Tiefe war er geschickt genug, das kleine Boot leicht in den Wind zu bringen, ohne zu luven. Apsalar rutschte ein wenig auf ihrem Platz hin und her, streckte die Arme und schenkte Fiedler ein kurzes Lächeln. Der Sappeur machte ein finsteres Gesicht und sah weg. Brand soll mich schütteln, ich sollte endlich damit aufhören, jedes Mal, wenn sie das tut, die Kinnlade sonst wohin fallen zu lassen. Sie war mal eine andere Frau. Eine tödliche Frau, das Messer eines Gottes. Sie hat Dinge getan... Außerdem ist sie schließlich mit Crokus zusammen. Der Junge hat wirklich Glück ... und all die Huren in Karakarang haben wie die pockennarbigen Schwestern einer einzigen riesigen pockennarbigen Familie ausgesehen, mit all diesen pockennarbigen Kindern auf den Hüften... Er schüttelte sich. Oh, Fiedler, du bist zu lange auf See gewesen, viel zu lange.
    »Ich sehe keine Boote«, sagte Crokus.
    »Die sind weiter flussaufwärts«, murmelte Fiedler. Er fuhr sich mit dem Fingernagel durch den Bart, auf der Jagd nach einer Nisse. Einen Augenblick später hatte er sie erwischt und schnippste sie über Bord. Zehn Stunden Fußmarsch, dann sind wir in Ehrlitan, und dort gibt es ein Bad und eine Rasur und ein Kansu-Mädchen mit einem fein gezähnten Kamm, das den Rest der Nacht nichts vorhat.
    Crokus stieß ihn an. »Na, aufgeregt, Fiedler?«
    »Du hast ja keine Ahnung.«
    »Du warst während der Eroberung hier, oder? Damals, als Kalam noch für die andere Seite – für die Sieben Heiligen Falah'dan – gekämpft hat und die T'lan Imass für den Imperator marschiert sind und ...«
    »Das reicht.« Fiedler wedelte mit der Hand. »Mich braucht man nicht daran zu erinnern, und Kalam erst recht nicht. Alle Kriege sind hässlich, aber der war noch um einiges hässlicher als die meisten anderen.«
    »Stimmt es, dass du in der Kompanie warst, die den Schnellen Ben quer durch die Heilige Wüste Raraku gejagt hat, und dass Kalam euer Führer war, nur dass er und der Schnelle Ben vorhatten, euch reinzulegen, aber Elster hatte das schon geahnt und ...«
    Fiedler warf Kalam einen finsteren Blick zu. »Eine Nacht in Rutu Jelba mit einem Krug Rum aus Falar, und dieser Junge weiß mehr als jeder Historiker des Imperiums, der noch am Leben ist.« Er wandte sich wieder Crokus zu. »Hör zu, mein Sohn. Am besten vergisst du alles, was dir dieser betrunkene Flegel in jener Nacht erzählt hat. Die Vergangenheit sitzt uns auch so schon im Nacken – es gibt keinen Grund, es ihr noch leichter zu machen.«
    Crokus fuhr sich mit einer Hand durch die langen schwarzen Haare. »Nun«, sagte er leise, »wenn es im Reich der Sieben Städte so gefährlich ist, warum sind wir dann nicht geradewegs nach Quon Tali gezogen – dorthin, wo Apsalar gelebt hat – und haben ihren Vater gesucht? Warum all dieses Herumschleichen – und noch dazu auf dem falschen Kontinent?«
    »So einfach ist das nicht«, knurrte Kalam.
    »Warum nicht? Ich habe gedacht, das wäre der Grund für diese ganze Reise.« Crokus griff nach Apsalars Hand und nahm sie fest in seine beiden Hände, während er gleichzeitig Fiedler und Kalam mit einem harten Gesichtsausdruck anblickte. »Ihr habt beide gesagt, ihr wärt es ihr schuldig. Es war nicht in Ordnung, und ihr wolltet es in Ordnung bringen. Aber jetzt glaube ich,

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