Das Reich der Sieben Städte
ist. Also, Crokus, jetzt weißt du es: Kalam wird es versuchen, aber dazu bedarf es einer gewissen Planung und einiger Vorbereitungen. Und die fangen hier an, im Reich der Sieben Städte. Du willst, dass Darujhistan für immer frei bleibt ? Dann muss Imperatrix Laseen sterben!«
Crokus setzte sich langsam. »Aber warum hier, im Reich der Sieben Städte? Ist die Imperatrix denn nicht in Quon Tali?«
»Weil«, sagte Kalam, während er das Fischerboot in die Flussmündung hineinsteuerte und die drückende Hitze des Landes sich auf sie legte, »weil das Reich der Sieben Städte kurz davor steht, sich zu erheben, mein Junge.«
»Was meinst du damit?«
Der Assassine bleckte die Zähne. »Rebellion.«
Fiedler drehte sich um und musterte das stinkende Unterholz, das entlang des Ufers wucherte. Und das, sagte er sich, und in seinem Magen schien plötzlich ein Klumpen aus Eis zu sitzen, das ist der Teil des Plans, der mir am allerwenigsten gefällt. Einer verrückten Idee des Schnellen Ben nachzujagen, während rundherum das ganze Land in Flammen aufgeht.
Eine Minute später umrundeten sie eine Biegung, und vor ihnen tauchte das Dorf auf, eine Ansammlung von Hütten aus mit Lehm beworfenem Flechtwerk, die einen unvollständigen Halbkreis bildeten. Vor ihnen war eine Reihe von Ruderbooten auf den Sandstrand gezogen worden. Kalam gab der Ruderpinne einen Stups, und das Fischerboot trieb auf den Strand zu. Als der Kiel über Kies schrammte, kletterte Fiedler über das Dollbord an Land. Moby war mittlerweile aufgewacht und klammerte sich mit allen vieren an der Tunika des Sappeurs fest. Fiedler achtete nicht auf die zeternde Kreatur und streckte sich langsam. »Und jetzt«, sagte er seufzend, während die ersten Dorfköter mit lautem Gebell ihre Ankunft verkündeten, »hat es angefangen.«
Kapitel Zwei
Bis zum heutigen Tag ist es leicht, die Tatsache zu igno-
rieren, dass im Kommandostab in Aren Verrat, Mei-nungsverschiedenheiten, Rivalitäten und Arglist weit
verbreitet waren ... Die Behauptung, dass der Kommando-
stab keine Ahnung von den unterschwelligen
Strömungen im Lande hatte, ist bestenfalls naiv,
schlimmstenfalls überaus zynisch ...
Die Sha'ik-Rebellion
Cullaran
D er rötlich ockerbraune Abdruck einer Hand auf der Mauer löste sich allmählich im Regen auf, und die Farbe rann wie Wurzelstränge den Mörtel zwischen den gebrannten Lehmziegeln entlang. Zum Schutz vor dem für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Niederschlag zusammengekauert, sah Duiker zu, wie der Abdruck langsam verschwand; er wünschte sich, dass es an diesem Tag nicht geregnet hätte, dass er über dieses Zeichen gestolpert wäre, bevor der Regen es verwischt hatte – denn dann hätte er vielleicht eine Vorstellung von der Hand gewonnen, deren Abdruck hier, auf der äußeren Mauer des alten Falah'd-Palastes im Herzen von Hissar, zurückgelassen worden war.
Die vielen Kulturen im Reich der Sieben Städte brodelten geradezu vor Symbolen, eine geheime Bildsprache voller versteckter Verweise, die unter den Einheimischen ungeheures Gewicht hatte. Mittels dieser Symbole wurde ein komplexer Dialog geführt, den kein Malazaner verstehen konnte. Duiker war im Verlauf der vielen Monate, die er sich jetzt schon hier aufhielt, allmählich an einen Punkt gelangt, an dem er zumindest die Gefahr erkennen konnte, die diese Ignoranz heraufbeschwor. Nun, da das Jahr von Dryjhna nahte, erlebten derartige Symbole eine kurze Blütezeit verschwenderischer Pracht; alle verfügbaren Wände sämtlicher Städte wurden zu Schriftrollen mit geheimen Botschaften. Wind, Sonne und Regen sorgten für Vergänglichkeit; sie wischten die Tafel sauber, um sie für den nächsten Austausch bereitzumachen.
Und es scheint, als gäbe es in diesen Tagen viel zu sagen.
Duiker schüttelte sich, versuchte, die verspannten Muskeln in seinem Nacken und in den Schultern zu lockern. Die Warnungen, die er dem Befehlsstab übermittelte, schienen auf taube Ohren zu stoßen. Diese Symbole folgten einem bestimmten Muster, doch es schien, als wäre er der einzige Malazaner, der auch nur das leiseste Interesse daran hatte, den Code zu knacken – oder der zumindest in der Lage war, zu erkennen, welche Risiken darin lagen, wenn man die Gleichgültigkeit eines Außenseiters beibehielt.
Er zog sich die Kapuze noch weiter in die Stirn, damit sein Gesicht nicht nass wurde, und spürte Wasser über seine Unterarme rinnen, als sich die weiten Ärmel seiner Telaba kurz öffneten und
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