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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dem Regen Einlass gewährten. Der letzte Rest des Abdrucks war jetzt weggewaschen. Duiker setzte sich wieder in Bewegung, schritt seinem ursprünglichen Ziel entgegen.
    Wasser lief in knöcheltiefen Strömen über die gepflasterten Schrägen unterhalb der Palastwände und stürzte dann die Abflussrinnen hinab, die jede Straße und jeden Weg innerhalb der Stadt in zwei Teile teilten. Gegenüber der gewaltigen Palastmauer hingen Markisen bedenklich schief über Läden, die kaum größer als ein Schrank waren. Aus dem kühlen Schatten der Löcher, die als Ladenfront durchgingen, beobachteten mürrisch dreinblickende Händler, wie Duiker vorbeischritt.
    Außer einigen elenden Eseln und gelegentlich einem kreuzlahmen Pferd waren so gut wie keine Fußgänger auf der Straße zu sehen. Selbst mit der seltenen, launischen Brise von der Sahul-See war Hissar eine Stadt, die aus kontinentalen Trockensteppen und Wüsten geboren war. Obwohl es einen Hafen gab, der jetzt einer der zentralen Landepunkte des Imperiums war, lebten die Stadt und ihre Bewohner mit einer Gesinnung, als würden sie der See geistig den Rücken kehren.
    Duiker hatte den ringförmigen Bezirk aus uralten Gebäuden und engen Straßen, der die Palastmauern umgab, hinter sich gelassen und gelangte nun zur Dryjhna-Kolonnade, die gerade wie ein Speerschaft quer durch das Zentrum von Hissar verlief. Die Kronen der Guldindha-Bäume, die die Fahrbahn der Kolonnade säumten, verschwammen zu verwischten Farbklecksen, als der Regen auf die ockerfarbenen Blätter niederprasselte. Die Gärten der Herrenhäuser – die meisten von ihnen nicht durch Mauern abgetrennt, sondern offen für die bewundernden Blicke der Öffentlichkeit – erstreckten sich in sattem Grün zu beiden Seiten. Der Niederschlag hatte die Büsche und Zwergbäume ihrer Blüten beraubt, die jetzt den Gehweg in ein Meer aus Weiß, Rot und Rosa verwandelten.
    Der Historiker duckte sich, als eine heftige Böe seinen Mantel eng an seine rechte Seite presste. Das Wasser auf seinen Lippen schmeckte salzig, der einzige Hinweis auf die wütende See, die knapp tausend Schritt zu seiner Rechten lag. Dort, wo sich die Straße, die nach dem Sturm der Apokalypse benannt worden war, plötzlich verengte, wurde die Fahrbahn zu einem schlammigen Weg aus geborstenen Pflastersteinen und zerbrochenen Töpferwaren, und die großen Nussbäume, die einst dem König gehört hatten, machten Wüstengestrüpp Platz. Der Wechsel war so abrupt, dass Duiker bereits bis zu den Schienbeinen in einem Gemisch aus Mist und Wasser stand, als er bemerkte, dass er den Stadtrand erreicht hatte. Er schaute nach oben, blinzelte dabei gegen den Regen an.
    Zu seiner Linken erhob sich die Mauer des imperialen Stützpunkts; sie war durch den immer noch niederprasselnden Regen nur verschwommen zu erkennen. Von irgendwo hinter den befestigten Wällen stieg Rauch in die Höhe. Rechts von Duiker und viel näher befand sich ein Durcheinander aus Fellzelten, Pferden, Kamelen und Karren – das Lager einer Handelskarawane, die gerade erst aus der Sialk-Odhan angekommen war.
    Duiker zog den Mantel enger um sich, um dem Wind so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, und wandte sich nach rechts, dem Lager zu. Der Regen war noch immer so stark, dass die Hunde, die zu der Karawane gehörten, seine Schritte nicht hören konnten, als er den schmalen, schlammigen Durchgang zwischen den Zelten betrat. An einer Kreuzung blieb Duiker stehen. Ihm gegenüber erhob sich ein großes, kupferfarbenes Zelt, dessen Seitenwände verschwenderisch mit aufgemalten Symbolen bedeckt waren. Durch die Zeltklappe am Eingang trieben Rauchschwaden. Er überquerte die Kreuzung und zögerte nur einen winzigen Moment, ehe er die Zeltklappe zur Seite zog und eintrat.
    Lautes Geschrei wehte auf Wogen heißer, dampferfüllter Luft heran und schlug über dem Historiker zusammen, als er stehen blieb und das Wasser von seinem Mantel zu schütteln versuchte. Überall brüllten, lachten oder fluchten Menschen; die Luft war geschwängert vom Rauch der Durhang-Pfeifen und dem Geruch nach gebratenem Fleisch, saurem Wein und süßem Bier, und all diese Eindrücke stürmten gleichzeitig auf Duiker ein, während er sich umsah. Ein Stück weiter links, wo sich eine Gruppe von Spielern versammelt hatte, tanzten und klirrten Münzen in Töpfen. Vor ihm wand sich ein Tapu geschickt durch die Menge, in jeder Hand einen eisernen, vier Fuß langen Spieß mit gebratenem Fleisch und Früchten. Duiker

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