Das Reich der Traeume
Bauernaufstand niedergeschlagen. Doch in Wirklichkeit war es ihnen lediglich gelungen, die Flammen zu ersticken, nicht die Glut, die nur darauf wartete, von Neuem aufzulodern. Wenn die Menschen erst einmal zu den Waffen greifen, ist es schwer, sie wieder zu besänftigen.
In derselben Nacht, in der Arquimaes und Alexia ihren Pakt mit Reynaldo schlossen, versammelten sich die mutigsten der Bauern auf der anderen Seite des Flusses um ein groÃes Feuer. Um vor Angriffen sicher zu sein, hatten sie Wachen aufgestellt. Es sah aus, als würde der leuchtend helle Mond sie in ihrem Vorsatz bestärken, den Kampf fortzusetzen. Die etwa zweihundert aufgebrachten Männer waren verwundet und hungrig. Viele hatten gesehen, wie ihre Freunde, Nachbarn und Familien durch die Waffen der Soldaten oder unter den Hufen ihrer Pferde gestorben waren.
»Wir müssen weitermachen!«, rief Royman, ein von allen geachteter Bauer. »Diese Ungerechtigkeiten müssen ein Ende haben! Wir haben schon zu lange unter ihnen gelitten!«
»Aber wir haben keine Waffen! Wir sind nur wenige und auÃerdem nicht auf einen Kampf vorbereitet«, hielt ein anderer dagegen, der stark wie ein Büffel wirkte. »Ich bin Schmied, kein Soldat.«
»Was ist zu tun? Der König wird sich bestimmt rächen wollen. Es wird VergeltungsmaÃnahmen geben. Man wird viele von uns henken und unsere Familien werden unter den Folgen zu leiden haben«, jammerte ein Landarbeiter, der am Arm verwundet war.
»Der König ist der König. Er befiehlt und wir müssen gehorchen«, stimmte eine Frau, deren Augen stark gerötet waren, in sein Klagen ein. »Mein Sohn wurde heute getötet und niemand wird dafür zur Verantwortung gezogen.«
»Könige sind nicht so mächtig, wie ihr glaubt!«, rief plötzlich ein Mann in einer Mönchskutte. »Ich kann euch sagen, wie man ihnen die Macht abnimmt!«
Alle Blicke waren nun auf ihn gerichtet. Er hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, sodass sein Gesicht im Schatten verborgen blieb.
»Wer bist du?«, fragte Royman. »Woher kommst du?«
»Ich habe alles mit angesehen! Ich habe gesehen, wie die Soldaten eure Leute niedergemetzelt haben! Ich kann euch helfen, Benicius loszuwerden!«
»Drück dich deutlicher aus!«
»Das ist doch nur ein besoffener Landstreicher«, sagte ein dünner Mann mit krausem Haar. »Vor ein paar Tagen hat er sich in Juliusâ Kneipe betrunken.«
»Er ist verrückt. Jagt ihn fort!«, befahl Royman. »Los, hau schon ab!«
»Ich bin nicht verrückt!«, widersprach der Fremde. »Ich war Ritter und kenne die Schwächen der Könige!«
»Und was machst du hier? Wie konnte es dazu kommen, dass ein Ritter zu einem betrunkenen Landstreicher wird?«
»Ich bin vom Pech verfolgt. Ich habe alles verloren und schuld daran ist Benicius! Wenn ihr mir helft, ihn zu töten, werde ich euch helfen, das Schloss zu erobern.«
Die Frau, die eben gesprochen hatte, trat von hinten an den fremden Mönch heran und zog ihm mit einer raschen Bewegung die Kapuze vom Kopf.
»Ich kenne dich!«, rief sie aus. »Du bist Graf Morfidio!«
»Der bin ich nicht!«, schrie der Fremde und versuchte, sein Gesicht wieder zu verbergen. »Lass mich zufrieden! Ich heiÃe Frómodi!«
»Graf Morfidio?«, wiederholte Royman. »Alle sagen, er sei bei einem Schwertkampf mit einem Jungen getötet worden.«
»Morfidio ist tot! Glaubt mir, ich bin Frómodi und habe nichts mit dem Grafen zu tun!«, versicherte der Fremde. »Der Gehilfe von Arquimaes, diesem verfluchten Hexer, hat Morfidio getötet!«
»Ein Betrüger bist du!«, rief ein anderer Mann. »Was willst du hier?«
»Euch von diesem Tyrannen befreien! Ich kann euch helfen, Beniciusâ Festung zu stürmen! Ich weiÃ, wie man so etwas macht!«
Die Bauern schwiegen nachdenklich.
»Willst du etwas Wein?«, fragte ihn einer von ihnen nach einer Weile. »Hier, trink.«
Morfidio nahm das GefäÃ, das der andere ihm hinhielt, führte es an seine Lippen und trank gierig. Der Wein lief ihm über das Kinn und beschmutzte seine Kutte.
»Seht ihr? Er ist ein Säufer und Betrüger! Früher war er mal ein Graf, aber jetzt ist er bloà noch ein menschliches Wrack!«
»Ja, doch er weià Dinge, die für uns von Nutzen sein können. Komm, Frómodi oder wie immer du heiÃt,
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