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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Ein Kopist!«
    Ich sehe, wie Sombra bei seinen Worten zusammenzuckt.
    Â»Warum sollte ein Mönch etwas auf ein Schwert schreiben?«, fragt Metáfora.
    Â»Vielleicht, um seinem Besitzer ein Gedicht zu widmen. Oder es war ein Geschenk«, überlegt Cristóbal. »Manchmal machen die Leute eben die seltsamsten Sachen.«
    Â»Es könnte sich auch um einen Segensspruch handeln oder um einen Zauberspruch … Wer kann das schon wissen«, sagt der General. »Ich werde das Ganze fotografieren und versuchen, es zu entziffern. Das ist die einzige Möglichkeit herauszufinden, warum jemand diese Buchstaben auf die Klinge geschrieben hat.«
    Während er seine Fotos macht, gehe ich zu den Regalen hinüber. Vielleicht finde ich ja etwas Interessantes.
    Ich hebe einige Dokumente und Aktenbündel hoch, bis ich auf eine Zeichnung aus dem Mittelalter stoße. Eine seltsame Szene ist darauf abgebildet. Es ist ein Mann zu sehen, der in einer Art Labor arbeitet. Seiner Kleidung nach zu urteilen, handelt es sich zweifellos um einen Alchemisten. Auf einem Tisch steht ein Tintenfass. Davor sitzt ein anderer, jüngerer Mann. Er lässt sich von dem Alchemisten etwas auf sein Gesicht schreiben. Man kann nicht genau erkennen, was der Alchemist schreibt, nur so viel, dass die Buchstaben das ganze Gesicht des jungen Mannes bedecken.
    Ohne dass es jemand bemerkt, hole ich mein Handy heraus und mache ein Foto von der Zeichnung. Sie könnte vielleicht einiges erklären.
    Nach zwei Stunden erklärt Sombra den Besuch für beendet. Er habe entsprechende Anweisung von meinem Vater, sagt er, und außerdem sei es ungesund, sich länger an einem Ort wie diesem aufzuhalten, mit so viel Staub und so schlechter Luft.
    Â»Wenn Sie noch einmal hierherkommen wollen, General, müssen Sie mit Señor Adragón sprechen. Ich habe meine Pflicht erfüllt.«
    Kurz darauf verlassen wir den zweiten Keller, unter dem strengen Blick des Wachmanns, der verhindern soll, dass jemand etwas mitnimmt. Was er jedoch nicht weiß, ist, dass wir das Wichtigste in unseren Kameras, in unseren Köpfen und auf unserer Netzhaut gespeichert haben.
    * * *
    Mein Vater möchte heute Abend ein Essen geben, um seine Entlassung aus dem Krankenhaus zu feiern. Er hat Norma und Metáfora eingeladen. Zuerst wollte er auch Stromber, Sombra, Battaglia und Adela einladen; doch aus irgendeinem Grund hat er dann beschlossen, darauf zu verzichten und sie alle am nächsten Wochenende zum Essen einzuladen. Heute möchte er im kleinen Kreis feiern.
    Â»Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, bei der Familie«, sagt er, als wir am Tisch sitzen. »Im Krankenhaus habe ich mich so danach gesehnt!«
    Â»Metáfora und ich fühlen uns sehr geehrt, dass du uns zu deiner Familie zählst«, erwidert Norma.
    Â»Ich musste euch doch irgendwie zeigen, wie dankbar ich euch bin. Während meines Krankenhausaufenthaltes habt ihr euch so liebevoll um mich gekümmert, als würde ich zu eurer Familie gehören. Ich möchte euch so gerne etwas zurückgeben.«
    Ich weiß nicht, warum, aber das Ganze scheint in einen romantischen Abend auszuarten. Ich fange an zu begreifen, dass dieses Essen nichts mit der Entlassung meines Vaters aus dem Krankenhaus zu tun hat.
    Â»Jetzt, da ich wieder gesund bin, glaube ich, dass der Moment gekommen ist, euch zu sagen … Na ja, euch zu sagen, dass ich sehr glücklich bin, euch kennengelernt zu haben«, sagt mein Vater feierlich. »Und ich glaube, Arturo ist auch sehr glücklich darüber. Nicht wahr, Arturo?«
    Â»Klar bin ich das! Ich habe doppelt Glück gehabt. Ich habe eine gute Lehrerin gekriegt und eine Freundin gewonnen.«
    Â»Auch wir freuen uns sehr«, sagt Norma.
    Mahania lässt sich mit dem Servieren viel Zeit. Auch wenn sie so tut, als höre sie nicht zu, glaube ich, dass sie sich kein Wort unserer Unterhaltung entgehen lässt.
    Â»Nun … Ich … Ich wollte euch etwas sagen«, stammelt mein Vater, nachdem er einen Schluck Wein getrunken hat. »Also, Norma und ich wollten euch etwas sagen … Etwas, das uns alle betrifft …«
    Ich versuche, meine Ungeduld zu überspielen, indem ich meine Serviette ausbreite und an meinem Saft nippe. Nach einer kleinen Pause spricht mein Vater weiter: »Wir wissen ja alle, dass … Nun ja, wenn Menschen sich kennenlernen und nach und nach Freunde werden, kommt es manchmal vor, dass

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