Das Reich der Traeume
zwischen ihnen ein Gefühl entsteht, das mehr ist als nur Freundschaft ⦠Nicht wahr? Also, Norma und ich haben uns in der letzten Zeit immer besser kennengelernt, und wir haben herausgefunden, dass ⦠na ja, also â¦Â«
»Soll ich dir helfen?«, fragt Norma, die sieht, dass mein Vater vor Nervosität kaum noch sprechen kann.
»Würde es dir etwas ausmachen �«
»Nein ⦠Gut, also, Arturo und ich, wir haben uns ineinander verliebt«, sagt Norma. »Und auch wenn es noch etwas früh ist, um Pläne für die Zukunft zu schmieden, sollt ihr wissen, dass wir vielleicht irgendwann einmal heiraten werden â¦Â«
»Ja, genau das wollte ich sagen!«, bestätigt mein Vater, dem die SchweiÃperlen auf der Stirn stehen. »Ich hoffe, ihr zwei seid damit einverstanden. Was meinst du dazu, Arturo?«
»Eine ziemliche Ãberraschung! Das hätte ich nicht gedacht«, lüge ich, ohne rot zu werden. »Ich bin völlig platt!«
»Na ja, wir wissen ja, dass das Leben manchmal voller Ãberraschungen steckt. Man muss für alles offen sein«, sagt mein Vater. »Auch ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass mir so etwas passieren könnte.«
»Ich finde das super!«, sagt Metáfora. Sie steht auf und gibt ihrer Mutter einen Kuss. »Ich wünsche euch viel Glück!«
Ich nehme an, dass die weibliche Sensibilität, von der mir Metáfora so viel erzählt hat, darin besteht, sich bei einer guten Neuigkeit zu küssen und zu umarmen. Deswegen stehe ich ebenfalls auf, umarme meinen Vater und gebe Norma einen Kuss auf die Wange.
»Glückwunsch euch beiden«, murmele ich.
»Nun, wir wollen den Ereignissen nicht vorgreifen«, sagt mein Vater. »Unsere Beziehung steht noch ganz am Anfang.«
Während des Abendessens machen wir Scherze über unser gemeinsames Leben, wenn mein Vater und Norma erst einmal verheiratet sein werden. Irgendwann bemerke ich, dass Metáfora kaum noch ihre Tränen zurückhalten kann. Ich versuche, das Thema zu wechseln: »Ãbrigens, Papa, ich habe dir noch gar nicht erzählt, dass wir vielleicht die Möglichkeit haben werden, einige Stücke aus dem Mittelalter in unserer Stiftung aufzubewahren und auszustellen. Sie wurden im Gartenhäuschen hinter der Schule gefunden. Ich hab sie schon gesehen, sie scheinen sehr wertvoll zu sein.«
»Also, das ist wirklich eine gute Nachricht! Ich freue mich, dass du dich für so etwas interessierst. Wenn du willst, werde ich mir die Objekte mal ansehen. Aber das Ganze könnte nicht ganz einfach werden. Du weiÃt ja, zuerst muss der Kulturbeirat der Stadt zustimmen. Niemand kann historische Kulturgüter einfach so behalten. Ohne die Zustimmung der Behörden darf man sie weder ausstellen noch aufbewahren. Man muss erst die Rechte daran erwerben. Aber auf jeden Fall möchte ich mir die Sachen anschauen. Stell dir vor, wenn wir die Nutzungsrechte bekämen ⦠Wir könnten eine wunderbare Ausstellung machen!«
»Und das würde bedeuten, dass wir Geld verdienen würden«, sage ich.
»Genau! Eine gute Ausstellung ist immer rentabel. Das würde uns helfen, unsere Schulden bei der Bank abzubezahlen.«
»Aber wir müssen uns beeilen. Nicht dass uns jemand die Stücke vor der Nase wegschnappt â¦Â«
»Gut, ich werde mich dafür einsetzen ⦠Du kannst dich darauf verlassen.«
* * *
Wir haben Norma und meinen Vater ein Weilchen alleine gelassen und sind in die Dachkammer hinaufgegangen, um ein wenig zu reden. Um ehrlich zu sein, war ich es, der Metáfora darum gebeten hat.
»Ich hab gesehen, dass du Tränen in den Augen hattest«, sage ich zu ihr. »Möchtest du mir erzählen, warum?«
Sie schweigt. Nach einer Pause beginnt sie zu sprechen: »Ich musste an meinen Vater denken. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich habe ihn so sehr geliebt â¦Â«
»Wenn du nicht darüber reden willst â¦Â«
»Nein, ist schon gut. Irgendwann werde ich dir sowieso von ihm erzählen ⦠Ich habe dir ja schon gesagt, dass er ohne ein Wort fortgegangen ist. Aber den wahren Grund, den habe ich dir verschwiegen.«
»Bist du sicher, dass du darüber sprechen willst?«
»Ja, ich muss mal darüber reden ⦠Ich war damals sehr krank und wäre beinahe gestorben. Mein Vater konnte es nicht ertragen und ist fortgegangen. Er ist ein Feigling. Ich liebe
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