Das Reich der Traeume
CrispÃn. »Wer war dabei, als sie den Gemeindevorsteher verhext hat?«
»Seit wann braucht man Zeugen, um eine Hexe zu überführen? Bist du etwa ein Freund der Frau?«
»Ich? Nein, nein«, beeilte sich CrispÃn zu versichern. »Wir sind soeben erst angekommen und kennen hier niemanden.«
Der Alte drängte sich näher an den Scheiterhaufen heran. Arturo und CrispÃn mischten sich unter die Menge und versuchten, den argwöhnischen Blicken des Mannes zu entkommen. Sie wollten keinen unnötigen Ãrger.
Die Schreie der Soldaten, die den Weg für einen Ochsenkarren freimachten, trieben die Menge auseinander. Die Leute riefen der Hexe, die in einen eisernen Käfig gesperrt war, Beleidigungen zu. Sie bewarfen sie mit Obst, Eiern und anderem, von dem das meiste an den Eisenstangen abprallte.
»Ich bin dagegen, dass eine Frau verbrannt wird«, flüsterte Arturo ein wenig besorgt. »Auch wenn es sich um eine Hexe handelt.«
»Wie bitte?«, entgegnete CrispÃn. »Hexen müssen vom Bösen gereinigt werden, das weià doch jeder. Deswegen müssen sie in den Flammen sterben. Sie sind gottlos und müssen vernichtet werden. So ist es Brauch.«
»Ich habe noch nie an so etwas Grausamem teilgenommen, und ich weià nicht, ob ich es ertragen kann.«
»Dann rate ich dir nur, halte dich da raus! Niemand wird es zulassen, dass du für sie eintrittst. Anscheinend kennst du die Bräuche des einfachen Volkes nicht.«
Arturo schwieg. In seiner Brust verspürte er ein heftiges Stechen, das ihm das Sprechen unmöglich machte. Die Buchstaben waren erwacht und krabbelten unruhig über seine Haut. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass in Kürze etwas geschehen würde.
Die Wächter zerrten die Frau aus dem Käfig, stieÃen sie auf den Scheiterhaufen und fesselten sie mit Ketten an einen riesigen Holzpfahl. Unter der hölzernen Plattform hatte man Baumstämme und Zweige aufgehäuft. Der Henkersknecht trat mit einer Fackel in der Hand hinzu und wartete darauf, dass der Gerichtsdiener mit lauter Stimme das Urteil verlas. Danach würde er das Feuer entzünden.
»Diese Frau wurde der Hexerei für schuldig befunden!«, rief der Gerichtsdiener aus vollem Halse, wobei er ein Huhn in die Höhe hielt. »Hier ist der Beweis ihrer Bösartigkeit!«
Das Volk grölte. Da fiel Arturos Blick auf die Verurteilte und trotz der Entfernung erkannte er sie sofort.
»Alexia!«, rief er. »Das ist Prinzessin Alexia!«
CrispÃn erschrak. Er wusste, dass auch die Freunde von Hexen der Hexerei verdächtigt wurden, und versuchte deshalb, Arturo zum Schweigen zu bringen.
»Sei still! Wir haben sie nie gesehen. Sie ist eine Hexe und Hexen kennen wir nicht!«
»Das ist Alexia! Man wird sie verbrennen!«, flüsterte Arturo. »Wir müssen das verhindern!«
»Was sagt der Junge?«, fragte ein stämmiger Kerl, der Arturos Worte gehört hatte. »Will er die Hexe etwa vor ihrer gerechten Strafe bewahren?«
»Nein!«, antwortete CrispÃn. »Er hat getrunken und weià nicht, was er redet. Komm, mein Freund, lass uns gehen!«
Er packte Arturo am Arm und zog ihn mit sich.
»Du bist zum Tode durch das Feuer der Gerechtigkeit verurteilt worden, weil du Hexerei betrieben hast, Weib!«, rief der Gerichtsdiener, der das zappelnde Huhn nur mit Mühe festhalten konnte. »Wir werden jetzt das Urteil vollstrecken!«
CrispÃn gelang es, Arturo in eine Nebengasse zu ziehen. Als ihnen eine Patrouille von Soldaten begegnete, sagte er entschuldigend: »Ihm ist schlecht. Immer dasselbe! Wegen ihm verpasse ich die schönsten Hinrichtungen!«
Die Soldaten setzten lachend ihre Runde fort, um sich zu vergewissern, dass alles ruhig war und kein Hexenmeister versuchte, die Verurteilte zu befreien.
»Wir müssen etwas tun!«, sagte Arturo, als sie wieder alleine waren. »Wir können doch nicht zulassen, dass man sie verbrennt!«
»Jetzt hör mir mal zu! Wir wissen beide, dass sie die Tochter von Demónicus ist, dem schlimmsten aller Zauberer. Wir dürfen uns da nicht einmischen. AuÃerdem verdient sie nichts anderes. Sie ist eine Hexe und sonst nichts!«
»Niemand verdient es, auf diese Weise zu sterben! Und sie schon gar nicht!«
»Auf Befehl des Gerichtes unserer Stadt wirst du jetzt sterben!«, verkündete unterdessen der Gerichtsdiener.
In seiner
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