Das Reich der Traeume
Thronbesteigung vorbereitet, bevor die Stimmen, die sich seiner Herrschaft widersetzten, immer lauter wurden.
Es war ein wunderschöner, sonniger Tag, wie gemacht für ein derartiges Ereignis. Morfidios ergebenste Ritter hatten alles mit starker und geschickter Hand organisiert. Er hatte sie unter den ehemaligen Truppenführern von König Benicius und Reynaldo ausgewählt und sie mit dem Versprechen gelockt, ihnen Geld zu geben und Macht zu verleihen.
Sie hatten sogar einen Bischof für die Zeremonie gewinnen können. Ein Jammer, dass die Könige und Edelleute der benachbarten Länder die Einladung abgelehnt hatten.
Es sollte eine festliche Veranstaltung werden, mit einem Turnier und einem opulenten Mahl. Um dem Ganzen den Charakter eines Volksfestes zu verleihen, hatte man auÃerdem Komödianten, Tänzerinnen und Musiker verpflichtet.
Doch dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte.
»Herr, eine Gruppe von Bauern will vor der Zeremonie mit Euch reden«, teilte ihm einer seiner Ritter mit.
»Können die nicht bis morgen warten?«
»Sie behaupten, es sei dringend. Sie bestehen darauf, unbedingt mit Euch sprechen zu müssen, Herr.«
»Also gut. Ich werde sie im Waffensaal empfangen. Sag den Wachen, sie sollen sich bereithalten.«
Der Ritter verstand die Botschaft. Er fasste an sein Schwert, um Frómodi, seinem neuen Herrn, zu verstehen zu geben, dass er auf ihn zählen konnte.
Kurz darauf betrat Morfidio, begleitet von sechs seiner treuesten Ritter, den Waffensaal, wo rund zwanzig Bauern auf ihn warteten.
»Hier bin ich, meine Freunde! Ich nehme an, ihr seid gekommen, um mich zu meiner Ernennung zum König zu beglückwünschen.«
Die Männer verneigten sich respektvoll vor dem Mann, der sich anschickte, ihr König zu werden. Dann trat einer von ihnen vor und sagte: »Herr, man hat mich zum Sprecher der Bauern Eures Reiches ernannt. Ich bin beauftragt, Euch eine Botschaft zu überbringen, die wir gemeinsam verfasst haben.«
Er hielt dem zukünftigen König eine Pergamentrolle hin, von der mehrere rotglänzende Siegel mit den Symbolen verschiedener Dörfer und Städte herabhingen.
»Ich möchte, dass du es mir vorliest. Heute ist ein besonderer Tag, und ich habe keine Lust, meine Energie mit dem Lesen eines von meinen Untergebenen verfassten Schriftstückes zu verschwenden.«
Dem Sprecher der Abordnung lief es kalt den Rücken hinunter. Er hatte nicht an die Möglichkeit gedacht, dass er mit lauter Stimme die Forderungen seiner Mitstreiter verlesen müsste. Er wurde sehr nervös.
»Los, mach schon, du vergeudest meine Zeit!«, drängte ihn Morfidio. »Lies!«
»Verzeiht, Herr â¦Â«, stammelte der Mann und entrollte das Pergament. »Nun denn ⦠Hier steht: âºMit dem gebotenen Respekt, Ritter Frómodi, und im Namen all derer, die gemeinsam dafür gekämpft haben, Reynaldo vom Thron zu stürzen, möchten wir Euch daran erinnern, dass die Krone dem Volk gehört und der neue König von allen Männern des Reiches gewählt werden muss. Deswegen bitten wir Euch, auf die Krone so lange zu verzichten, bis die Gemeinden entschieden haben, wer unser neuer Herrscher sein soll â¦â¹ Nun, das ist es, was wir â¦Â«
»So dankt ihr mir also alles, was ich für euch getan habe? Habt ihr vergessen, dass ich es war, der den Plan erarbeitet hat, um diesen verdammten Reynaldo zu beseitigen, der euch mit seinen Stiefeln zertreten wollte?«
»Wir sind Euch dankbar für Eure Hilfe und erklären uns bereit, Euch dafür angemessen zu entlohnen â¦Â«
»Mich entlohnen?«, schrie Morfidio auÃer sich vor Wut und baute sich vor dem Sprecher auf. »Bin ich vielleicht euer Söldner? Für wen haltet ihr mich?«
Der Mann war sich im Klaren darüber, dass er sich seine Worte sehr genau überlegen musste. Doch dafür blieb ihm keine Zeit. Kaum hatte er Luft geholt, da schnitt ihm Morfidio schon mit seinem Dolch die Kehle durch.
»Bringt sie alle um!«, befahl er seinen Rittern. »Dass mir keiner mit dem Leben davonkommt! Solch undankbare Kreaturen verdienen es nicht zu leben!«
Die Ritter, die darauf vorbereitet waren, stürzten sich mit gezogenen Schwertern auf die unbewaffneten Bauern. Diese versuchten zu fliehen, mussten jedoch feststellen, dass die Tür verschlossen war. Die Soldaten, die drauÃen Wache standen, hörten vor
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