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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Angst zitternd die grauenhaften Schreie der Bauern.
    Wenig später öffnete sich die Tür und Morfidio und seine Ritter traten heraus. An ihren blutriefenden Schwertern hingen Kleiderfetzen.
    Â»Säubert auf der Stelle den Saal!«, befahl Morfidio. »Und verbrennt die Leichen! Die Zeremonie beginnt, sobald ich mich umgezogen habe.«
    Er begab sich in seine Gemächer und zog sein prächtiges Gewand aus, das jetzt blutdurchtränkt war. Er warf es in den Kamin und legte neue Kleider an. Als er sich gerade die Stiefel anziehen wollte, bemerkte er, dass seine Füße bis an die Knöchel schwarz gefärbt waren. Er versuchte, sie zu säubern, doch es gelang ihm nicht. Daraufhin schenkte er sich sein Glas voll Wein und trank es in einem Zug leer.
    Er schäumte vor Wut. Mit jedem Tag, der verging, fühlte er, dass er blutrünstiger, grausamer und machtbesessener wurde. Auch die plötzlichen Wahnsinnsschübe, die ihn hin und wieder befielen, machten ihm Sorgen. Und das alles, seit er den Fuß in jenen unterirdischen Fluss gesetzt hatte, damals, als er sich mit Arturo duellierte, dem kleinen Wilden, der ihn so gedemütigt hatte.
    Â»Ich werde dich umbringen! Ich schwöre dir, ich werde dich umbringen, du verfluchter Kerl!«, murmelte er und zog sich die Stiefel an.
    Während der Krönungszeremonie herrschte absolute Stille. Niemand erkundigte sich nach den Bauern, die Frómodi, den neuen König, um eine Audienz gebeten hatten. Nur aus dem großen Kamin stieg eine riesige Rauchwolke auf, die einen verräterischen Geruch verströmte.

XII
    Die Schlinge zieht sich zu
    H oracios Vater hat sein Angebot für die mittelalterlichen Objekte erhöht, die Mercurio im Gartenhäuschen der Schule gefunden hat. Mein Vater hat mitgeboten und so ist der Preis immer weiter gestiegen. Dadurch haben sich unsere Beziehungen zur Bank noch mehr verschlechtert. Sie sind nicht bereit, irgendwelche finanziellen Abenteuer zu unterstützen, sagen sie.
    Horacio erzählt überall herum, meine Familie wolle sich mit List und Tücke sämtliche mittelalterlichen Kunstschätze unserer Stadt unter den Nagel reißen. Das macht mich rasend. Wenn ich ihm auf dem Schulhof begegne, würde ich ihn am liebsten zur Rede stellen und ihn auffordern, seine Anschuldigungen zurückzunehmen. Doch das würde meinem Vater sicher nicht gefallen, und ich möchte ihm nicht die Laune verderben, wo er doch jetzt so glücklich ist seit der Verlobung mit Norma.
    Metáfora kommt zu mir rüber, zusammen mit Cristóbal, der uns wie ein Schatten überallhin folgt. Manchmal stört es mich, denn er kriegt sehr viel Persönliches mit, Sachen, die nur mich etwas angehen. Dennoch, ich weiß nicht warum, vertraue ich ihm. Er hat mir auch schon mehrfach bewiesen, dass er mein Vertrauen verdient; zum Beispiel nach meinem Besuch bei seinem Vater, von dem er niemandem etwas erzählt hat. Dabei hätte er eine ganze Menge zu erzählen gehabt. Ich glaube, es ist gut, wenn man jemandem vertrauen kann, vor allem wenn man sonst nur von Spitzeln umgeben ist.
    Â»Arturo, übermorgen hast du einen Termin bei meinem Vater«, erinnert er mich. »Er sagt, du musst dich unbedingt behandeln lassen.«
    Â»Ich bin nicht krank.«
    Â»Egal. Vergiss nicht, man sollte so was nicht auf die leichte Schulter nehmen, egal was es ist. Also geh zu ihm, bitte!«
    Ich will ihm gerade sagen, dass ich auf jeden Fall hingehen werde, als mein Handy piept. Ich habe eine SMS bekommen. Sie besteht nur aus einem einzigen Wort: GEFAHR
    Die SMS ist von Hinkebein. Keine Ahnung, was er mir damit sagen will. Ich werde später zu ihm gehen und ihn danach fragen. Anrufen möchte ich ihn jetzt lieber nicht, falls er nicht allein ist.
    Horacio kommt direkt auf mich zu. Er sieht ziemlich geladen aus und ich mache mich schon mal auf eine Auseinandersetzung gefasst.
    Â»Drachenkopf, sag deinem Vater, er kann sich die Objekte aus dem Kopf schlagen! Sie gehören mir und ich werde sie bekommen! Da wird dir dein Trick mit der Zeichnung im Gesicht gar nichts nützen. Und wenn du sie noch mal benutzt, polier ich dir die Fresse! Klar?«
    Â»Jetzt hör du mir mal zu! Ich lass mich von dir nicht einschüchtern. Du hast uns schon lange genug tyrannisiert, aber damit ist jetzt Schluss!«, antworte ich bestimmt.
    Â»Und was hast du vor? Mit deinem Drachen Gassi gehen?«, lacht Horacio. »Bilde dir bloß

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