Das Reich der Traeume
uns wieder davon. Wir haben genug gehört.
»Du, Arturo, lass uns Señor Leblanc begrüÃen«, schlägt Metáfora vor. »Ich möchte ihn fragen, ob er gerade an einem neuen Buch schreibt. Das interessiert mich sehr.«
»Ja, gut, gehen wir zu ihm.«
* * *
Ich bin schon längst eingeschlafen, als jemand an meine Tür klopft. Ich stehe auf, um nachzusehen, wer mich um vier Uhr morgens besuchen will.
»Sombra! Was machst du denn hier um diese Zeit?«
»Kann ich mit dir reden?«
»Klar, komm rein ⦠Was ist los? Warum bist du so aufgeregt?«
Er setzt sich auf die Bettkante und knetet nervös seine Hände. Er sieht mich nicht einmal an, so wie er es sonst immer tut. Es muss um etwas sehr Wichtiges gehen.
»Ich möchte dich um deine Hilfe bitten. Es gibt da ein groÃes Problem, das ich nicht alleine lösen kann.«
»Sag mir einfach, worum es geht. Du weiÃt, du kannst dich auf mich verlassen.«
»Alles ist aus dem Ruder gelaufen, ich habe die Kontrolle verloren. Tut mir leid.«
»Wovon sprichst du?«
»Vom General. Der Mann macht uns das Leben schwer. Die Stiftung ist in Gefahr. Wenn er herumerzählt, was er weiÃ, wird die Stiftung aufgelöst.«
Ich verstehe nicht, wovon er redet. Wieso sollte die Stiftung aufgelöst werden?
»Sombra, ich glaube, du übertreibst. Das kann nicht passieren. Die Stiftung wird niemals aufgelöst!«
»Der General sagt, er habe Indizien gefunden, die beweisen, dass die Schwarze Armee existiert hat! Bist du dir im Klaren darüber, was das bedeutet?«
»Nein, bin ich nicht. Du hast doch immer gesagt, dass diese Armee das Fantasieprodukt von Zeichnern und Schriftstellern ist und dass es sie nie gegeben hat.«
»Ja, natürlich ⦠Aber jetzt kommt dieser General und behauptet das Gegenteil. Vielleicht kann er tatsächlich beweisen, dass ⦠dass ich mich irre.«
»Und was wäre so schlimm daran? Was geht es uns an, ob die Armee irgendwann mal existiert hat oder nicht? Was haben wir damit zu tun?«
»Viel, Arturo. Verstehst du denn nicht? Wenn das öffentlich wird, rennen die uns die Bude ein! Alle Welt wird wissen wollen, was an alldem dran ist. Schwärme von Journalisten, Forschern, Historikern â¦Â«
»Sombra, es kommen doch jetzt schon alle möglichen Leute hierher, um sich zu informieren und zu forschen. Das bringt uns viel Geld ein. Wir nehmen Eintritt und eine Gebühr für das Recht zu forschen. So können wir vielleicht irgendwann unsere Schulden zurückzahlen.«
»Aber bis jetzt suchen die Leute nichts Konkretes. Sie forschen über das Leben im Mittelalter, über seine Geschichte, seine Könige ⦠Das schadet keinem â¦Â«
»Ich kapiere nicht, worauf du hinauswillst. Was ist so gefährlich daran, wenn der General sagt, dass es im Mittelalter eine Armee gegeben hat, von der bisher keiner etwas wusste und deren Existenz von allen geleugnet wird. Was können Journalisten herausfinden, was wir nicht schon längst wissen?«
»Hör zu, Arturo ⦠Wenn in der Stiftung Leute herumlaufen, die etwas suchen, dann werden sie es am Ende auch finden. Sie werden in die Bibliothek gehen, sie werden in die Keller hinabsteigen und alles durcheinanderbringen, und am Ende werden sie sich sämtliche Informationen holen, die wir hier haben ⦠Und möglicherweise werden sie dabei auf gefährliche Dinge stoÃen.«
»Ich verstehe dich nicht. Was haben wir zu verbergen? Was gibt es hier in der Stiftung, das nicht bekannt werden darf?«
»Niemand darf in die Tiefen der Stiftung vordringen! Wir müssen es verhindern, egal wie!«
»Verhindern? Was denn?«
»Dass der General an die Ãffentlichkeit geht und aller Welt erzählt, was er gefunden hat! Wir müssen verhindern, dass bekannt wird, dass die Schwarze Armee existiert hat!«
»Dann stimmt es also? Es hat eine Schwarze Armee gegeben?«
»Das ist doch unwichtig. Was mir Sorgen macht, ist, dass die Leute das glauben. Man muss den General zum Schweigen bringen! Und du musst mir dabei helfen!«
»Hast du schon mit meinem Vater darüber gesprochen?«
»Dein Vater wird nicht auf mich hören. Er hat mit der ganzen Geschichte nichts zu tun.«
»Und ich? Ich hab was damit zu tun?«
Sombra zögert ein wenig, bevor er antwortet.
»Ja, Arturo, du hast etwas mit der Schwarzen Armee zu tun, und zwar eine
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