Das Reich der Traeume
Schnur, die wir zur Orientierung abgewickelt haben, und laufen zum Eingang zurück. Kurz darauf schlüpfen wir durch den Spalt in der groÃen Flügeltür nach drauÃen. Was wir dort sehen, verschlägt uns die Sprache.
»Stromber!«, rufe ich. »Was machen Sie hier?«
»Hallo, Arturo, hallo, Metáfora, hallo, Hinkebein«, begrüÃt er uns mit einem spöttischen Grinsen. »Hallo, alle zusammen!«
»Tut mir leid, ich hab getan, was ich konnte«, entschuldigt sich Cristóbal schuldbewusst.
»Wer hat Ihnen die Erlaubnis gegeben, hier einzudringen?«, frage ich.
»Erlaubnis?«, lacht Stromber. »Ich brauche keine Erlaubnis! Von heute an bin ich der neue Chef hier! Ich verwalte die Stiftung. Erinnerst du dich nicht?«
»Aber in den Kellerräumen haben Sie gar nichts zu sagen! Sie haben nur die Aufsicht über die oberen Etagen.«
»Was du nicht sagst! Dann habe ich mich wohl verlaufen. Dieses Gebäude ist so groà und hat so viele Korridore, dass man sich leicht verirren kann.«
»Sie haben sich nicht verirrt«, sagt Metáfora. »Sie wissen ganz genau, wo Sie sind.«
»Und wo bin ich? In der Stiftung? Im Mittelalter? Im Palast von Königin Ãmedi? Kannst du es mir sagen?«
»Sie verlassen jetzt auf der Stelle diesen Keller!«, sage ich. »Sie haben hier nichts zu suchen. Das ist Privatbesitz.«
Mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht nähert er sich dem Sarkophag.
»Früher oder später werde ich Herr über das alles sein«, sagt er. »Ich werde alleiniger Eigentümer der gesamten Stiftung sein! Ich werde alles besitzen, was sich über und unter dem Boden befindet! Ich wollte mir nur meinen zukünftigen Besitz mal ansehen.«
»Vergessen Sieâs, Stromber. Ihnen wird gar nichts gehören! Mein Vater wird bald wieder die Kontrolle über die Stiftung haben, verlassen Sie sich darauf! Das hier unten ist ein Vermögen wert! Damit werden wir die Schulden bei der Bank bezahlen!«
»Oder ihr werdet wegen Kunstdiebstahl ins Gefängnis wandern!«
»Wer ist hier der Kunstdieb? Sie doch wohl!«, werfe ich ihm vor.
»Du bist so naiv, mein Junge! Du hast nichts begriffen. Ich bin hierhergekommen, um König von Arquimia zu werden. Ich werde der neue König sein. Das Reich von Arquimia wird aus seiner Asche auferstehen!«
»Sie sind ja verrückt!«, ruft Metáfora aus. »Sie wissen nicht mehr, was Sie reden. Arquimia ist vor mehr als tausend Jahren untergegangen. Das alles ist im Mittelalter passiert und längst vorbei!«
»Da kann ich Ihnen nur teilweise zustimmen, junges Fräulein«, entgegnet Stromber. »Das Mittelalter existiert immer noch, wie ihr euch überzeugen konntet. Und ich bin nicht verrückt. Im Gegenteil. Ich möchte das Beste aus jener Epoche wieder aufleben lassen.«
»Und was ist Ihrer Meinung nach das Beste?«, fragt Hinkebein. »Was interessiert Sie so am Mittelalter? Die Reichtümer?«
»Die Arbeit der Alchemisten! Das ist es, was ich wieder aufleben lassen will. Genauer gesagt, die Arbeit des Arquimaes. Ich suche den Stein der Weisen, das Geheimnis des ewigen Lebens!«
Der Mann ist irre. Es gibt keine Unsterblichkeit, früher glaubte man vielleicht daran, als sich Wirklichkeit und Fantasie noch zu stark vermischten.
XIX
Gedanken an die Zukunft
U m Mitternacht , nachdem sie ihre hartnäckigen Verfolger erfolgreich abgeschüttelt hatten, befahl Königin Ãmedi, eine Pause zu machen. Viele von ihren Leuten waren so entkräftet, dass sie einschliefen, kaum dass sie sich auf dem Boden ausgestreckt hatten. Leónidas teilte die Soldaten zur Wache ein, für den Fall, dass der Feind wieder angreifen würde, und untersagte Feuerstellen, damit sie nicht weithin sichtbar wären. Einige nutzten die Zeit, um sich zu waschen, ihre Wunden zu versorgen, Wasser heranzuschaffen und etwas zu essen.
Arturo erfrischte sich mit einem Bad im Fluss. Nachdem er ein Stück Brot und etwas Dörrfleisch gegessen hatte, machte er einen Rundgang durch das Lager und sprach den Verwundeten Trost zu. Das Jammern und die Klagen der Leute zerrissen ihm beinahe das Herz. Viele tapfere Krieger waren auf dem Schlachtfeld gefallen, und diejenigen, denen die Flucht gelungen war, mussten jetzt die Folgen des Krieges tragen. Arturo fühlte sich schuldig, denn er wusste, dass dieser Krieg seinetwegen geführt
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