Das Reich der Traeume
gekämpft zu haben.
Die Karawane der Exilanten zog nach Norden. Der Feind war ihnen auf den Fersen und immer wieder quälte sie die eine Frage: Wohin würde das Schicksal sie führen?
Leónidas und seine Männer bildeten die Nachhut und sorgten dafür, dass ihre Verfolger, die immer weniger wurden, nicht zu nah an sie herankamen.
Am dritten Tag spürte Arturo plötzlich ein Jucken auf der Innenseite seiner rechten Hand. Er schreckte auf, streifte seinen Stulpenhandschuh ab und betrachtete die gerötete Haut. Er rieb sich die Handfläche, weil er meinte, das Jucken rühre daher, dass er das Schwert während des Kampfes zu krampfhaft gehalten hatte. Aber das Jucken lieà nicht nach, im Gegenteil, es wurde immer stärker.
Als die Karawane eine Stunde später fast die Ebene erreicht hatte, warf er wieder einen Blick auf seine Hand. Das Jucken war immer noch da, die schwarzen Buchstaben hatten sich zu einer Nachricht formiert: Ich will dich wiedersehen. Ich liebe dich.
In Arturos Kopf wirbelten die Gedanken nur so durcheinander. Bis jetzt hatte nur Alexia ihm auf diese Weise Botschaften geschickt. Alexia aber war tot, eingesperrt in einen Sarg, der neben ihm auf dem Karren lag. Wer sonst konnte ihm eine solche Botschaft zukommen lassen? Plötzlich erinnerte er sich an das Mädchen, das er aus seinen Träumen kannte ⦠oder aus seiner Erinnerung â¦. Wie hieà sie noch gleich? Ach ja, Metáfora ⦠Aber warum sollte ihm dieses Mädchen eine solche Botschaft schicken?
Insgeheim wusste Arturo jedoch ganz genau, von wem die Sätze stammten. Und vielleicht berührte er deshalb sanft mit den Fingerspitzen den Karren.
Als sie die Ebene erreichten, die sich bis zu den schneebedeckten Bergen erstreckte, hatte Arturo den Kopf voller Fragen. Wer war Metáfora? Wer war diese blonde Frau, die immer wieder in seinen Träumen auftauchte und Königin Ãmedi so ähnlich sah? Wer war dieser Mann namens Arturo, der behauptete, sein Vater zu sein? Doch eine Frage beschäftigte ihn noch mehr als alle anderen: Wer bin ich? Woher komme ich? Gehöre ich dieser Epoche an oder stamme ich aus einer anderen Welt? Warum besitze ich jene Macht, die mir die Schrift auf meinem Körper verleiht?
Er schloss zu Arquimaes auf und ritt neben ihm her. Und endlich stellte er ihm die Frage, die ihn so sehr quälte: »Meister, wer bin ich?«
»Du bist Arturo Adragón und musst den Weg gehen, den dir das Schicksal vorgezeichnet hat«, antwortete der Alchemist. »Du hast einen Kampf für die Rettung der Gerechtigkeit geführt. Alle werden sich an den Heldenmut erinnern, mit dem du gekämpft hast.«
»Das beantwortet nicht meine Frage. Ihr erzählt mir, was ich getan habe, aber Ihr sagt nichts über meine Herkunft. Wer bin ich?«
»Alles, was du getan hast, deutet darauf hin, dass du ein tapferer Held bist, vom Schicksal dazu auserwählt, auÃergewöhnliche Dinge zu vollbringen. Du bist hier aus einem Grund, den wir nicht kennen, der sich uns aber früher oder später erschlieÃen wird. Du bist die wichtigste GröÃe in meinem Plan. Mit deiner Hilfe wird sich unsere Welt verändern.«
»Aber warum gerade ich? Ihr seid viel besser darauf vorbereitet, auÃergewöhnliche Dinge zu vollbringen und dieses Reich zu gründen, von dem Ihr sprecht. Ich bin nichts weiter als ein â¦Â«
»Ein Ritter! Wir wissen, dass du ein Ritter bist, der nicht gezögert hat, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um Ãmedis Reich zu verteidigen. Ein Ritter, der uns nun helfen wird, Arquimia zu gründen, ein Reich der Gerechtigkeit, damit unsere Kinder in einer besseren Welt leben können. Das bist du. Das ist es, was wir von dir wissen.«
Zufrieden lauschte Arturo den Worten seines Meisters. Doch so ganz vermochten sie seine Zweifel nicht zu zerstreuen.
»Wir wissen auch, dass du dich mit einer ganz besonderen Kraft ans Leben klammerst. Alle, die dich töten wollten, sind gescheitert. Erinnerst du dich daran, wie Morfidio dir in jener Nacht im Turm von Drácamont seinen Dolch in den Bauch gestoÃen hat? Und wie dich Herejios Flammen eingehüllt und beinahe verbrannt haben? In dir ruht eine ganz besondere Kraft, und sie sagt viel über dich aus ⦠Ja, Arturo, ich glaube, wir wissen, wer du bist. Und du weiÃt es auch.«
* * *
Nach drei Tagen erreichte die Karawane den Gipfel eines Hügels. Die Emedianer
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